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Yendi

Yendi

Titel: Yendi
Autoren: Steven Brust
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Springbrunnen in der Mitte, der, seit ich denken kann, noch nie funktioniert hat. Dort endet die Kupfergasse. Von ihr aus gesehen von links kommt dann der Untere Weg des Kieron, der etwas breiter nach rechts und geradeaus weitergeht.
    »Also, Kragar«, sagte ich, »wo –« Ich brach ab. »Kragar?«
    »Direkt vor deiner Nase, Boß.«
    »Oh. Wo ist der Laden?«
    »Erste Tür links von der Taverne Zum Springbrunnen. Da rein, dann die Treppe hoch und oben rechts.«
    »In Ordnung. Halt die Augen offen.«
    »Klar.«
    »Loiosh, such dir ein Fenster, von dem aus du hineinschauen kannst. Wenn du keins findest, bleib einfach in der Nähe.«
    »Mach ich, Boß.« Er flog davon.
    Ich ging hinein, eine enge Treppe ohne Geländer hinauf ins oberste Stockwerk. Nachdem ich tief Luft geholt und nochmals meine Waffen überprüft hatte, klatschte ich in die Hände.
    Augenblicklich öffnete sich die Tür. Der Kerl dahinter war in Schwarz und Grau gekleidet, den Farben des Hauses Jhereg, und er hatte ein Breitschwert umgeschnallt. Verdammt, der war fast zwei Meter zwanzig groß und breiter als ein gewöhnlicher Dragaeraner. Er sah auf mich herab und sagte: »Tut mir leid, Milchbart. Nur für Menschen«, und knallte die Tür wieder zu. Dragaeraner scheinen immer wieder zu verwechseln, wer die »Menschen« sind und wer nicht.
    Daß er mich »Milchbart« genannt hatte, störte mich nicht – ich hatte mir absichtlich ein Bärtchen wachsen lassen, weil Dragaeraner es nicht können. Aber daß ich von einem Spiel ausgeschlossen wurde, das ohne meine Erlaubnis nicht einmal hier sein durfte, verärgerte mich ungemein.
    Schnell überprüfte ich die Tür und mußte feststellen, daß sie durch Zauberei verschlossen wurde. Ich schüttelte mein rechtes Handgelenk, und Bannbrecher, ein halber Meter Goldkette, fiel mir in die Finger. Dann schlug ich gegen die Tür und spürte, wie der Zauber nachließ. Als die Tür wieder aufging, verbarg ich die Kette rasch.
    Die Augen des Kerls verengten sich, und er kam auf mich zu. Ich grinste ihn an. »Ich würde gerne den Eigentümer sprechen, wenn ich darf.«
    »Wie ich sehe«, gab er zurück, »brauchst du jemanden, der dir die Treppe hinunterhilft.« Und er kam näher.
    Ich schüttelte den Kopf. »Es ist traurig, daß Dir nicht einmal einer einfachen Bitte Folge leisten könnt, toter Mann.«
    Er griff an, und der Dolch aus meinem rechten Ärmel fiel mir in die Hand. Dann war ich schon, unter seinen Armen geduckt, an ihm vorbei. Fünfzehn Zentimeter geschliffenen Metalls waren zwischen seiner vierten und fünften Rippe aufwärts gerichtet vergraben, so verdreht, daß sie an sein Brustbein pieksten. Ich trat ein, während ich hinter mir schwache Stöhn- und Hustgeräusche und danach das Fallen eines Körpers vernahm. Entgegen weitverbreiteter Vermutung würde der Kerl wahrscheinlich noch länger als eine Stunde weiterleben. Doch entgegen einer weiteren landläufigen Vermutung stünde er unter Schock und wäre folglich nicht in der Lage, etwas zu unternehmen, um am Leben zu bleiben.
    Das Zimmer war klein und hatte nur ein Fenster. An drei Tischen wurde mit S’yang-Steinen gespielt, einmal waren es fünf Leute, an den beiden anderen jeweils vier. Die meisten Spieler waren anscheinend Teckla, dann gab es ein paar Jhereg und einen Tsalmoth. Zwei weitere Jhereg saßen dort, genau wie Kragar mir erzählt hatte, und arbeiteten für den Laden. Beide bewegten sich schnell auf mich zu, und einer hatte sein Schwert gezogen. Ach herrje.
    Ich brachte einen Tisch zwischen mich und einen der Angreifer, dann warf ich ihn um. In dem Augenblick zerbarst das Fenster, und Loiosh flog direkt auf den anderen los. Den konnte ich fürs erste getrost außer acht lassen.
    Der, dem ich den Tisch entgegengeschleudert hatte, wobei Steine und Münzen und Gäste durch die Gegend geworfen wurden, kam ins Straucheln. Ich zog mein Rapier und schnitt ihm ins Handgelenk, während sein Arm vor mir durch die Luft wirbelte. Darauf ließ er die Klinge fallen, und ich konnte auf ihn zugehen und trat ihm zwischen die Beine. Stöhnend brach er zusammen. Als ich ihm den Knauf meines Schwertes auf den Kopf hieb, ging er endgültig zu Boden.
    Ich wandte mich dem anderen zu. »Das reicht, Loiosh. Laß ihn, und gib mir Deckung!«
    »Mach ich, Boß.«
    Während Loiosh von ihm abließ und ich mich näherte, versuchte der Kerl, seine Klinge zu ziehen, doch meine war schon bereit. Ich berührte ihn mit der Spitze an der Gurgel und lächelte. »Ich hätte gerne
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