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Zähmung der Wildkatze

Zähmung der Wildkatze

Titel: Zähmung der Wildkatze
Autoren: J Winter
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hob und Marie ansah, blinzelte er.
    „Hallo Daddy.“
    „Amy?“
    Für den Bruchteil eines Augenblicks schloss Marie die Augen, lächelte auf eine traurige Weise und setzte sich zu ihm.
    „Amy, du siehst wunderschön aus. Weißt du noch, als wir den Sommer in Montana verbrachten? Das war eine schöne Zeit. Du hast in dem Sonnenlicht genauso ausgesehen wie jetzt. In dem Sommer habe ich mich noch einmal in dich verliebt.“
    Marie nickte und ergriff die Hand ihres Vaters. Es gab Tage, an denen er sie mit ihrer Mutter verwechselte. Tage, an denen er sie ansah, als wäre sie noch das kleine Mädchen und die Momente, in denen er im Hier und Jetzt schien, wurden immer seltener. Sie betrachtete die gebrechliche Hand in ihrer.
    „Hat Dex angerufen? Er hat sich so lange nicht mehr gemeldet.“
    Dexter war lange tot, doch sie widerstand dem Versuch, es richtigzustellen. Der Unfall ihres Bruders war im gleichen Jahr geschehen, als bei ihrem Vater Alzheimer diagnostiziert wurde und ihre Mutter sich Hals über Kopf einer christlichen Kommune in Minnesota angeschlossen hatte.
    „Hat Dex angerufen? Er hat …“
    Sie hörte die Satzwiederholungen schon lange nicht mehr, eine Eigenart der Krankheit, die das Kurzzeitgedächtnis immer mehr schwächte. Marie schüttelte den Kopf und saß still neben ihrem einst so starken, kräftigen und lebensfrohen Vater. Der Held ihrer Kindheit.
    „Ich liebe dich Daddy.“
    Er lächelte warmherzig und streichelte ihr über den Kopf, wie er es früher getan hatte.
    „Ich dich auch, kleiner Keks.“

2
    Miststück! Dieses Wort drang durch Stuarts Gedanken, als er sie gehen ließ. Intrigant, hinterhältig, leidenschaftlich kratzbürstig, sogar ihre zickige Wehrhaftigkeit imponierte ihm. Besser noch, es interessierte ihn. Ihre Schauspielleistung hatte ihm ordentlich Respekt eingeflößt. Ein solcher Absturz einer Submissiven war ihm seit seinen Anfängen nicht mehr passiert. Davon überzeugt, sie überfordert zu haben, nahm er ihre Panik ernst und im Nachhinein hätte er sie liebend gern einer waschechten Züchtigung mit seinem Lieblingsinstrument unterzogen. Lächelnd blickte er durch das Fenster hinaus auf die Straße. Ihre Hast besaß den Hauch von Flucht, und ihr halsstarriger, katzenhaft lächelnder Blick in seine Richtung passte nicht dazu, hinterließ die Vermutung, dass auch das vorgetäuscht war.
    Während er sie auf dem Küchenstuhl schmoren ließ, hatte er nicht versäumt, seine Mobilfunknummer in ihr Handy einzugeben. Stuart war sicher, sie würde sie zu nutzen wissen. Im Spiegel der Diele betrachtete er ihre Handabdrücke auf seinem Gesicht, drehte den Kopf nach links und rechts. Er hatte bereits von dieser Sorte Devoten gehört, doch nie zuvor war ihm eine Kampfsubmissive begegnet. Sie waren äußerst selten, delikat, sehr exklusiv. Marie Lancaster gehörte zu den von ihr liebevoll betitelten Perversen. Sie war definitiv eine Masochistin und der perfekte Gegenpart seiner eigenen Neigung. Allerdings war sie mit äußerster Vorsicht zu genießen und hielt sich an das Motto, in der Liebe und im Krieg war alles erlaubt. Sie schreckte nicht einmal zurück, hinterhältige Taktiken anzuwenden und das würde er sich gut merken. Ein weiteres Mal würde sie damit nicht durchkommen.
    Stuart kehrte in die Küche zurück und beseitigte die Folienfetzen.
    „Stuart.“
    „George.“
    Der Chauffeur kannte sowohl seinen Vorgesetzten als auch Stuart seit etlichen Jahren. Er schob die Uniformmütze von seinem Kopf, sank auf den Küchenstuhl und knallte die Tageszeitung auf den Tisch.
    „War ein anstrengender Tag, alter Mann.“
    Geistesabwesend schüttelte George den Kopf, wirkte seltsam. So kannte Stuart ihn nicht.
    „Was ist los?“
    Statt einer Antwort klappte er die Zeitung auf und schob ihm die Titelstory hin. Als er den Namen las, erstarrte Stuart.
    Lydia Monroe (34) in Nervenklinik eingeliefert. Die talentierte Malerin wurde verwirrt und nackt auf einer Landstraße von Polizisten aufgegriffen
.
    Hastig überflog er die Zeilen. Grauen rieselte in eisiger Kälte seinen Rücken hinab, als er Lydias Foto betrachtete. Der Bericht wies auf unzählige Verletzungen an dem ausgemergelten Körper hin und dass sie mehrfach sexuell geschändet worden war. DNA Spuren führten die Polizei zu drei Tatverdächtigen. Wegen Vergewaltigung und schwerer Körperverletzung wurde unter anderem Derek Price verhaftet. Stuart schloss die Augen.
    „Hoffentlich hat sie das Drehbuch verbrannt.“
    George nickte und
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