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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day
Autoren: David Baldacci
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verdutzt. Niemand war zu sehen. Es schien, als hätte sich die Tür von allein geöffnet. Reed senkte den Blick. Ein Zwergcollie beäugte ihn. Die spitze Schnauze und die buschigen Hinterbeine schwenkten von einer Seite zur anderen. Offenbar hatte das Tier die Tür mit der Nase aufgeschoben.
    Reed, obwohl Postbote, hatte Hunde gern und hielt selbst zwei. »Na, Freundchen?« Er ging in die Hocke. »Hallo.« Er kraulte dem Hund die Ohren. »Ist jemand zu Hause? Oder willst du die Empfangsbescheinigung unterschreiben?«
    Als Reed die Nässe im Fell des Tieres spürte, dachte er zuerst an Hundepisse und zog die Hand ruckartig zurück. Doch als er auf den Handteller blickte, sah er eine rote, klebrige Flüssigkeit, die vom Körper des Collies stammte.
    Blut.
    »Bist du verletzt, Kleiner?« Er tastete den Hund ab. Da war noch mehr Blut, aber keine sichtbare Wunde. Reed schüttelte verwundert den Kopf. »Zum Teufel«, murmelte er, »was hat das zu bedeuten?« Er richtete sich auf und legte eine Faust auf den Türknauf. »Hallo? Ist da jemand? Hallo?«
    Unschlüssig ließ Reed den Blick schweifen. Dann schaute er wieder auf den Hund. Das Tier sah mit traurigen Augen zu ihm hinauf. Erst jetzt wurde Reed bewusst, dass der Hund kein einziges Mal gebellt hatte. Seltsam. Reeds zwei Kläffer schlugen schon Alarm, wenn jemand vor der Haustür stand.
    »Scheiße«, entfuhr es ihm. Dann rief er noch einmal: »Hallo? Ist alles in Ordnung?«
    Wieder keine Antwort. Kurz entschlossen schob Reed sich ins Haus. Drinnen war es warm, beinahe schwül. Ein unangenehmer Geruch ließ ihn die Nase rümpfen. »Hallo? An Ihrem Hund ist Blut. Ist hier alles in Ordnung? Melden Sie sich doch.«
    Er wagte sich noch ein paar Schritte vor, durchquerte den schmalen Vorraum und lugte im Flur um die Ecke in ein kleines Wohnzimmer.
    Und erstarrte.
    Dann warf er sich herum und rannte los, würgend, keuchend.
    Einen Moment später flog die hölzerne Haustür weit auf. Der Türgriff schlug eine Beule in die Trockenmauer. Ein Fußtritt öffnete die Glastür mit solcher Wucht, dass sie gegen das Metallgeländer an der linken Seite der Veranda prallte und das Glas zerbarst. Von der obersten Stufe der Eingangstreppe sprang Howard Reed geradewegs auf den Kies der Zufahrt. Tief kerbten seine Absätze sich in den Untergrund. Er schwankte, sank auf die Knie und erbrach das wenige, das er im Magen hatte. Keuchend raffte er sich hoch, taumelte zum Auto, hustete und würgte, schrie den Schock und das Grauen heraus.
    An diesem Tag sollte Howard Reed es nicht mehr bis in die Dollar Bar schaffen.

 
    2
    Aus mehreren hundert Metern Höhe blickte John Puller durch das Fenster auf den Bundesstaat Kansas. Er neigte sich näher ans Fenster heran, sodass er senkrecht nach unten schauen konnte. Der Kurs zum Flughafen KCI führte über Missouri hinweg und von Westen nach Kansas hinein.
    Die Düsenmaschine überquerte soeben ein Regierungsgrundstück, auf dem mehrere Gefängnisgebäude standen, sowohl Militär- als auch Bundesgefängnisse, in denen Tausende Häftlinge einsaßen und Gelegenheit hatten, über den Verlust ihrer Freiheit nachzudenken, der für viele auf Lebenszeit galt.
    Puller blinzelte und hob die Hand, um die Augen gegen das grelle Sonnenlicht abzuschirmen. Soeben überflogen sie die alte USDB -Haftanstalt des amerikanischen Militärs, die United States Disciplinary Barracks, auch bekannt unter der Bezeichnung »Zwingburg« . Während das alte Gefängnis Ähnlichkeit mit einer mittelalterlichen, aus Stein und Ziegeln errichteten Festung hatte, ähnelte der neue Knast eher einem College. Allerdings nur so lange, bis man den doppelten, vier Meter hohen Drahtzaun sah, der die Anlage umschloss.
    Das Bundesgefängnis Leavenworth lag mehr als sechs Kilometer weiter südlich. In den USDB -Gefängnissen brachte man ausschließlich Männer unter. Weibliche Militärstrafgefangene lieferte man in den Marineknast in San Diego ein. Die Häftlinge in Leavenworth waren von Militärgerichten verurteilt worden und saßen wegen banaler Vergehen ein, beispielsweise Verstößen gegen die Uniformvorschriften des Militärs. In die USDB -Gefängnisse hingegen kamen nur Straffällige, die zu mehr als fünf Jahren Haft verurteilt worden waren oder denen man Verbrechen gegen die Innere Sicherheit nachgewiesen hatte.
    Innere Sicherheit. Das war John Pullers Metier.
    Das Fahrwerk der Düsenmaschine wurde ausgefahren, und sie schwebte hinunter auf den Kansas City Airport, setzte sauber auf und
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