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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Kommando über die Expedition.“
    Atacama erhob sich. „Die weiteren Erweckungen in dieser Reihenfolge: zuerst Dela, danach Ri und Gibbi, dann nach Belieben!“
    Für Delawara war die Viertelstunde vom Aufwachen bis zu dem Augenblick, da sie sich an ihr Pult setzte und der CE ihre Bereitschaft meldete, ganz von dem berauschenden Gefühl des Triumphs erfüllt. Zuerst erschreckte sie diese Aufwallung, aber dann sagte sie sich, die nüchterne, sachliche, unerschütterlich geduldige Arbeit, die man von ihr gewohnt war, würde sie leisten, wenn sie wieder an ihrem Pult säße - jetzt wollte sie diese ungestüme, fast wilde Freude genießen, daß sie es geschafft hatte, daß sie mit ihren dreißig Jahren dabei war.
    Sie hätte es in der Vorbereitungsperiode ohne große Enttäuschung hingenommen, wenn die Wahl auf einen ihrer Mitbewerber gefallen wäre - wer kannte sich schon aus in der geheimnisvollen Mathematik der Psychologen, die bei sonst gleichen Voraussetzungen das letzte Wort hatten! Auch nachdem die Entscheidung gefällt war, hatte sie sich nicht uneingeschränkt freuen können - es wäre ihr schäbig vorgekommen gegenüber den Zurückgestellten, ihren Doubles bis zum Start.
    Übrigens war die Entscheidung bei ihr zuletzt gefallen. Bei ihr und bei Elber. Sicherlich hatten sie möglichst lange beobachten wollen, wie und wohin sich ihre aufkeimende Freundschaft entwickeln würde. Ob sie was herausgekriegt hatten? Sie, Delawara, wußte es jedenfalls auch jetzt noch nicht, wie es um sie beide stand. Sie mochte diesen manchmal spintisierenden, manchmal dickköpfigen Planetologen, vielleicht weil er in vielen Dingen das Gegenteil von ihr war, aber im Augenblick war er ihr sogar ziemlich gleichgültig, sie würde sich genauso grenzenlos freuen, wenn er nicht dabei wäre, und viel wichtiger war ihr überhaupt die Chefin, Atacama, zu der sie immer aufgeblickt hatte wie zu einem fernen Stern, schwärmerisch in den jüngeren Jahren, bewußt und kritisch nachstrebend, seit sie ihren Beruf ausübte. Ihre Achtung, so fühlte sie jetzt, würde ihr mehr bedeuten als alle Freundschaften der Welt.
    Galt sie, Delawara, nicht sonst als kühl und beherrscht, und hatte sie diese Meinung nicht auch selbst von sich gehabt? Und nun hätte sie jubeln mögen, allein wegen der Aussicht, unter Atacamas Leitung zu arbeiten und Anteil zu haben an den sicherlich ganz wesentlichen neuen Erkenntnissen, die ihnen bevorstanden.
    Aber davon sollte niemand etwas merken, nahm sie sich vor - bis auf Hirosh, der es sicherlich schon auf seinem Psychogramm gesehen hatte und der sie jetzt lächelnd freigab.
    Die paar Schritte bis zu ihrem Pult reichten ihr doch nicht aus, sich zu sammeln, aber als sie sich gesetzt und die Finger ruhig auf die Tastatur gelegt hatte, genügte eine Sekunde, und sie war konzentriert wie immer. „Bereit zum Einsatz!“ meldete sie.
    „Überwache die Peilung!“ sagte Atacama. „Ich komme gleich zu dir.“
    Delawara schaltete. Der Bildschirm flammte auf, blieb aber, wie erwartet, leer. Auf dem kleinen Sichtfenster ließ sie die Aufzeichnung zurücklaufen, der Peilstrahl war seit dem Austritt aus dem Transitfenster vor einer Stunde automatisch ausgesandt worden, kein Reflex war festzustellen, alles frei also. Noch driftete das Raumschiff antriebslos in Richtung Beteigeuze, aber nun würde Atacama wohl nicht mehr lange warten mit der Festlegung des Kurses.
    Da kam sie schon. Ihre Augen blitzten vergnügt. „Der Beteigeuze stellt uns die erste Denkaufgabe“, sagte sie. „Nach der Transittrasse müßten wir hundert Milliarden Kilometer von ihm entfernt sein, nach seiner Parallaxe aber hundertfünfzig. Entweder war die Transittrasse falsch berechnet, oder der Beteigeuze hat einen kleineren Durchmesser, als die früheren Messungen ergeben haben. Um ein Drittel kleiner. Wonach richten wir uns also bei der Kursfestlegung?“
    Delawara verstand die Frage als Aufforderung, laut zu denken. Sicherlich hatte die CE schon eine Meinung und wollte nur prüfen, wie sie, Delawara, mit dem Widerspruch zurechtkam. Bereitwillig ging sie darauf ein.
    „Die Transittrasse ist unabhängig vom Ziel“, sagte sie. „Wenigstens war das bei den rund hundert Transitunternehmungen bisher immer so. Aber die letzte Vermessung des Beteigeuze fand vor zwanzig Jahren statt, also noch vor dem Ausbleiben der Leuchtkraftschwankungen. Ich würde mich auf die Transittrasse verlassen.“
    Atacama nickte lächelnd, schwieg aber.
    Delawara begriff, daß sie
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