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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod
Autoren: Petra Busch
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gespielt war. »Ich gebe mein Bestes.« Er entriegelte die Fahrertür. »Tut mir leid, ich wollte nicht … unfreundlich sein.«
    »Ich werde da sein am Sonntag. Und bitte, rufen Sie an!«
    »Jaja.« Seine Finger trommelten auf das Lenkrad, bis die Straße frei war und er sich auf die rechte Spur einfädeln konnte.
    Zwanzig Minuten später trat er in die Küche. Lene stand an der Kochinsel und gab Spaghetti in einen großen Topf sprudelnden Wassers. Es duftete nach Hackfleischsoße und frischen Kräutern. Auf der Lebensmittelwaage stand eine Schüssel mit braunem, cremigem Inhalt. »Schokoladenpudding«, sagte seine Ehefrau und küsste ihn flüchtig. »Hat Becci sich gewünscht.«
    »Auf den wird sie wohl verzichten müssen.« Er warf seinen Mantel über die Lehne eines Küchenstuhls und setzte sich. »Die Herrschaften treiben sich offenbar noch herum.«
    »Hm?« Sie rührte die Soße um, der Schneebesen klapperte gegen den Topf.
    »Unsere feine Brut. Sie hat heute blaugemacht. Geschwänzt.«
    Lene hielt in der Bewegung inne. »Willst du damit sagen, dass du allein gekommen bist?«
    »Ja. Sie waren nicht in der Schule. Den ganzen Tag nicht.«
    Sie fuhr herum. Soße spritzte auf ihre Jeans und den Marmorboden. »Sag, dass das nicht wahr ist.«
    »Jetzt reg dich nicht auf.« Ihre hochgesteckten, weizenblonden Haare waren mit irgendeinem Flechtwerk befestigt. Fast wie bei Gretchen im Faust. Er schluckte.
    »Hast du sie angerufen? Gesucht? Hast du …« Ihre Unterlippe zitterte.
    Er sah weg, fühlte sich plötzlich schuldig. »Ihre Handys sind ausgeschaltet. Und wo hätte ich sie suchen sollen?« Er stand auf und strich ihr über den Rücken. »Es sind abenteuerlustige Kinder, Schatz. Sie kommen schon zurück.«
    »Wie kannst du nur so sorglos sein!« Sie riss das Telefon aus der Ladeschale und tippte. Fixierte Günther. Wartete. Tippte erneut. Wartete wieder. »Es sind nur die Mailboxen dran«, flüsterte sie und ließ den Hörer sinken.
    »Sag ich doch. Sie treiben sich herum.«
    »Nein. Sie treiben sich
nicht
herum!« Ihre Augen blitzten, und er wusste genau, dass sich hinter den Lidern bereits die Tränen sammelten, als sie einen Schritt auf ihn zutrat. »Ich rufe die Polizei. Becci ist noch nie … sie würde niemals … nie!«

[home]
    2
    S iehst du den Lichtschweif hinter uns?« Kriminalhauptkommissar Moritz Ehrlinspiel schaltete in den dritten Gang und wandte seinen Blick vom Rückspiegel zu seinem Partner.
    Paul Freitag hob fragend eine Augenbraue.
    »Die Bewegungsmelder.« Ehrlinspiel deutete aus dem Wagenfenster. »Kein Grundstück ohne Alarmanlage.«
    »Lorettoberg. Gute Gegend.«
    »Finanzkräftige Gegend.« Er lenkte den Dienstwagen, einen silbernen Opel Astra, die Kurven hinauf, vorbei an hohen, verschneiten Hecken und schmiedeeisernen Gittern, hinter denen sich Türmchen und Erker im einsetzenden Dämmerlicht abzeichneten. Ab und zu reihten sich imposante Bungalows aus Beton und Glas zwischen die Jugendstilvillen.
    »Und die Leute vermissen beide Kinder?«
    »Sind zehn und achtzehn Jahre alt.«
    »Du glaubst, dass sie sich nur herumtreiben?«
    »Ich hoffe es.« Der Hauptkommissar griff nach seinem Handy, das auf dem Armaturenbrett lag, sah darauf, legte es wieder hin.
    »Hast du noch etwas vor?« Freitag zeigte sein typisches Lausbubenschmunzeln.
    »Die Kinder finden.«
    »Zum Tischtennistraining reicht es uns heute nicht mehr.«
    »Kaum.« Ehrlinspiel vermisste in den Wintermonaten die Bewegung. Das machte ihn unruhig, rastlos. Wenn er keine Mountainbike-Touren unternehmen konnte, war das donnerstägliche Spiel mit Paul Freitag sein einziger Ausdauersport. Wenigstens radelte er die zwölfhundert Meter von seinem Zuhause ins Büro und abends zurück – und das selbst bei sibirischen Wetterverhältnissen.
    »Da muss es sein«, sagte Freitag, als links eine hell erleuchtete Einfahrt auftauchte, die von zwei weißen Säulen begrenzt wurde.
Assmann
stand in silbernen Lettern auf der rechten Säule, und noch bevor sie sich bemerkbar machen konnten, schob sich fast lautlos ein stahlgraues Tor auf.
    »Ein Fußballfeld ist ein Fliegendreck dagegen.« Im Schritttempo fuhr Ehrlinspiel die gewundene Zufahrt entlang, vorbei an kugel- und zylinderförmig geschnittenen Bäumchen. Dahinter standen hohe Bäume.
    Sie parkten auf einer geteerten Wendefläche neben einem schwarzen Jeep, einem Golf und einem Porsche und stiegen aus. Es duftete nach Tannen und Harz. Ehrlinspiel blickte an der Fassade hinauf, die von
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