Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yendi

Yendi

Titel: Yendi
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
sollte. Im Norden hatte er einen ganz friedfertigen Nachbarn, Rolaan, der Verhandlungen mit Welok anstrebte, weil er zwar den Töpfermarkt wollte, aber keinen Krieg. Rolaan wurde noch friedfertiger, nachdem er eines Tages aus dem dritten Stockwerk seines Büros stürzte. Sein Leutnant, Fuß Chamo, war sogar noch friedfertiger, und so wurde das Problem sachte aus der Welt geschafft. Ich habe Fuß immer schon in Verdacht gehabt, daß er Rolaans Tod herbeigeführt hat, weil ich mir nicht erklären könnte, wieso Welok Chamo in Ruhe gelassen haben sollte, aber mit Gewißheit habe ich es nie erfahren.
    Das war vor drei Jahren. Ungefähr zu jener Zeit habe ich aufgehört, für Nielar zu arbeiten, und mich statt dessen bei Der Klinge selbst verdingt. Dessen Boß wiederum hieß Toronnan, der die Angelegenheiten von den Docks im Osten bis zu der Gegend um die »Kleinen Pforten des Todes« im Westen sowie vom Fluß im Süden bis zur Issolastraße im Norden in der Hand hatte.
    Etwa anderthalb Jahre nach Rolaans Reise zu den Fällen der Toten hatte Welok einen Disput mit jemandem aus der Linken Hand des Jhereg. Dieser Jemand arbeitete, glaube ich, im gleichen Territorium wie Welok (normalerweise überlagern sich unsere Interessengebiete nicht), aber ich weiß nicht genau, worin die Schwierigkeiten bestanden. Eines Tages verschwand Welok mir nichts dir nichts, und sein Posten wurde von einem seiner Leutnants übernommen – ein Kerl namens Tagichatn, dessen Namen ich bis heute nicht richtig aussprechen kann.
    Für Die Klinge hatte ich als Späher gearbeitet, der ihn auf Schwierigkeiten aufmerksam machen sollte, doch der Neue hielt nicht viel von Leuten aus dem Ostreich. An meinem ersten Tag spazierte ich in sein Büro, ein kleines Gebäude auf der Kupfergasse zwischen Garschos und dem Malak-Kreisel. Ich erklärte ihm, was ich für Welok getan hatte, und fragte, ob er lieber »Herr« oder »Boß« genannt werden wollte oder ob ich versuchen sollte, seinen Namen richtig auszusprechen. Seine Antwort lautete: »Nenn mich Göttlicher Boß«, und von da an war es gelaufen.
    Innerhalb einer Woche haßte ich den Kerl. Innerhalb eines Monats setzte sich ein weiterer von Weloks ehemaligen Leutnants ab und führte sein eigenes Gebiet mitten in dem von Tagichatn. Das war Laris.
    Zwei Monate »Göttlicher Boß« reichten mir. Viele von uns, die für ihn arbeiteten, bemerkten, daß er überhaupt nicht gegen Laris vorging. Man hielt das für ein Zeichen von Schwäche. Schließlich und endlich würde sich das jemand entweder aus Tagichatns Organisation oder von draußen zunutze machen. Keine Ahnung, was geschehen wäre, wenn er sich nicht zum Selbstmord entschlossen hätte – indem er sich einen Dolch ins linke Auge rammte.
    Er starb eines späten Abends. Am gleichen Abend nahm ich Kontakt zu Kragar auf, der mit mir für Nielar gearbeitet hatte sowie hin und wieder für Welok. Momentan war Kragar als Türsteher einer Taverne auf der Pierstraße tätig. Ich sagte: »Ich habe eben ein bißchen Land übernommen. Hättest du nicht Lust, mir dabei zu helfen, es zu behalten?«
    Er fragte: »Ist es gefährlich?«
    Ich: »Darauf kannst du einen lassen.«
    Er: »Nein, danke, Vlad.«
    Wieder ich: »Du fängst mit fünfzig in Gold die Woche an. Wenn wir uns länger als zwei Wochen halten, bekommst du fünfundsiebzig plus zehn Prozent von dem, was ich herauskriege.«
    Und er: »Hundert nach zwei Wochen plus fünfzehn Prozent vom Brutto.«
    »Fünfundsiebzig. Fünfzehn Prozent vom Netto.«
    »Neunzig. Fünfzehn Prozent vom Netto, bevor du denen von oben was abgegeben hast.«
    »Fünfundsiebzig. Zehn Prozent, bevor ich was abgegeben habe.«
    »Abgemacht.«
    Am Morgen darauf kam Tagichatns Sekretär herein und fand Kragar und mich in den Büros eingerichtet. Ich bot ihm an: »Du kannst für mich arbeiten, wenn du willst. Sag ja, und du kriegst zehn Prozent mehr. Sag nein, und du kannst unbehelligt gehen. Wenn du ja sagst und mich verarschen willst, verfüttere ich dich an die Orca.«
    Er sagte nein. Ich sagte: »Dann tschüs.«
    Danach ging ich zu Melestav, einem Vollstrecker, der unseren ehemaligen Boß ebenfalls gehaßt hatte und mit dem ich einige Male ein Team gebildet hatte. Mir war zu Ohren gekommen, daß er ›arbeitete‹, und ich wußte, er war sorgfältig. Ich sagte: »Der Boß möchte dich als seinen persönlichen Sekretär und Leibwächter.«
    »Der Boß hat sie nicht alle.«
    »Ich bin der Boß.«
    »Ich bin dabei.«
    Ich besorgte mir einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher