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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day
Autoren: David Baldacci
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rollte über den Asphalt.
    Dreißig Minuten später stieg Puller in einen Mietwagen, verließ das Flughafengelände und lenkte das Fahrzeug westwärts durch eine grüne Hügellandschaft in Richtung Kansas. Die Luft war still und heiß, doch Puller ließ die Klimaanlage aus. Er bevorzugte unverfälschte Naturluft, ob heiß oder nicht.
    Barfuß maß Puller genau eins achtundachtzig. Das wusste er deshalb so gut, weil sein Dienstherr, die Armee der Vereinigten Staaten, ihr Personal sehr genau maß. Er wog dreiundneunzig Kilo. Nach der Größe-Gewicht-Alter-Tabelle der Armee hätte man ihm bei seinem Alter von fünfunddreißig Jahren fünf Kilo Übergewicht vorwerfen können. Aber niemand, der sich John Puller anschaute, wäre auf diesen Gedanken verfallen. Falls es an ihm ein Gramm Fett gab, hätte man es mit der Lupe suchen müssen.
    Puller war größer als die meisten Infanteristen und fast alle Armee-Ranger, mit denen er schon gedient hatte. Das hatte Vor- und Nachteile. Er hatte lange, durchtrainierte Muskeln von außergewöhnlicher Kraft und Belastbarkeit. Die Schattenseite war, dass er ein weit größeres Ziel bot als der Durchschnitt.
    Auf dem College war er ein erstklassiger Sportler gewesen, und er machte noch heute den Eindruck, als könnte er jeden Samstag auf dem Spielfeld antreten. Allerdings hatten ihm schon immer die Schnelligkeit und Beweglichkeit gefehlt, die man benötigte, um es bis in die National Football League zu schaffen; aber das war auch nie sein Ehrgeiz gewesen. John Puller hatte es immer nur dazu gedrängt, die Uniform der US Army zu tragen.
    Heute allerdings trug er keine Uniform. Er zog sie nie an, wenn er ein Militärgefängnis aufsuchte.
    Er fuhr an einem Hinweisschild vorbei, das auf die einstige Route der Lewis-und-Clark-Expedition verwies. Dann kam die blaue Brücke in Sicht. Nachdem er sie überquert hatte, befand er sich in Kansas, kurz vor Fort Leavenworth.
    Schließlich hielt er am Hauptkontrollposten, wo ein Militärpolizist sich seinen Ausweis anschaute und das Fahrzeugkennzeichen notierte. Dann salutierte der Wachposten vor Oberstabsfeldwebel John Puller. »Danke, Sir«, sagte er schneidig. »Sie können weiterfahren.«
    Puller fuhr die Grant Avenue entlang, während aus dem Autoradio ein Eminem-Song wummerte, und betrachtete die Überreste der alten Zwingburg. Man sah noch Überbleibsel der Drahtkuppel, die das Gefängnis früher überspannt hatte. Sie war damals angebracht worden, um zu verhindern, dass Insassen per Hubschrauber befreit wurden. Die Army versuchte an alles zu denken.
    Nach knapp drei Kilometern erreichte er die neue USDB -Vollzugsanstalt. Irgendwo im Hintergrund gellte der Pfiff einer Eisenbahn. Vom nahe gelegenen Sherman-Armeeflugfeld hob eine Cessna ab. Ihr bulliger Bug und die dicken Tragflächen kämpften mit Seitenwind.
    Puller parkte und ließ den Großteil seiner persönlichen Gegenstände im Wagen, auch seine Dienstwaffe, die SIG P228, die bei der Armee M11 hieß. Während des Fluges hatte er die Waffe in einem Hartschalenköfferchen aufbewahrt. Eigentlich sollte er sie jederzeit bei sich tragen, doch Puller kam es wenig ratsam vor, ein Gefängnis bewaffnet zu betreten, ob er nun dazu berechtigt war oder nicht. Im Gebäude müsste er die Pistole sowieso einschließen lassen. Aus offensichtlichen Gründen durfte niemand Waffen in jene Bereiche mitnehmen, in denen sich Strafgefangene aufhielten.
    Am Scannerportal stand ein gelangweilter junger Militärpolizist Wache. Obwohl Puller wusste, dass es so etwas nicht gab, hatte er den Eindruck, der Soldat wäre schnurstracks aus einem Umerziehungslager für Jugendliche auf diesen Posten geschickt worden.
    Puller legte ihm den Führerschein und die übrigen Papiere vor. Der pausbackige MP beäugte die Ausweiskarte und den Dienstausweis, der John Puller als Spezialagenten der CID identifizierte, der Militärstrafverfolgungsbehörde der US Army. Auf dem Ausweis bildete der sitzende Adler mit dem nach rechts gewandten Kopf den Mittelpunkt. Seine großen Klauen ruhten auf dem Oberrand des Wappenschilds. Das sichtbare Auge hatte einen bedrohlichen Blick, und der kräftige Schnabel schien bereit zum Zuhacken zu sein.
    Der MP salutierte und heftete den Blick auf den hünenhaften, breitschultrigen Mann, den er vor sich sah.
    »Sind Sie aus dienstlichem Anlass hier, Sir?«
    »Nein.«
    »John Puller junior? Sind Sie verwandt mit …?«
    »Er ist mein Vater.«
    Auf dem Gesicht des jungen MP erschien ein beinahe
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