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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4
Autoren: Andrew Lane
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Sherlock klar, dass er seine Entscheidungen auf Basis anderer Anhaltspunkte treffen musste. Und zu diesen gehörte die Handschrift. Dem zerklüfteten und spinnwebartigen Schriftbild nach zu schließen, waren einige der Predigten ganz offensichtlich von derselben Person verfasst worden, und Sherlock konnte sie frohen Mutes alle auf einen Stapel legen. In anderen Predigten wurden bestimmte Orte erwähnt – normalerweise Kirchen was bedeutete, dass er sie zumindest derselben geographischen Region und somit wahrscheinlich auch derselben Person oder demselben Personenkreis zuordnen konnte. Nach einer Weile stellte er zudem fest, dass einige mit der Maschine geschriebenen Predigten dieselben Charakteristika aufwiesen – ein blasses »n« sowie ein teilweise nach oben verschobenes »a« was darauf schließen ließ, dass sie womöglich auf derselben Maschine getippt worden waren. Also legte er diese ebenfalls auf einen gesonderten Stapel. Er las die Predigten nicht wirklich komplett durch, hätte ihn dies doch wertvolle Zeit gekostet. Aber als er die Seiten überflog und nach Indizien bezüglich Urheberschaft und Entstehungszeit suchte, bekam er trotzdem ein paar Einzelheiten aus dem Inhalt mit: die Freuden und Leiden des Landlebens, die unerfüllte Sehnsucht nach Gottes Liebe, die detaillierte Darstellung von Dingen, die am Ende stets ungewiss blieben. Auch meinte er, allmählich ein Verständnis dafür zu erlangen, was die Persönlichkeit der Männer betraf, die die Predigten verfasst hatten: von Furcht vor dem ewigen Höllenfeuer geplagt, ernst und düster der eine, ein anderer ehrfurchtsvoll staunend angesichts der Schönheit von Gottes Schöpfung, ein dritter schließlich fokussiert auf Details und kleine Dinge, völlig blind für den großen Zusammenhang. Bei zumindest einem Verfasser handelte es sich seiner Vermutung nach um eine Frau, die die Predigten für ihren Ehemann geschrieben hatte.
    Alles in allem hielt ihn die Arbeit gut zwei Stunden lang auf Trab, während der er ungestört blieb.
    Nach einer Weile beschloss er, eine Pause zu machen, um den schmerzenden Rücken zu strecken. Er stand auf, entfernte sich ein paar Schritte vom Schreibtisch und staunte, dass die Papierstapel um keinen Deut geschrumpft zu sein schienen, ungeachtet der Tatsache, dass er mittlerweile vierzehn oder fünfzehn weitere Stapel auf dem Fußboden um den Schreibtisch herum aufgehäuft hatte.
    Gedankenverloren wanderte Sherlock an den Bücherregalen entlang und ließ den Blick träge über die Buchrücken gleiten. Eine Weile lang war er sich nicht sicher, wonach er eigentlich suchte, ja nicht einmal, ob er überhaupt nach irgendetwas suchte. Aber dann fiel ihm ein, dass er einmal nachsehen könnte, ob sein Onkel irgendwelche Bücher über Bach oder Musik im Allgemeinen besaß. Vielleicht stieß er ja auf ein paar Informationen darüber, wie Komponisten die Mathematik in ihre Musik einfließen ließen. Obwohl Sherrinford Holmes seine Zeit damit verbrachte, für Vikare und Bischöfe im ganzen Land Predigten und andere religiöse Traktate zu verfassen, stellte seine Bibliothek weitaus mehr dar als eine Fundgrube christlich-religiöser Werke. Zu buchstäblich jedem Thema unter der Sonne besaß er eine ansehnliche Auswahl von Werken.
    Und außerdem, so rief Sherlock sich ins Gedächtnis,
war
Johann Sebastian Bach ja in der Tat ein berühmter Komponist religiöser Musik gewesen. Mit Sicherheit hatte er eine Menge Stücke für Kirchenorgeln geschrieben, und Sherlock war ziemlich sicher, sowohl in der Deepdene-Schule für Jungen als auch in der Kirche am Ort den Namen des Komponisten auf verschiedenen Hymnen stehen gesehen zu haben. Es wäre also durchaus plausibel, dass ein Verfasser religiöser Traktate in seiner Sammlung auch Bücher über Bach besaß.
    Sherlock drang tiefer in die im Schatten liegenden Reihen der Bücherregale vor und hielt nach allem Ausschau, was irgendwie mit Musik zu tun hatte. Er war bereits außer Sichtweite der Tür, als er hörte, wie diese sich öffnete. In der Vermutung, es wäre sein Onkel, bewegte er sich zurück auf das Licht zu, um zu berichten, wie weit die Arbeit fortgeschritten war. Aber als er aus dem Gang zwischen zwei Regalen trat, konnte er gerade noch den schwarzen Reifrock eines Krinolinekleides hinter einem Bücherregal auf der anderen Seite des Raumes verschwinden sehen.
    Mrs Eglantine? Was machte die denn hier?
    Sie schien genau zu wissen, wohin sie wollte. Verwirrt näherte Sherlock sich ihr
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