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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft
Autoren: Gregory Benford
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Erwartung.
    »Guten Morgen, Mr. Peterson«, murmelte er und streckte eine große, klobige Hand aus. »Freut mich, Sie kennenzulernen.« Verdammt, wieso hatte er das gesagt? Es hätte fast die Stimme seines Vaters sein können. »Ich freue mich wirklich, Sie kennenzulernen.« Er wurde paranoid. In Petersons Gesicht war nichts, das etwas anderes als ernsthaftes Interesse an seiner Arbeit offenbarte.
    »Ist das das Experiment?« Peterson blickte sich mit sachlichem Ausdruck um.
    »Ja. Wollen Sie es als erstes sehen?«
    »Bitte.«
    Sie gingen an einigen alten grauen Schranken englischer Herstellung vorbei und dann an einigen neueren Geräten, die in hellen Fächern von Tektronics, Physics International und anderen amerikanischen Firmen untergebracht waren. Diese grellroten und -gelben Einheiten stammten aus dem kargen Zuschuß des Weltrats. Renfrew führte Peterson zu einer komplizierten Apparatur zwischen den Polen eines großen Magnets.
    »Eine superleitende Anordnung, natürlich. Wir brauchen die Feldelektronen, um während der Transmission eine gestochen scharfe Kurve zu bekommen.«
    Peterson betrachtete das Labyrinth aus Drähten und Meßgeräten. Über ihnen türmten sich in Regalschränken elektronische Geräte. Er zeigte auf ein bestimmtes und fragte nach dessen Funktion.
    »Oh, ich hätte nicht gedacht, daß Sie so viel über die technische Seite wissen wollen«, sagte Renfrew.
    »Versuchen Sie’s!«
    »Nun, hier haben wir eine große Indium-Antimonid-Probe, sehen Sie…« Renfrew zeigte auf das verkleidete Gehäuse zwischen den Magnetpolen. »Wir beschießen sie mit hochenergetischen Ionen. Wenn die Ionen auf das Indium auftreffen, geben sie Tachyonen ab. Es ist eine komplexe, sehr empfindliche Ion-Kernreaktion.« Er blickte Peterson an. »Tachyonen sind Teilchen, die schneller als Licht sind, wissen Sie. Auf der anderen Seite…« – er zeigte hinter die Magneten und führte Peterson zu einem langen blauen zylindrischen Tank, der zehn Meter von den Magneten entfernt aufragte – »…ziehen wir die Tachyonen heraus und bündeln sie zu einem Strahl. Sie haben einen Eigendrehimpuls und schwingen nur mit Indiumkernen in einem starken Magnetfeld mit.«
    »Und wenn sie auf dem Weg auf etwas auftreffen?«
    »Genau das ist es«, sagte Renfrew scharf. »Tachyonen müssen einen Nukleus genau im richtigen Energiezustand treffen, bevor sie in dem Prozeß Energie verlieren. Durch gewöhnliche Materie dringen sie hindurch. Deshalb können wir sie über Lichtjahre schießen, ohne daß sie abgelenkt werden.«
    Schweigend musterte Peterson die Geräte.
    »Aber wenn eines unserer Tachyonen einen Indiumkern in genau dem richtigen Stadium trifft – eine Situation, die von Natur aus nicht sehr häufig auftritt –, dann wird es absorbiert. Der Eigendrehimpuls des Indiumkerns wird dadurch in eine andere Richtung gelenkt. Stellen Sie sich den Indiumkern als einen kleinen Pfeil vor, der zur Seite geschlagen wird. Würden all die kleinen Pfeile vor dem Auftreffen der Tachyonen in dieselbe Richtung weisen, dann würden sie durcheinandergeraten. Das wäre erkennbar…«
    »Verstehe, verstehe«, unterbrach Peterson geringschätzig. Renfrew fragte sich, ob er mit den kleinen Pfeilen den Bogen vielleicht überspannt hatte. Es wäre verhängnisvoll, würde Peterson glauben, er redete von oben herab zu ihm – obwohl es natürlich zutraf.
    »Ich nehme an, das Indium gehört jemand anderem.«
    Renfrew hielt den Atem an. Das war die heikle Stelle. »Ja. Ein Experiment, das im Jahre 1963 durchgeführt wird«, sagte er langsam.
    »Ich habe den einleitenden Bericht gelesen«, meinte Peterson trocken. »Diese Vorberichte sind häufig irreführend, aber den habe ich verstanden. Die technische Abteilung sagt mir, er sei schlüssig, aber ich kann einige der Dinge, die Sie geschrieben haben, nicht glauben. Diese Geschichte mit der Veränderung der Vergangenheit…«
    »Wir erwarten diesen Markham noch – er wird Ihnen damit schon zusetzen.«
    »Wenn er kann.«
    »Richtig. Sehen Sie, wenn man einmal darüber nachdenkt, ist der Grund dafür, daß noch keiner versucht hat, Botschaften in die Vergangenheit zu schicken, eigentlich eindeutig: Wir können einen Sender bauen, aber es gibt keinen Empfänger. Niemand in der Vergangenheit hat je einen gebaut.«
    Peterson runzelte die Stirn. »Nun, natürlich…«
    Enthusiastisch fuhr Renfrew fort. »Wir haben natürlich einen gebaut, um die einleitenden Experimente durchzuführen. Aber die Menschen wußten
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