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Zähmung der Wildkatze

Zähmung der Wildkatze

Titel: Zähmung der Wildkatze
Autoren: J Winter
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entknotete den Knebel.
    „Sag mir, was los ist.“
    Das Beben ihres Körpers war ihm nicht entgangen. Ihre Zähne schlugen klappernd aufeinander und sie war nicht in der Lage, ihm eine deutliche Antwort zu geben. Hastig löste er die Folie mit gezielten Schnitten eines Küchenmessers. Ihr war zum Heulen zumute, aber sie verstand weder den Grund noch den Auslöser. Marie wusste nur, emotional lag sie blank vor ihm und er hätte nur die Faust ballen müssen, um sie in Grund und Boden zu stampfen. Doch er tat es nicht. Sie war frech, pampig, unmöglich und entsetzlich zickig zu ihm gewesen. Dennoch sah er viel zu besorgt aus, um arrogant über sie zu lachen.
    „Keine Angst. Es ist alles gut.“
    Konfus betrachtete sie sein Gesicht, als er sie sanft auf dem Sofa im Wohnzimmer ablegte. Seine Fingerspitzen strichen ihr das Haar aus der Stirn und die Wärme in seiner Mimik, das offene, alles wiedergutmachendeLächeln umfing sie wie ein schützender Kokon. Plötzlich glitt wieder das böse Lächeln über ihre Lippen. Schwungvoll erhob sie ihren Oberkörper.
    „Ich bin nicht pervers und ich werde garantiert nicht mit dir irgendwelche Spielchen spielen.“
    Die Ohrfeige saß und seine rechte Wange verfärbte sich deutlich. Er schwieg, betrachtete sie ohne weitere Regung. Ihre flache Hand erreichte klatschend auch die linke Seite seines Gesichts. Marie wollte Zorn in seinen Augen sehen, doch wurde bitter enttäuscht. Stattdessen erhob Stuart sich ohne ein Wort. Marie stand auf, rammte ihm die Fäuste auf die Brust.
    „Du hältst dich wohl für unwiderstehlich. Glaubst du, ein erdbebenartiger Höhepunkt macht aus mir ein devotes kleines Mäuschen, mit dem du schalten und walten kannst, wie es dir gerade in den Sinn kommt? Fick doch eine dieser Kastenstuten, daran scheinst du ja enormen Spaß zu haben. Mistkerl.“
    Amüsiertheit zuckte in seinen Mundwinkeln und spiegelte sich in seinem Blick wider. Sie schob ihn ungehalten von sich, strich ihren Rock glatt und ging. Als sich die Haustür hinter ihr schloss, hoffte sie für den Bruchteil eines Momentes, er würde ihr folgen, sie erneut heroisch und siegessicher über die Schulter werfen und sie nach Strich und Faden vernaschen. Mit einem missmutigen Seufzer schüttelte sie die Schwäche aus ihren Gedanken. Sie machte die Spielregeln und sie behielt die Kontrolle. Ihre Worte würden eine Weile in seinem Kopf umherschwirren, sich langsam setzen und irgendwann an seinem männlichen Ego nagen. So war es doch immer.
    Sich diese Meinung einzureden, half darüber hinweg, dass sie fluchtartig den Arm hob, um sich ein Taxi heranzurufen und schnellstens das Weite zu suchen. Zu stolz, sich einzugestehen, dass Stuart Prescott sie tatsächlich beeindruckte und anders war als die Männer, die sonst Interesse an ihr zeigten, sah sie sich ein letztes Mal um, reckte ihr Kinn empor, bevor sie einstieg. So einfach würde sie es dem Kerl nicht machen. Er konnte gar nicht anders, als die Oberhand zurückzuerobern und sich auf ein Spiel nach ihren Regeln einzulassen.
    Man sieht sich immer zweimal, Mistkerl
. Marie schenkte ihm ein siegessicheres Lächeln durch das Seitenfenster des Taxis, das umgehend verblasste. War das etwa ein Lachen auf seinem Gesicht? Falsche Reaktion. Verdammt!
    Ein tiefer Atemzug füllte ihre Lungen und Marie rieb sich die Hände als wäre ihr kalt. Dieser Moment, als sie Zuneigung in seinen Augen gesehen hatte, brannte sich in ihr Gedächtnis wie ein Mal. In diesem Augenblick war die Panik in ihr echt gewesen. Stuart Prescott jagte ihr wirklich Angst ein. Nicht vor seiner Peitsche, nicht vor den erotischen Spielchen mit dem Lustschmerz. Es war die Art, wie er sie betrachtete und scheinbar in sie hineinsehen konnte.
    „Wohin denn jetzt? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.“ Der Taxifahrer drehte sich in seinem Fahrersitz um.
    „Bringen Sie mich zum House of Joe.“
    Die Augenbrauen des Taxifahrers hoben sich, doch er wandte sich wortlos um und fuhr los. Das privat geführte Pflegeheim lag nur wenige Blocks entfernt. Maries Knie zitterten noch immer, als sie ausstieg und durch die geöffnete Tür des Hauses trat.
    „Oh, hi Marie? Ich dachte, du kommst erst morgen wieder.“
    „Wie geht es ihm heute?“
    Die Pflegerin lächelte wie immer, warm und liebevoll. „Heute ist ein guter Tag für ihn. Er sitzt im Garten.“
    Ihre Schritte wurden immer schneller, bis sie fast rannte. Der Mann auf der Holzbank unter der Trauerweide sah nicht aus wie sechzig, und als er seinen Kopf
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