Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller
Autoren: Tom Wood
Vom Netzwerk:
Pistole auf die andere Seite, sprang ab, bekam den Maschendraht auf halber Höhe zu fassen, stieß sich mit den Füßen ab. Das letzte Stück legte er im Klettern zurück, hielt sich mit der einen Hand fest, während die Finger der anderen versuchten, sich wenige Zentimeter weiterzuhangeln. Diesen Vorgang wiederholte er immer wieder, so schnell wie nur möglich, und stemmte sich mit den Füßen pausenlos nach oben.
    Der Zaun war mit einer Lage Stacheldraht gekrönt, aber er hatte keine Wahl. Er schwang den rechten Ellbogen hinauf. Scharfe Metallklingen schnitten durch seine Kleider und sein Fleisch. Victor ignorierte den Schmerz, drückte sich mit den Füßen weiter nach oben, bekam seinen linken Ellbogen ebenfalls auf den Zaun und schwang dann den Rest seines Körpers hinüber.
    Er ließ sich fallen. Der Stacheldraht zerriss die Ärmel seiner Jacke, sein Hemd und die Haut darunter. Sobald seine Füße den Boden berührten, rollte er sich ab, um den Aufprall abzumildern. Die regennasse Erde war mit Steinen übersät.
    Regenwasser und Blut hatten seine Finger klebrig werden lassen. Er konnte sie nicht mehr fühlen. Dann suchte er die Beretta, nahm sie in beide Hände, drehte sich um und stützte sich auf ein Knie. Siebzig Meter entfernt, auf der anderen Seite des Zauns, stand die Häuserzeile mit den Handwerksbetrieben. In Tausenden Regentropfen spiegelte sich das Mondlicht. Kein Mensch war zu sehen.
    Er hörte das leise Klacken eines schallgedämpften Schusses und sah die Funken fliegen, als die Kugel einen Zaunpfahl streifte, aber den Schützen sah er nicht. Zu viele Möglichkeiten, in Deckung zu gehen, zu viele Schatten. Er konnte wirklich überall sein. Womöglich schlich er – oder die anderen – sich im Schutz der Dunkelheit bereits näher, um es aus kürzerer Distanz noch einmal zu versuchen.
    Victor sprang auf und rannte los, hoffte, dass die beiden, die bisher auf ihn geschossen hatten, seine einzigen Verfolger waren, und wusste gleichzeitig doch sehr genau, dass ein Dritter vermutlich bereits einen Bogen geschlagen hatte, um ihm den Weg abschneiden zu können. Einer war beim Renault geblieben, um nach Überlebenden zu suchen, sich um die Indizien zu kümmern und Verstärkung anzufordern. Vielleicht hatte Victor ja Glück gehabt und einen seiner Feinde im Peugeot getroffen. Vielleicht. Aber Victor glaubte nicht an Glück.
    Der Mond schien so hell, dass Victor den Boden erkennen konnte, aber die vielen Furchen und Steine waren nicht zu unterscheiden. Er stolperte und torkelte, konnte die Arme immer noch nicht benutzen und wusste genau, dass jeder, der ihn verfolgte, schneller vorankam als er.
    Da tauchte vor ihm ein Fabrikgebäude auf. Kein Licht. Nachdem er noch ein Stück näher gekommen war, sah er die riesigen Löcher in dem schräg geneigten Wellblechdach. Stillgelegt. Dem Verfall preisgegeben. Hier konnte er zwar kein Auto stehlen, aber vielleicht fand er wenigstens etwas Scharfes, um die Plastikfesseln zu durchtrennen.
    Er rannte weiter. Der Regen durchnässte seine Kleider, seine Haare, seine Haut. Jetzt hatte er den höchsten Punkt des Brachlands erreicht, und das Gelände neigte sich hin zu einer ebenen Asphaltfläche, die das Fabrikgebäude umgab. Grashalme zwängten sich zwischen den Ritzen hervor. Das Gebäude war weit über hundert Meter lang und zehn Meter hoch. Dort begann das Schrägdach, das auf der anderen Seite und noch einmal sechs Meter höher endete. In der Backsteinmauer befanden sich riesige, rechteckige Fenster, die jeweils aus Dutzenden kleineren, vielfach zerbrochenen Scheiben bestanden.
    Victor lief auf das Gebäude zu und an der Außenwand entlang, geduckt, suchte nach einer Möglichkeit, ins Innere zu gelangen. Hier draußen würden die Israelis durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit über kurz oder lang die Oberhand gewinnen. Aber innen konnte er ihnen möglicherweise ausweichen oder sich so lange versteckt halten, bis sie gezwungen waren, den Rückzug anzutreten. Falls er endlich seine Hände frei bekam. Die Fenster kamen nicht infrage. Er müsste erst ein paar Scheiben einschlagen, um ein Loch zu schaffen, durch das er hindurchpasste, aber mit gefesselten Händen konnte er sich nicht emporziehen. Und die Kidon rückten Sekunde um Sekunde näher.
    Da kam er an eine Doppeltür. Er untersuchte das Vorhängeschloss. Edelstahl, sehr robust. Selbst wenn er alle vier seiner kostbaren noch verbliebenen Patronen dafür opferte, würde es sich nicht knacken lassen. Er schlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher