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Yoga als Therapie

Yoga als Therapie

Titel: Yoga als Therapie
Autoren: Luise W Rle , Erik Pfeiff
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sich auch hier noch uneinig, wann diese Schriften genau entstanden sind. Bei den Upaniṣaden ist die Datierung offenbar besonders schwierig. Manche sind in den Veden enthalten, andere wurden nach deren Entstehungszeit verfasst. Ursprünglich wurden die Upaniṣaden nur mündlich von Generation zu Generation überliefert und erst später niedergeschrieben. Auf jeden Fall wurden sie im ersten Jahrtausend v. Chr. verfasst. Ihre ältesten Teile gehören zur sogenannten vedischen Schule, später entwickelten sich andere Schulen und Zweige. Die Upaniṣaden enthalten Beschreibungen alter magischer Rituale, mythische Geschichten, tiefgründige philosophische Überlegungen, Gebete und Lieder. Vor allem in den seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. entstandenen Texten hat sich das Konzept des Yoga ausgebildet, weshalb sie eine wichtige Quelle für dessen Entwicklungsgeschichte sind. Das vermittelte Wissen ist nicht nur akademischer Art, es soll den Schüler auch verändern, indem dieser sein Bewusstsein schärft und sich auf sein Inneres konzentriert. Auch das Konzept von Körper und Geist stammt aus diesen Texten. Die Überwindung der Hindernisse für die persönliche Entwicklung wird als Yoga bezeichnet.
    Im Allgemeinen wird die Kaṭha-Upaniṣad als erstes Lehrbuch des Yoga betrachtet. Die meisten Forscher datieren sie auf das fünfte Jahrhundert v. Chr.; sie könnte jedoch auch einige Jahrhunderte älter sein. Der unbekannte Verfasser dieser Schrift beschreibt Yoga als innere Stabilität und inneres Gleichgewicht, zwei Eigenschaften, die durch stete Konzentration erreicht werden ( Feuerstein 2008 ). Die höchste Stufe wird erreicht, wenn die fünfSinne der Wahrnehmung, die Gedanken und der Geist ruhig sind. Die Sinne auf diese Weise zu beherrschen und frei von Ablenkungen zu sein, ist Yoga ( Bäumer 1986 ).
    Eine erste Beschreibung der konkreten Yoga-Praxis findet sich in der Śvetāśvatara-Upaniṣad, die meist auf das 4. oder 3. Jahrhundert v. Chr. datiert wird, aber ebenfalls älter sein könnte. Śvetāśvatara ist eventuell der Name des Verfassers. Der zweite Teil dieser Schrift enthält genaue Anweisungen zur Sitzhaltung und zum Atmen. Oberkörper, Hals und Kopf sollen gerade gehalten werden, die Sinnesorgane und der Geist werden auf das Herz gerichtet. Sind die Bewegungen des Geistes beruhigt und der Atem beherrscht, soll der Luftstrom durch die Nase verfeinert werden. Wahrscheinlich später als diese beiden Schriften sind acht weitere Texte über Yoga entstanden, die Yoga-Upaniṣaden des Atharva-Veda, welche einen eher poetischen Charakter haben. Sie beschreiben einen aus sechs Stufen bestehenden Übungsweg, der Ähnlichkeiten zu dem in den Yoga-Sūtras von Patañjali beschriebenen Weg aufweist ( Michel u. Deussen 2006 ).
    Die Yoga-Sūtras von Patañjali
    Irgendwann zwischen 200 v. Chr. und 400 n. Chr. hat der indische Weise Patañjali älteres Wissen über Yoga gesammelt und zu einer präzise formulierten Sammlung von 195 Versen zusammengefasst, den Yoga-Sūtras. Noch heute sind diese der wichtigste Quellentext über Yoga.
    Die beiden Hauptpfeiler des Yoga-Wegs sind laut PatañjaliAbhyāsa undVairāgya. Abhyāsa bedeutet Lernen durch disziplinierte, hingebungsvolle Praxis; Vairāgya bedeutet, alles zu meiden, was vom Weg des Lernens ablenkt. Das zentrale Konzept besteht darin, die Bewegungen des Bewusstseins zur Ruhe kommen zu lassen: „yogaś-citta-vṛtti-nirodhaḥ“ ( Iyengar 2010b , S. 83). Wie Iyengar erläutert, bedeutet „Yogaś“ die „Integration von der äußersten Schicht bis hin zum innersten Selbst, das heißt von der Haut zu den Muskeln, Knochen, Nerven, dem Geist, dem Intellekt, dem Willen, dem Bewusstsein und dem Selbst“ ( Iyengar 1993 , S. 45). „Citta“ bedeutet Bewusstsein, „Vṛtti“ sind Bewegungen, und „Nirodaḥ“ bedeutet, allmählich ruhig und frei von Ablenkungen zu werden.
    Der Weg des Yoga enthält acht Aspekte oder Zweige:Yama,Niyama,Āsana,Prāṇāyāma,Pratyāhāra,Dhāraṇā,Dhyāna und Sam ādhi. Yama bezieht sich auf die ethischen und sozialen Regeln, niemandem Schaden zuzufügen, ehrlich zu sein, nicht zu stehlen, die eigenen Wünsche und Begierden im Zaum zu halten sowie frei von Neid und einem Festhalten am Vergänglichen zu sein. Bei Niyama geht es um fünf Aspekte der Selbstreinigung: Reinlichkeit, Zufriedenheit, Eifer in Studium und Praxis, persönliches Eintauchen in die Tiefgründigkeit der Yoga-Schriften und Hingabe an den göttlichen Ursprung. Āsana ist
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