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Yendi

Yendi

Titel: Yendi
Autoren: Steven Brust
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Stadtplan und zog ein Quadrat um das Gebiet, das dem toten Mann gehört hatte. Dann zog ich ein weiteres innerhalb des ersten. Aus irgendeinem Grund haben die Bosse es gerne, wenn die Gebiete nach Straßenseiten aufgeteilt werden. Anstatt daß sie also sagen: »Mir gehört Taglund und dir Nebitt«, machen sie es so: »Mir gehört alles bis zur westlichen Straßenseite von Taglund und dir das Gebiet ab der östlichen Straßenseite.« Das Quadrat, das ich einzeichnete, verlief also durch die Pierstraße, in der das Gebiet von Laris aufhörte, nach Taglund, von Taglund nach Talbach, Talbach nach Bravura, Bravura nach Solom, von Solom zum Unteren Weg des Kieron und von dort wieder zur Pierstraße.
    Ich ließ Melestav Verbindung mit dem anderen Leutnant und den Söldnern aufnehmen, die direkt für Tagichatn gearbeitet hatten, damit sie mich einen Block von Toronnans Büros entfernt trafen. Als sie dort ankamen, wies ich sie an, mir zu folgen. Ich gab keine Erklärungen ab, sondern führte sie einfach zu dem Büro. Dort angekommen, ließ ich sie draußen warten und verlangte, den Boß zu sehen.
    Während die anderen warteten, wurde ich hereingelassen. Toronnan hatte helles Haar, kurz und sorgfältig geschnitten. Außerdem trug er Wams und Strümpfe, was für einen berufstätigen Jhereg ungewöhnlich ist, und seine graublaue Kleidung war rundum in tadellosem Zustand. Dazu war er für einen Dragaeraner recht kurz gewachsen, vielleicht knapp über zwei Meter und von schmaler Statur. Alles in allem sah er wie ein Archivschreiber der Lyorn aus. Seinen Ruf hatte er sich mit der Kriegsaxt erkämpft.
    Ich sagte: »Mylord, ich bin Vladimir Taltos.« Dann zog ich die Karte hervor und deutete auf das erste Quadrat. »Mit Eurer Erlaubnis obliegt mir von nun an die Leitung dieses Gebiets.« Ich zeigte auf das kleinere Quadrat darin. »Ich glaube, ich kann diese Größe bewältigen. Außerhalb gibt es Edelmänner, die, da bin ich sicher, die übrigen Bereiche gerne, wie Ihr es für angemessen haltet, unter sich aufteilen werden. Ich selbst habe über diese Angelegenheit nicht mit ihnen gesprochen.« Darauf verneigte ich mich.
    Er sah mich an, dann die Karte, dann Loiosh (der die ganze Zeit über auf meiner rechten Schulter gehockt hatte) und antwortete: »Wenn du es schaffst, Milchbart, gehört es dir.«
    Ich dankte ihm, ging hinaus und überließ es ihm, den anderen Bossen die Erklärungen zu liefern.
    Danach ging ich wieder in mein Büro, sah mir die Bücher an und mußte feststellen, daß wir beinahe pleite waren. Ich persönlich besaß noch ungefähr fünfhundert, wovon eine Familie vielleicht ein Jahr lang einigermaßen essen und leben kann. Inzwischen unterstanden meiner Kontrolle vier Freudenhäuser, zwei Spielhöllen, zwei Kreditverleihe und ein Wäscher oder Hehler oder Händler für gestohlene Waren. Söldner gab es keine. (Das ist ein seltsamer Ausdruck: manchmal bedeutet er festangestellter Vollzeit-Vollstrecker und manchmal Subleutnant. Bei mir heißt er für gewöhnlich letzteres.) Allerdings standen mir sechs Vollstrecker zur Verfügung, die rund um die Uhr tätig waren. Und ich kannte diverse, die selbständig arbeiteten.
    Ich stattete jedem meiner Geschäfte einen Besuch ab und machte immer das gleiche Angebot; ich legte einen Geldbeutel mit fünfzig in Gold auf den Tisch und sagte: »Ich bin der neue Boß. Das hier ist ein Bonus oder ein Abschiedsgeschenk. Entscheide dich. Wenn du es als Bonus nimmst und versuchen solltest, mir quer zu kommen, dann schreib schon mal deine Trauergesellschaft an, denn später wirst du dazu nicht mehr in der Lage sein.«
    Nun ließ mir dieses Vorgehen verdammt wenig Bargeld. Alle blieben bei mir, und ich hielt den Atem an. Als die Endwoche nahte, kam niemand außer Nielar, der nun in meinem Gebiet lag, zu mir. Ich nehme an, sie wollten abwarten, was ich unternahm. Zu jener Zeit hatte ich nicht genug Geld, um einen unabhängigen Schläger zu bezahlen, und ich hatte Angst, einen Vollstrecker zu bestellen (was, wenn er es nicht tun würde?), also spazierte ich rüber zu dem Laden, der meinem Büro am nächsten lag, ein Freudenhaus, dessen Geschäftsführer ich mir schnappte. Bevor er etwas sagen konnte, nagelte ich ihn in seinem Umhang mit einem Wurfmesser in Kniehöhe an der Wand fest. Rechts und links. Dicht neben jedes Ohr schleuderte ich einen Schuriken in die Wand, der ihm die Haut anritzte. Dann ging Loiosh auf ihn los und harkte dem Kerl mit seinen Krallen durchs Gesicht. Ich
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