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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme
Autoren: Stephen Baxter
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blechernen Töne der Translator-Chips zu identifizieren. ›Handelt es sich etwa um eine formelle Kriegserklärung…?‹
    ›Mitnichten‹, sagte ich. ›Unser Gespräch wird nicht belauscht. Im Moment gibt es nur dich und mich hier draußen im Halo der Galaxis. Ich möchte nur, dass du das ganze Bild siehst, Botschafter.‹
    Der Geist schwebte für eine lange Zeit im Raum. Komplexe stehende Wellen liefen über seine Oberfläche. ›Na gut‹, sagte er schließlich. ›Jack Raoul – was weißt du über Dunkelmaterie?‹
    * * *
    Dunkelmaterie: Ein Schattenuniversum, das die sichtbaren Welten, die wir bewohnen, durchdringt und dabei nur leicht touchiert… Nein, das Bild ist irreführend, denn die dunkle Materie ist alles andere als ein Schatten; sie macht neun Zehntel der Gesamtmasse des Universums aus. Die glühende baryonische Materie, aus der Sterne, Planeten und Menschen bestehen, ist wie Gischt auf den Wellen dieses dunklen Meers.
    Ich lade Daten vom Botschafter herunter. Im verstärkten Blickfeld wird die majestätische Scheibe der Galaxis von großen virtuellen Schemata überlagert.
    ›Dunkle Materie vermag keine Sterne zu formen‹, sprach der Botschafter. ›Stattdessen ballt Dunkelmaterie sich zu riesigen Wolken – größer als Galaxien – zusammen, um einen Gleichgewichtszustand zu erreichen. Das Universum wird von riesigen kalten Wolken aus dunkler Materie durchzogen: Es ist ein amorpher Geisterkosmos.‹
    ›Das ist zweifellos faszinierend, Senken-Botschafter, aber ich wüsste nicht…‹
    ›Jack Raoul, wir glauben, dass wir einen Weg gefunden haben, Soliton-Sterne zu konstruieren: Stellare-Masse-Objekte aus Dunkelmaterie. Diesem Zweck dient auch das Experiment, das hier durchgeführt wird. Wir werden die ersten Sterne aus Dunkelmaterie erschaffen, die ersten im Universum.‹
    Ich ließ mir das durch den Kopf gehen. Es war einer von den üblichen grandiosen Geister-Plänen.
    Doch welches Ziel verfolgten sie wirklich?
    Und weshalb waren sie so darauf bedacht, die Sache vor den Xeelee und vor uns geheim zu halten? Ich wusste, dass etliche Schichten von Wahrheit unter der Oberfläche liegen mussten, die der Botschafter mir hatte verkaufen wollen. Wie ihr Quagma-Schatz, den sie nachlässig im Regolith der ausgehöhlten Welt verscharrt hatten.
    ›Vielleicht vermag ich deine Fragen zu beantworten, Jack.‹
    Die Drüsen, die in meine silbrige Haut integriert waren, pumpten Adrenalin ins System. Ich drehte mich um.
    ›Eve.‹
    Meine verstorbene Frau lächelte mich an.
    Der Senken-Botschafter zog sich zurück und schrumpfte zu einem winzigen Lichtpunkt. Die Galaxis schimmerte wie eine Geisterhülle und verdüsterte sich.
    Dann wurden alle Sterne ausgelöscht.
    * * *
    Ich schaute an mir hinab. Ich war wieder menschlich.
    Wir hatten einmal ein Apartment im Herzen der New Bronx gehabt. Es war eine schöne Wohnung gewesen, hell und großzügig und mit virtuellen Wänden der neusten Generation. Seit meiner Metamorphose habe ich keine Verwendung mehr für die Wohnung, doch ich behalte sie und lasse sie leer stehen. Seit Eves Tod ist dort nichts verändert worden. Ich möchte nur einmal nach dem Rechten sehen.
    Nun war ich wieder in diesem Apartment. Ich war allein.
    Ich ging an die Bar, goss mir einen Malt Whiskey ein und wartete. Ich vermag natürlich noch immer zu trinken, doch habe ich festgestellt, dass der Genuss des Whiskeys hauptsächlich von den taktilen Wahrnehmungen herrührt, wenn die Flasche klirrend ans Glas schlägt, die viskose Flüssigkeit im Glas schwappt und das Aroma in der Kehle sich ausbreitet.
    Wenn man den Stoff nur injiziert, ist es nicht dasselbe.
    Ich genoss den Malt. Es war unglaublich. Es steckte mehr Prozessor-Power hinter dieser Simulation – was auch immer es war – als hinter jeder anderen, die ich bisher erlebt hatte…
    Eine Wand schmolz. Eve saß auf einer Couch wie meiner. Sie lächelte mich an.
    ›Du hast viele Fragen‹, sagte sie.
    Ich nippte am Drink. ›Willst du nicht zu mir kommen?‹
    Sie schüttelte den Kopf. Sie sah älter aus als am Tage ihres Todes. Sie zupfte an einer Haarlocke; das war eine Angewohnheit, die sie schon als Kind gehabt hatte.
    ›Das ist eine Virtuelle Simulation, nicht wahr?‹, fragte ich.
    ›In gewisser Weise.‹
    ›Du bist nicht Eve. Sonst wärst du nicht einmal hier.‹ Sogar die Virtuelle Kopie von Eve hätte so viel Taktgefühl gehabt, mir das nicht anzutun und mich wieder in dieses verdammte Selbstmitleid zu stürzen.
    Trotz der
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