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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition)
Autoren: Daria Verner
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die Verse erneut. ‹ Was der Tote zuvor dir gegeben, sieh die Fetzen des Lebens sich neu verweben.› Ihre Mutter hatte ihr so viel gegeben. Sie war nicht nur ihre Mum, sondern auch ihre Freundin. Von beiden – ihrer Mutter wie ihrem Vater – hatte sie sehr viel gelernt. Aber bei Gloria woben sich keine Fetzen neu zusammen. Das Loch, das der Tod ihrer Mutter gerissen hatte, würde nie wieder zusammenwachsen!
    Schon komisch, dass ihr ausgerechnet solch ein Buch in die Hände fiel. Aber es war ein schönes Gedicht. – Weil es sich mit ihren Sorgen auseinandersetzte, sie aber selbst nichts von sich preisgeben musste – so wie es zu Hause alle von ihr erwarteten. Gloria klappte das Buch zu und sah wieder auf den Rhein. Als es halb sechs Uhr abends wurde, wirkte sie endgültig frustriert. Diesen Tag hatte sie sich grundlegend anders vorgestellt. Gloria fand eine Cocktail-Bar und ging hinein. Sie bestellte einen Caipirinha und beobachtete die Leute um sich herum. Fast eineinhalb Stunde saß sie dort. Für gewöhnlich lernte Gloria rasch nette Leute kennen. Doch hier in Düsseldorf, wo es nur so wimmelte vor jungen Mädels und Typen, kam sie mit niemandem ins Gespräch. Sie bestellte ihren vierten Cocktail. Und nach insgesamt zwei Stunden merkte Gloria, dass sie keinen einzigen Schluck mehr trinken durfte, wenn sie noch in der Lage sein wollte, sich zurück zum Hotel zu schleppen!
    Ihr erster Tag in Düsseldorf war einfach nur mies! Besser konnte man es nicht ausdrücken. Gloria krochen die Gedanken zäh durch den Kopf und sie konzentrierte sich auf die Reling, die den Rhein entlangführte. Dieser Reling musste sie einfach nur folgen bis es nicht mehr weiterging… Auf dem Hotelzimmer angekommen, legte Gloria sich aufs Bett und schloss die Augen. Dieser Tag war geschafft – oder hatte der Tag sie geschafft?
    Am nächsten Morgen erwachte Gloria spät – es war schon halb elf. Sie hatte sich noch nicht darum gekümmert, wo sie die nächste Nacht verbringen konnte. Kurzerhand rief Gloria über das Zimmertelefon bei der Rezeption an und erkundigte sich, wie viel es kostete, zu verlängern. Ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie den regulären Preis hörte: 113 Euro! Oh Gott . In Nullkommanichts checkte sie aus und lief Richtung Altstadt, um dort ein Internetcafé aufzustöbern.
    Dieses Mal hatte sie wenig Glück: Wegen einer Messe waren bereits alle günstigen Unterkünfte ausgebucht. Gloria fand ein 3-Sterne-Hotel in der Nähe des Bahnhofs. Leider war es nicht möglich, gleich zwei Tage zu reservieren. Notfalls würde sie einfach die Nacht durchmachen und sich mittags in die Sonne legen. Als Gloria zufällig an einem Laden namens ‹Stone› vorbeikam, stach ihr ein Plakat ins Auge: Gleich mehrere Bands gaben Konzerte – ab 20:00 Uhr. Keiner der Bandnamen sagte ihr etwas, aber Live-Musik bildete einen Garant, um neue Leute kennen zu lernen und somit war der Abend geritzt. – Hierher würde sie zurückkommen…
    Gloria schlenderte zu einem Park und setzte sich in die Sonne. Auf der Mailbox ihres Handys befanden sich neun Anrufe ihres Vaters. Er war außer sich! Sie schickte ihm kurzerhand eine SMS, denn er sollte zumindest wissen, dass es ihr gut ging. Gloria griff nach ihrem Rucksack und nahm erneut das mysteriöse Buch zur Hand. Sie schlug die dritte Seite auf, las das letzte Gedicht noch einmal durch und blätterte um. Doch es stand nichts Lesbares auf dieser Seite. Und so blöd es sich anhörte; Gloria war zwar irritiert, rechnete jedoch fest damit, dass sich in den nächsten Tagen auch auf jener Seite etwas tat.
    Sie steckte das Buch zurück in den Rucksack und nutzte es als Kopfkissen. Auf einer Parkbank ließ sie sich die Sonne wohltuend ins Gesicht scheinen… Die Zeit verging, tausend Gedanken kurvten durch ihren Kopf und Gloria machte sich früher als geplant auf den Weg zurück in die Altstadt.
    Im Stone war anfangs nicht viel los. Doch allmählich füllte sich der Laden. Es herrschte eine nette Atmosphäre und als es losging, standen alle dicht gedrängt vor der Bühne. Ein stilechter, alter Punk hing die Gitarre um den Hals und wurde mit Jubel und Beifall empfangen. Der Mann brachte mehr Power auf die Bühne als Gloria gedacht hätte. Sein erster Song hieß ‹Only one flavour› und so wie das Publikum von Anfang an mitfeierte, war der Gitarrist kein Unbekannter. Gloria klatschte begeistert mit! Sie genoss die Stimmung und war sich hundertprozentig sicher, mit ihrer Reise nach Düsseldorf das
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