Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yendi

Yendi

Titel: Yendi
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
spazierte auf ihn zu und schlug ihm erst mit der Faust unter das Brustbein und dann mit dem Knie in die Visage, als er zusammensackte. Da wurde ihm allmählich klar, daß ich nicht glücklich war.
    Ich sagte: »Du hast eine Minute nach der Imperialen Uhr, um mir mein Geld in die Hand zu geben. Wenn du das getan hast, wird Kragar deine Bücher durchgehen; danach wird er mit jeder Dirne hier reden, um zu erfahren, wieviel hier los war. Wenn mir auch nur eine Kupfermünze fehlt, bist du ein toter Mann.«
    Er ließ seinen Umhang in der Wand stecken und holte das Geld. Währenddessen nahm ich psionisch Kontakt zu Kragar auf und ließ ihn kommen. Mit dem Geldbeutel in der Hand wartete ich auf ihn.
    Der Geschäftsführer stammelte: »Seht mal, Boß, ich war gerade auf dem Weg –«
    »Mach den Kopf zu oder ich reiße dir die Luftröhre raus und stopfe sie dir in den Hals.«
    Er gehorchte. Als Kragar auftauchte, ging ich wieder in mein Büro. Kragar kam knapp zwei Stunden später zurück, und wir stellten fest, daß die Bücher stimmten. Er hatte zehn Dirnen, vier Männer und sechs Frauen, die für gewöhnlich fünf Kunden pro Tag zum Preis von je drei Imperials bedienten. Die Dirnen verdienten täglich vier in Gold. Essen belief sich auf ungefähr neun Silberkugeln, sagen wir einen halben in Gold pro Tag. Der Geschäftsführer hatte ständig einen Vollstrecker da, dem er acht Imperials pro Tag bezahlte. Sonstige Ausgaben beliefen sich auf einen weiteren Imperial.
    Jede Dirne hatte einen Tag in der Woche frei, also müßte der Laden jeden Tag durchschnittlich 135 in Gold einbringen. Die Ausgaben lagen bei 51 am Tag, also müßte der tägliche Gewinn so in den mittleren Achtzigern liegen. Bei fünf Tagen die Woche (im Osten dauert eine Woche sieben Tage, ich bin nicht ganz sicher, warum) müßten am Ende etwa 425 in Gold in der Kasse sein, wovon der Geschäftsführer 25 Prozent einbehält – knapp über einhundert. Folglich müßte ich jede Woche an die 320 in Gold zu Gesicht kriegen. Ich hatte 328, ein bißchen Silber und Kupfer. Ich war zufrieden.
    Noch zufriedener wurde ich, als im Laufe der folgenden Stunde die übrigen mit ihren wöchentlichen Einnahmen auftauchten. Jeder von ihnen sagte so etwas wie: »Tut mir leid, Boß, ich wurde aufgehalten.«
    Darauf erwiderte ich so etwas wie: »Laß dich in Zukunft nicht mehr aufhalten.«
    Am Ende des Tages hatte ich über zweitausendfünfhundert Imperials eingesammelt. Natürlich mußte ich davon Kragar, meinen Sekretär und die Vollstrecker bezahlen; dennoch blieben mir mehr als zweitausend, von denen ich die Hälfte an Toronnan weitergab und den Rest behalten konnte.
    Daran hatte ich ganz und gar nichts auszusetzen. Für einen Bengel aus dem Ostreich, der sich früher in einer Schenke den Arsch abgeschuftet hatte, was in einer guten Woche acht Goldene einbrachte, waren eintausend zusätzlich nicht übel. Ich fragte mich, warum ich nicht schon eher in diesen Geschäftszweig gewechselt war.
    Ansonsten machte ich in den folgenden paar Monaten nichts Großes, außer daß ich einen kleinen Laden für Narkotika und psychedelisches Zeug erwarb, damit ich eine plausible Erklärung für meinen neuen Lebensstil hatte. Und ich stellte einen Buchhalter ein, damit alles ordentlich aussah. Dazu heuerte ich noch ein paar zusätzliche Vollstrecker an, damit ich auf jeden möglichen Ärger von meinen Geschäftsführern oder anderen Pennern, die sich in mein Gebiet drängen wollten, vorbereitet war.
    Die meiste Zeit ließ ich sie sogenannten »Rumhängdienst« leisten. Und genau das bedeutet es auch – man hängt in der Gegend herum. Der Grund dafür war, daß diese Gegend bei jugendlichen Schlägern, größtenteils aus dem Haus der Orca, die hier herumliefen und die Leute belästigten, äußerst beliebt war. Die meisten dieser Jungs waren ständig pleite, wenn sie nicht gerade Teckla überfielen, die den größten Bevölkerungsanteil darstellen. Sie kommen in diese Gegend, weil sie in der Nähe der Docks liegt, und weil die Teckla hier wohnen. »Rumhängdienst« bedeutet, diese Säcke ausfindig zu machen und sie, beim Phönix, hier herauszuprügeln.
    Als ich noch jünger war und mir blaue Flecken von Typen eingefangen habe, die »Milchbärte klatschen« wollten, waren es meistens Orca. Deshalb gab ich meinen Vollstreckern sehr ausführliche Anweisungen, was sie mit jemandem anstellen sollten, den sie ein zweites Mal hier erwischten. Und da diese Anweisungen befolgt wurden, war mein Gebiet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher