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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft
Autoren: Gregory Benford
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für den Fall…«
    »Ach ja, verstehe. Markham muß nun jeden Moment eintreffen. Trinken wir einen Kaffee in meinem Büro.«
    Peterson folgte ihm in das vollgestopfte Zimmer. Renfrew räumte Bücher und Papiere von einem Stuhl. Seine geschäftigen Bewegungen waren die eines Menschen, dem beim Eintreten eines Gastes plötzlich bewußt wird, wie unordentlich sein Büro ist. Peterson setzte sich, zog die Hosenbeine an den Knien etwas hoch und legte dann ein Bein über das andere. Renfrew machte eine umständliche Prozedur daraus, den scharf riechenden Kaffee zu holen, weil er Zeit zum Nachdenken haben wollte. Es fing schlecht an; Renfrew stellte sich die Frage, ob die Erinnerungen an Oxford ihn automatisch gegen Peterson eingenommen hatten. Nein, jedenfalls war das nicht erkennbar; heutzutage war ohnehin jedermann ziemlich gereizt. Vielleicht konnte Markham die Dinge ins Lot bringen.

 
– 2 –
     
     
    Marjorie schloß die Küchentür hinter sich und ging, einen Eimer mit Hühnerfutter in der Hand, ums Haus herum. Der Rasen hinter dem Haus wurde durch Pflasterwege geviertelt, in der Mitte, wo sie sich trafen, stand eine Sonnenuhr. Aus Gewohnheit folgte sie dem Weg und trat nicht auf das feuchte Gras. Hinter dem Rasen lag ein von ihr entworfener Rosengarten. Als sie hindurchging, zerriß sie mit ihrem Körper feuchtglitzernde Spinnweben. Hier und da blieb sie stehen, um eine tote Blüte abzuschneiden oder an einer Knospe zu riechen. Es war noch früh im Jahr, aber einige wenige Rosen blühten bereits. Im Vorbeigehen redete sie mit jedem Busch.
    »Prächtig machst du dich, Charlotte Armstrong. All diese Knospen! In diesem Sommer wirst du eine vollkommene Schönheit sein. Wie geht es dir, Tiffany? Da sehe ich doch ein paar Blattläuse. Ich werde dich spritzen müssen. Guten Morgen, Queen Elizabeth, du siehst sehr gesund aus, aber du ragst zu weit in den Pfad hinein. Ich hätte dich an dieser Seite mehr beschneiden müssen.«
    Irgendwo in der Ferne hörte sie ein klopfendes Geräusch. Dazwischen erklang das Trillern einer Blaumeise, die auf der Hecke saß. Plötzlich wurde ihr bewußt, daß das Klopfen von ihrem Haus kam. Heather oder Linda konnten es nicht sein, sie wären ums Haus herumgekommen. Sie drehte sich um. Regentropfen spritzten von den Blättern, als sie die Rosenbüsche streifte. Sie eilte über den Rasen und um die Haustür herum. An der Küchentür setzte sie den Eimer ab.
    Eine schäbig gekleidete Frau mit einem Krug in der Hand wandte sich gerade von der Haustür weg. Sie sah aus, als hätte sie die ganze Nacht im Freien verbracht; ihr Haar war verfilzt, auf ihrem Gesicht waren Schmutzflecken zu sehen. Sie war etwa so groß wie Marjorie, aber dünner, und sie hatte hängende Schultern.
    Marjorie zögerte, die Frau ebenso. Sie musterten einander über den U-förmig geschwungenen Kiesweg hinweg. Dann trat Marjorie einen Schritt vor.
    »Guten Morgen.« Sie wollte noch sagen: »Kann ich etwas für Sie tun?«, unterließ es aber; sie war sich unschlüssig, ob sie für die Frau etwas tun wollte oder nicht.
    »Morgen, Frollein. Können Sie mir vielleicht was Milch leihen? Ich habe nix mehr, und die Kleinen haben noch kein Frühstück gehabt.« Ihr Auftreten war selbstsicher, aber irgendwie nicht herzlich.
    Marjories Augen verengten sich. »Wo kommen Sie her?« fragte sie.
    »Wir sind gerade in die alte Farm unten an der Straße eingezogen. Nur ein bißchen Milch, Gnädigste.« Den Krug ausgestreckt, kam die Frau näher.
    Die alte Farm – aber die ist doch verlassen, dachte Marjorie. Es müssen Squatter sein. Ihr Unbehagen wuchs.
    »Wieso kommen Sie hierhin? Die Läden haben um diese Zeit schon geöffnet. Und an der Straße liegt eine Farm, wo Sie Milch kaufen können.«
    »Aber Gnädigste, Sie woll’n doch wohl nicht, daß ich meilenweit renne und die Kleinen warten lasse, oder? Sie kriegens’s zurück. Glauben Sie mir nicht?«
    Nein, dachte Marjorie. Warum war die Frau nicht zu ihresgleichen gegangen? Nur ein paar Meter hinter ihrer Behausung standen ein paar kleine Siedlungshäuser.
    »Tut mir leid«, sagte sie entschlossen, »aber ich habe nichts übrig.«
    Einen Moment lang standen sie Auge in Auge. Dann wandte die Frau sich auf das Gebüsch zu.
    »Hierher, Rog«, rief sie. Ein großer, hagerer Mann tauchte zwischen den Rhododendronsträuchern auf. An der Hand zog er einen kleinen Jungen mit sich. Marjorie mußte sich zusammenreißen, um ihre Angst zu verbergen. Sie stand starr, den Kopf ein wenig
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