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Zeitlos

Zeitlos

Titel: Zeitlos
Autoren: Edward Finnings
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den Steuerhinterziehern auf die Spur kommt, das haben sie verdient, doch nicht jeder Zweck heiligt die Mittel. Ich hab mich schon genug darüber aufgeregt, dass von der Regierung damals beschlossen wurde, mittels eines Bundestrojaners Daten auf privaten und geschäftlichen Computern auszuspähen. Und nun noch dieses! Ich gebe dir Brief und Siegel darauf, dass man damit erst einen Markt für die Datenhacker schafft. Unglaublich, so etwas!«
    »Reg dich ab! Wir können daran sowieso nichts ändern. In einer Demokratie gelten nun mal Mehrheitsbeschlüsse. Wenn dir die Regierung nicht gefällt, dann musst du bei der nächsten Wahl eine andere Partei wählen«
    »Sind doch alle gleich korrumpiert! Ernsthafte Alternativen sehe ich keine«
    »Dann gründe deine eigene Partei, wenn dir alle vorhandenen nicht genügen. Sei froh, dass wir überhaupt in einer Demokratie leben können«
    »Demokratie! Wenn ich das schon höre! Eine Demokratie ist das schon lange nicht mehr, das ist alles nur Etikettenschwindel! Wenn es jedenfalls Volksabstimmungen gäbe«
    »Gab's hier auch schon. Denk mal an die Abstimmung über die neue deutsche Rechtschreibung.«
    »Erinnere mich nicht daran, die Mehrheit war eindeutig dagegen! Und was hat unsere Ministerpräsidentin damals gemacht? Nach wenigen Monaten hat sie den Volksentscheid gekippt und die Reform in Schleswig-Holstein doch eingeführt. Das blöde Wahlvolk lässt sich so etwas  auch noch widerstandslos gefallen. Manchmal glaube ich schon, die versetzen unsere Nahrung mit Beruhigungsmitteln, anders kann das doch wohl nicht mehr angehen, dass wir uns alles gefallen lassen«
    »Markus, könntest du dich jetzt bitte wieder abregen? Es ist Freitagmittag, und wir haben ein schönes Wochenende mit den Kindern vor uns. Entspann dich!« 
    »Du hast recht, Birte, aber du kennst mich: Bei solchen Themen gehen mir immer die Pferde durch!« Sie drückte verständnisvoll seine Hand. Markus' Züge entspannten sich.  »Ich weiß ja, dass du ähnlich denkst, nur dass du eben nicht dazu neigst, so schnell zu explodieren wie ich.«
    »Nein, das tue ich wirklich nicht. Da halte ich es mit Ghandi, der sagte: Das Weiche ist stärker als das Harte, denn das Wasser höhlt den Stein, nicht umgekehrt.«
    »Weise gesprochen, Frau Ghandi, da halte ich es eher mit Martin Luther, der kein Blatt vor den Mund nahm und das Volk mit seinen kühnen Thesen aufklärte und ihm dadurch Wissen brachte.«
    »Ja, ja, aber das musst du mir wirklich nicht mehr erklären, schließlich sind wir seit neun Jahren verheiratet«
Sie erreichten die nördliche Stadtgrenze und fuhren nun langsam durch ihre kleine Neubausiedlung. Auf  der Auffahrt ihres Einfamilienhauses stoppten sie.
     ***
    Nach dem Mittagsimbiss begann Markus den Tisch abzuräumen, während Birte die fünfjährige Svenja für den Mittagsschlaf auszog und ins Bett verfrachtete. Kim wollte das mit seinen acht Jahren nicht mehr. Er fand, dass er dafür schon zu groß war und ging stattdessen in sein Zimmer zum Spielen. Als Birte ins Wohnzimmer zurück kam, bemerkte sie: »Ich soll dir übrigens ein Buch von Kerstin geben. Das ist ein Bildband mit Kristallfotografien irgend so eines Japaners, der Wasserforschung betreibt. Kerstin fügte noch einen Satz dazu: Soviel zum Thema Gebet. Ihr hattet euch doch bei unserem letzten Spaghettiessen darüber fast in die Haare gekriegt«
    »Quatsch, das war nur eine kleine Meinungsverschiedenheit, schließlich bin ich kein Theologe wie sie, sondern Physiker«
    »Genau dazu merkte Kerstin an, dass eines Tages beide Fächer zusammen finden würden. Sie hätte das untrügliche Gefühl, dass dies noch zu ihren Lebzeiten passieren würde. Sie erwähnte in dem Zusammenhang etwas von Weltenformel oder so«
    »Ja genau, über die stritten wir ja. Sie vertritt die eigenwillige Ansicht, dass eines Tages die Naturwissenschaften, die Philosophie und die Religion auf einen gemeinsamen Nenner kommen werden. Genau das glaube ich eben nicht, denn für mich zählen Fakten, nicht Vermutungen«
    »Ach, gib nicht so an! Selbst ihr Physiker arbeitet mit zunächst unbewiesenen Annahmen und nennt diese hochtrabend Hypothesen. Also tu nicht so, als ob eure so hoch gelobte Wissenschaft wirklich nur mit Fakten arbeiten würde«
    Markus musste lächeln. »Könnte es sein, dass du dich gerade auf mein Fachgebiet vorwagst?  Aber vielleicht hast du recht und das Buch ist interessant. Ich werde euch den Gefallen tun und mir das Material ansehen, damit wir
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