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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition)
Autoren: Daria Verner
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wartete unbeteiligt hinter dem Mädchen. Sie kam noch näher auf Gloria zu – viel zu nah.
    »Na, was wollen wir wohl?« Sie zog naiv ihre Augenbrauen hoch und wartete auf eine Reaktion. Die Drei wollten mit ihr spielen, so viel schien klar. Und sie gierten nach Geld, auch das war sicher. Gloria fühlte mit den Fingerkuppen über die Hosentasche ihrer Jeans. Hier befanden sich die Scheine, die sie aus der Schublade ihrer Kommode genommen hatte. »Wir haben keine Zeit für Spielchen!« Ihre Worte packten Gloria mit einer Wucht unbändiger Angst. Die Miene vor ihr wirkte eiskalt und – daran bestand kein Zweifel – gefährlich! »Ich hab´ nicht viel!« Es klang nach einer simplen Rechtfertigung, mit der sich dieses Mädchen niemals abgeben würde.
    Konnten Frauen genauso brutal sein wie Männer? »Na mach´ schon!« Ihre Stimme hallte laut und bedrohlich. Noch im gleichen Moment schubsten Gloria zwei Hände gegen die Hauswand und pressten sie dagegen. Ängstlich glitten Glorias Finger in ihre Hosentasche und holten die Scheine darin hervor: 45 Euro. Der junge Typ neben ihr schubste sie heftig zur Seite. »Willst du uns verarschen?« Noch im selben Moment packte er Gloria an der Schulter und riss ihr den Rucksack vom Rücken. »Auspacken!« Er warf ihn vor ihre Füße.
    Nachdem Gloria nicht schnell genug nach ihrem Rucksack gegriffen hatte, erledigte das schon das Mädchen. Kopfüber schüttete sie den Inhalt auf das dunkle Kopfsteinpflaster. Demonstrativ behielt sie den leeren Rucksack in den Händen und schaukelte ihn langsam wie ein Pendel, ehe sie ihn zur Seite fortwarf. Mit den Schuhen traten sie ihre Sachen auseinander. Aber bis auf das alte Buch und ein paar anderen Kleinigkeiten war nichts dabei. Das Mädchen hob das Buch auf und betrachtete es. Der Blonde dahinter nahm es ihr aus der Hand, um es zu begutachten… »Was willst du mit dem alten Schinken?« Er blickte Gloria in die Augen, ehe er das Buch auf den Boden fallen ließ.
    Mit einem heftigen Ruck packte sich das Mädchen plötzlich Gloria und stieß sie erneut – nur dieses Mal noch fester – gegen die Wand. Ihr Kopf klaffte dabei gegen den harten Putz. »Rück´ sofort deine Kohle raus, du Miststück!«
    Sie schrie es Gloria ins Gesicht, der daraufhin Tränen in die Augen schossen. Schnell suchte sie mit zittrigen Fingern nach ihrem Portemonnaie, klappte es auf und holte zwei Zwanziger Scheine, zwei Zehner und einen Fünfer heraus. Ehe Gloria sie überhaupt in die Hände nehmen konnte, grabschte ihr das Mädchen diese aus den Fingern. »Ist das alles, oder was?« Sie klang extrem aggressiv. »Ich hab´ nicht mehr…« Und dann passierte es – ohne Vorwarnung erfasste sie ein heftiger Schlag ins Gesicht! Augenblicklich schoss ihr Kopf nach hinten und sie hielt sich schützend die Hände davor. Erneut kamen ihr die Tränen.
    Gloria fühlte, wie Hitze durch ihren Körper strömte. Ihre Lippe tat entsetzlich weh und noch im selben Moment nahm sie den Geschmack des eigenen Blutes wahr. Jemand riss ihr das Portemonnaie aus den Händen, ehe man von ihr abließ. Gloria blinzelte und sah leicht benommen, wie die Gruppe den Inhalt ihrer Geldbörse auf den Kopf stellte. Krankenkassenkarte, Perso – alles steckten sie ein. Nur die Fotos, die Gloria immer bei sich trug, warfen sie desinteressiert auf den Boden.
    »Hey…« Ein strahlendes Lächeln durchflutete das Gesicht des Mädchens. Sie hielt Glorias EC-Karte zwischen Ring- und Zeigefinger und wedelte damit in der Luft herum. Glorias Gedanken krochen zäh durch ihr Hirn. Irritiert sah sie die Drei an. »Du willst doch bestimmt nicht noch einmal eine Kostprobe haben, dass wir es ernst meinen, oder?« Dieses Mal hatte sich der Typ zu Wort gemeldet. Ängstlich schaute Gloria in seine ausdruckslosen Augen. »Wir haben keine Lust, ewig zu warten!« Das war wieder die Stimme des Mädchens. Als würde jemand sämtliche Nervenbahnen in Glorias Kopf abklemmen, begriff sie nur zeitverzögert, was sie von ihr wollten. Und selbst, als Gloria es kapiert hatte, wusste sie nicht, ob sie sich von der Stelle rühren sollte. Zu festgewachsen schienen ihre Füße mit dem Bürgersteig zu sein.
    »Na, mach´ schon!« Das Mädchen zog Gloria an ihrer Jacke und schubste sie in die Richtung, die sie ihr eben noch gemeinschaftlich versperrten. Kaum am Ende der schmalen Straße angekommen, zog sie der Blonde eng an sich und presste sie sachte gegen eine Hauswand. Er sprach ganz leise und langsam: »Du gehst jetzt da rein, holst
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