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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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weiterdenken sollte, nicht nur an das Nächstliegende, den Kurs. Und da wurde ihr mit einemmal klar, wie verrückt das war. „Aber das würde bedeuten...“, sagte sie staunend.
    „Jetzt hast du’s begriffen, ja? Das bedeutet, daß der Beteigeuze inzwischen mehr als zwei Drittel seines Volumens verloren hat, ohne daß von der Erde aus das geringste festzustellen war!“ Atacama dachte einen Moment lang nach, dann schüttelte sie den Kopf. „Danke, ich wollte nur wissen, ob du zu den gleichen Schlußfolgerungen kommst wie ich.“
    „Sollte er nicht einen dunklen Begleiter haben?“ fragte Delawara.
    „Ach ja“, meinte die CE. „Sogar noch mehr. Erstens eine kleine schwarze Zwergsonne, Durchmesser zwischen drei- und vierhunderttausend Kilometer, strahlt noch ein bißchen im infraroten Bereich, ihr Abstand vom Beteigeuze liegt in der Größenordnung von zehn Milliarden Kilometern. Und der Zwerg hat noch einen Planeten, vielleicht ist es auch bloß ein Mond; wird sich herausstellen, wenn wir das System mit unseren eigenen Impulsen vermessen. Alle drei Körper befinden sich in einer Ebene, auf die wir fast senkrecht hinabblicken. - Aber du berechnest mir jetzt erst mal einen Annäherungskurs mit zehn g . Und behalte die Peilung im Auge.“
    „Kurs mit Landung auf dem Planeten?“ fragte Delawara.
    Atacama zögerte einen Augenblick. „Lieber wäre mir einer der Librationspunkte der Bahn des Zwergs, da müßte ja auch genügend Masse sein für die Arbeit unserer Basisgruppe... Mach mal zwei Varianten und vergleiche, welche effektiver ist.“
    Delawara fühlte sich hochgestimmt wie nach einem bestandenen Examen. Sie war also auf Anhieb fast zu den gleichen Resultaten gekommen wie ihr großes Vorbild. Einen flüchtigen Gedanken verschwendete sie noch an ihren Freund Elber, der natürlich als Planetologe die Variante mit der Landung bevorzugen würde. Er konnte ja nicht so direkt an den aufregenden Entdeckungen teilnehmen wie sie, und deshalb tat er ihr ein bißchen leid; aber es war ja nun mal die Aufgabe seiner Basisgruppe, den Treibstoff für den Rückflug zu beschaffen. Und dann begann sie mit den Berechnungen.
    Sie ließ sich dabei auch nicht stören, als zuerst Rila und eine Viertelstunde später Gibralt sich meldeten und von Atacama mit Aufgaben eingedeckt wurden: die Justierung der arbeitenden
    Meßgeräte prüfen, weitere spezielle Meß- und
Beobachtungsaggregate anschließen und in Gang setzen, ein rundes Dutzend fürs erste - genug zu tun für viele Stunden.
    Endlich standen die Resultate auf dem Schirm, und sofort trat auch Atacama zu ihr. „Schon fertig?“ fragte sie.
    „Mit zehn g müßte es gehen“, berichtete Delawara, „der Energieverbrauch für Antrieb und autonomes Schwerefeld plus Schutzschirm ist nicht zu hoch. Beschleunigung etwa drei Siebentel des Weges, dann Bremsung, da brauchen wir keinen Schutzschirm mehr. Die Annäherungszeit beträgt zweiundzwanzig Tage, die maximale Geschwindigkeit knapp ein Drittel der Lichtgeschwindigkeit.“
    „Und die beiden Varianten?“
    „Unterscheiden sich kaum - allerdings fehlen dafür noch genauere Angaben über den Planeten. Aber jedenfalls ist der nachlaufende Librationspunkt näher, doch dafür können wir die Basisfähre am Planeten mit größerer Geschwindigkeit entlassen. Mein Vorschlag: Jetzt erst einmal einen Mittelkurs steuern und dann in etwa sieben Tagen eine Kurskorrektur nach der einen oder anderen Richtung vornehmen. Der Aufwand wäre minimal.“
    „Gut“, sagte Atacama, „sehr gut, ich möchte auch Woleg nicht übergehen. Den Kurs hast du so eingegeben?“ Delawara nickte aufgeregt. Atacama begann die Startsicherung einzuschrauben.
    „Wollen wir nicht warten, bis alle wach sind?“ fragte Delawara.
    „Wozu?“ entgegnete die CE. „Kostet uns nur Zeit.“
    Auf einem bisher dunklen Teil der Armaturen begannen die Lichter zu spielen, sonst war nichts zu bemerken. Die Antriebe arbeiteten.
    „Wir brauchen jede Sekunde“, erklärte Atacama. „Paß mal auf, du hast inzwischen keine Zeit gehabt weiterzudenken, sonst wärst du auch schon darauf gekommen. Wenn zwei Drittel des Volumens verschwinden, ohne daß das von Emissionen begleitet wird, die dieser Größenordnung angemessen wären, dann ist das doch eine prinzipiell neue, bisher ganz unbekannte Erscheinung in der Sternentwicklung, die in keine Theorie paßt. Ich möchte sie einen schwachen Kollaps nennen. Und wenn wir weiter nichts nach Hause bringen als genauere Angaben über diese
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