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Zeig mir, was Liebe ist

Zeig mir, was Liebe ist

Titel: Zeig mir, was Liebe ist
Autoren: Cindy Gerard
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allein gefühlt wie damals. Noch
jetzt brannten ihr die Augen, wenn sie an die einsamen Nächte
dachte, in denen Ryan sie weinend in dem Zimmer gefunden hatte, das
ihr seine Mutter mit liebevoller Rücksichtnahme auf das kleine,
traurige Mädchen eingerichtet hatte.
    Breitschultrig
und nachdenklich hatte er in ihrer Zimmertür gestanden, einen
schmerzhaften, hilflosen Ausdruck im Gesicht. Doch dann hatte er
gelächelt und war in ihr Zimmer gestürmt wie ein großer,
lauter Teddybär und hatte alles darangesetzt, sie zum Kichern zu
bringen, und hatte es schließlich geschafft, die Frau, die in
ihrer zehnjährigen Seele heranwuchs, dazu zu bringen, ihn zu
lieben.
    "Wir
sind jetzt deine Familie", hatte Ryans Mom ihr immer wieder nach
diesem entsetzlichen Tag versichert. "Du und Travis, ihr gehört
zu uns. Dein Daddy war unser Vorarbeiter. Ich habe deine Mutter wie
meine Schwester geliebt, und dein Vater war für meinen John
viele Jahre wie ein Bruder … so wie Travis und Ryan wie Brüder
sind. So wie du jetzt meine Tochter bist."
    Langsam
schloss Carrie das Fotoalbum und drückte es gegen ihre Brust, so
wie Sandy sie früher immer gegen ihre gepresst hatte. Dieses
Album spiegelte ihr Leben wider. Und dazu gehörte auch die
Fantasie, dass Ryan sich irgendwann in sie verlieben würde.
Heute Abend war sie endlich in der Lage einzusehen, dass es nicht
geschehen würde.
    Ryan
Evans war nicht der Richtige für sie.
    "Also
… das war es dann, oder?" flüsterte sie und spürte,
wie eine tiefe Traurigkeit sie überkam. "Der berüchtigte
entscheidende Moment."
    Eine
Träne kullerte ihr über die Wange angesichts der
schmerzlichen Erkenntnis, dass sie sich schließlich doch dazu
durchgerungen hatte, ihren Traum aufzugeben. Es war an der Zeit, nach
vorn zu schauen. Sie wollte eine Beziehung. Sie wollte einen Ehemann
und niedliche, pausbäckige Kinder. Und da sie nun endlich
akzeptiert hatte, dass Ryan in dieses Bild nicht hineinpasste, war
sie entschlossen, jemanden zu finden, der hineinpasste. Und zwar
bald.
    Ein
Klopfen an der Haustür schreckte sie auf. Sie schniefte, wischte
sich schnell die Tränen aus den Augen und ging in den Flur. Die
Zeiger der Uhr zeigten an, dass es fast Mitternacht war. Ein hastiger
Blick durch den Spion beschleunigte ihren Puls.
    Sie
riss die Tür auf. "Ryan."
    "Hallo,
Bärchen", meinte er mit einem schiefen Grinsen. "Darf
ich für einen Moment hereinkommen, oder habe ich mich vorhin
durch mein Verhalten zu einer unerwünschten Person gemacht?"
    Sie
schaute in sein lebhaftes Gesicht, in die warmen braunen Augen, die
sie immer an kostbaren Whiskey erinnerten und die sie wie ein
Lagerfeuer schon mehr als einmal gewärmt hatten. Unter dem
linken Auge hatte er eine feine Narbe – eine Erinnerung an
seine Rodeotage und an einen Zusammenstoß mit einem Wildpferd,
das ihn fast in den Boden gestampft hatte.
    Es
gab noch andere Narben. Seine Hände waren voller kleiner
Schwielen und Kerben, eben die Hände eines hart arbeitenden
Rinderzüchters. Der kleine Höcker auf seiner Nase verriet,
dass sie einmal gebrochen gewesen war – wahrscheinlich beim
Rodeo, vielleicht aber auch bei einer Schlägerei in einer Bar.
Carrie wusste, dass er den einen oder anderen Kampf während
seiner Rodeozeit ausgetragen hatte. Die Zeit war hart gewesen, und es
hatte oft Schlägereien gegeben. Das Bier war in Strömen
geflossen, und die Träume von der Meisterschaft waren zerronnen.
    Ryan
war nahe dran gewesen, sich seinen Traum zu erfüllen. Sehr nahe.
    Genau
wie sie. Sie war nahe daran gewesen, sich ihren Traum, dass er sie
liebte, zu erfüllen. Zumindest in ihren Gedanken.
    "Carrie?
Hallo? Wo bist du mit deinen Gedanken, Bärchen?"
    Sie
blinzelte und erkannte, dass sie unwillkürlich an jenen Ort
zurückgekehrt war, wo Ryan all ihre Gedanken ausfüllte und
sie davon abhielt, sich von ihm zu entfernen und einen Schritt in die
Zukunft zu tun.
    "Tut
mir Leid", sagte sie und öffnete die Tür ein wenig
weiter, um ihn hereinzulassen. "Du hast mich überrascht",
meinte sie lahm. "Was gibt es?"
    Er
hob die breiten Schultern und sah sie verlegen an. "Ich wollte
nur sichergehen, dass zwischen uns alles in Ordnung ist, nachdem …
du weißt schon."
    Sie
neigte den Kopf. "Nachdem du mich wie ein herrenloses Kalb aus
dem 'Royal Diner' bugsiert hast?"
    Er
zuckte zusammen, bevor er grinste. "Äh … ja.
Danach."
    "Keine
Angst", erklärte sie, entschlossen, ein neues Kapitel in
ihrem Leben zu beginnen und zu ignorieren, dass Ryan ihr das
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