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Zeig mir, was Liebe ist

Zeig mir, was Liebe ist

Titel: Zeig mir, was Liebe ist
Autoren: Cindy Gerard
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armseliges Ich im Spiegel. "Also, ein für
alle Mal, was wirst du in Bezug auf ihn tun?"
    Sie
wusste es wirklich nicht. Sie liebte ihn seit einer Ewigkeit. Sie
vergötterte ihn, während er sie nie als etwas anderes als
seine kleine Schwester angesehen hatte. Nach dem heutigen Abend war
es ziemlich eindeutig, dass er sie auch niemals als etwas anderes
betrachten würde: Er hatte auf ihre Andeutungen und Einladungen,
die nun wirklich nicht mehr subtil zu nennen gewesen waren, weder mit
Erschrecken noch mit einem Aufstöhnen oder gar Interesse
reagiert.
    Nachdenklich
biss sie sich auf die Unterlippe und sah der unwiderlegbaren Wahrheit
ins Auge. "Vielleicht ist es an der Zeit aufzugeben."
    Sie
holte tief Luft und atmete langsam wieder aus, während der
Gedanke sich wie Blei auf ihre Seele senkte. Ja. Vielleicht war es an
der Zeit.
    Nachdem
sie in ein sauberes, übergroßes Nachthemd geschlüpft
war und sich ein Paar Socken über ihre kalten Zehen gezogen
hatte, schlenderte sie ins Wohnzimmer und bürstete sich dabei
das nasse Haare. Unterwegs schnappte sie sich die Fernbedienung,
hielt sie in Richtung Fernseher, drückte auf den Einschaltknopf
und ließ sich dann auf das Sofa fallen. Die flauschige blaue
Chenilledecke fühlte sich kuschelig weich und warm an, als sie
sie von der Sofalehne nahm und über ihre hochgezogenen Knie
legte. Allerdings wäre es noch viel schöner gewesen, wenn
sie sich an Ryan hätte kuscheln können.
    Sie
ermahnte sich. "Du tust es schon wieder, Whelan. Es wird nicht
geschehen. Nicht mit Ryan, also gib es einfach auf."
    Während
der nächsten fünf Minuten versuchte sie, sich an den
Gedanken zu gewöhnen, dass sie genau dies tun musste. Sie musste
ein für alle Mal ihre Träume von einer gemeinsamen Zukunft
mit Ryan aus ihrem Kopf verbannen.
    Also
dachte sie an ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Krankenhaus, an
die Kinder im Kinderhort – an alles, nur um Ryan aus ihren
Gedanken zu vertreiben. Dabei drückte sie mit einer Hand die
Fernbedienung und zappte sich durch die Programme, während sie
unbewusst mit der anderen Hand an dem unbändigen Haarwirbel an
ihrer linken Stirnseite herumzupfte.
    "Nichts.
Man sollte doch denken, dass man unter Dutzenden von Sendern einen
findet, auf dem es etwas Interessantes gibt", ärgerte sie
sich laut. Wenigstens eine Sendung, die sie unterhalten und von ihren
Hirngespinsten um Ryan Evans ablenken würde. Vergeblich.
    Wütend
auf sich selbst, schaltete sie den Fernseher aus und warf die
Fernbedienung auf den Beistelltisch. Plötzlich entdeckte sie das
Fotoalbum auf der unteren Ablage des Tisches. Eine Weile starrte sie
es an, bevor sie der Versuchung nachgab, in Erinnerungen zu
schwelgen.
    Ein
Foto von ihrer Mom, ihrem Dad, von ihr und Travis ließ sie
wehmütig lächeln. Mit dem Zeigefinger strich sie vorsichtig
über die freundlichen Gesichter ihrer Eltern. Sie war neun
gewesen, Travis siebzehn, als das Foto entstanden war. Sie waren
zusammen in Fort Worth bei einer Viehmesse gewesen. Es war eines der
letzten Fotos, das von ihnen allen zusammen gemacht worden war, bevor
ein Unfall Sue und Joe Whelan das Leben gekostet hatte.
    Carrie
wünschte von ganzem Herzen, es würde ihr nicht so schwer
fallen, diese Fotos mit lebendigen Erinnerungen zu füllen, aber
nach vierzehn Jahren waren diese Erinnerungen verblasst, genau wie
die Farben der Fotos.
    Sie
hatte schon vor langer Zeit ihr normales Leben wieder aufgenommen.
Der Schmerz war irgendwann erträglich geworden. Eine unbestimmte
Sehnsucht hatte die grausame, schmerzhafte Trauer, die ihre heile
Kinderwelt so abrupt zerstört hatte, ersetzt. Aber selbst jetzt
noch, Jahre später, vermisste sie ihre Eltern.
    Mit
einem letzten wehmütigen Blick blätterte sie um …
und da war er. Ryan. Schlaksig und dünn, aber schon
breitschultrig, stand er da und sah mit seinen großen braunen
Augen in die Kamera. Er war achtzehn, sie war zehn gewesen,
beeindruckend groß und stark stand er da und grinste
verschmitzt in die Kamera. Ihr Herz pochte heftig, so wie immer, wenn
sie ihn sah, wenn sie an ihn dachte, wenn sie sich glauben machen
wollte, dass er mehr als ihr großer Ersatzbruder sein konnte.
Zu dem war er geworden, nachdem seine Eltern sie nach dem Unfall, als
sie völlig verstört, verschlossen und verwirrt gewesen war,
aufgenommen hatten.
    Besonders
schlimm für Carrie war die Tatsache gewesen, dass sich Travis
kurz vor dem Unfall ihrer Eltern bei der Marine verpflichtet hatte.
Niemals wieder hatte sie sich so
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