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Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Titel: Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!
Autoren: Unbekannt
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teil.
    Als Ogi im November 2011 in London das restaurierte Schweizer Glockenspiel offiziell neu einläutet, lässt es sich Christine, mehr als 50 Jahre später, nicht nehmen, mit ihrem Mann Bob in die City of Westminster zu kommen, um Dolfi zu sehen. Immer wieder sind die englischen «Schlummereltern» mit ihren Kindern nach Kandersteg in die Ferien gereist – zu Ogis, erstmals schon wenige Jahre nach dem Aufenthalt Dölfs in ihrer Londoner Familie.
    Dolfi sei wie ein grosser Bruder gewesen, erzählt Christine nach der Einweihung des Glockenspiels. Sie habe ihn auch immer wieder geneckt: «Du hast ja eine fürchterliche englische Aussprache.» Und ebenso grässliche Kleider habe er manchmal getragen.
    England hat es in sich: Die letzten Monate vor der Rekrutenschule verbringt Dölf Ogi bei Norman Lister, einem spleenigen englischen Textilfabrikanten in Formby, unweit von Liverpool. Seit Ende der Vierzigerjahre ist Lister nach Kandersteg gekommen und hat die Bergführer- und Skilehrerdienste von Adolf Ogi senior in Anspruch genommen. Zuerst reist er noch mit der Eisenbahn an, später, als erfolgreicher und dementsprechend reicher Geschäftsmann mit dem Bentley – jedes zweite Jahr mit einem neuen Modell. Gewohnt hat er immer in der einfachen Pension Chalet Belvedere bei Harry. Aber: «Wer den Rappen nicht ehrt…» – der wohlhabende Norman schaut aufs Geld. Als einmal das «Chübeli» Bier fünf Rappen aufschlägt, zeigt er Kandersteg für einige Zeit die kalte Schulter und zieht fortan Klosters vor. Später kommt er reuig wieder: In Kandersteg sei es doch viel schöner. Wenigstens will es die Überlieferung so.

    1946 Ogi als Knirps mit dem Hut des Vaters.

    Kein «Candellight Dinner», aber sichtbar viel Gefühl: Ogi 25 Jahre später und frisch verliebt in Katrin. 1971

    2009/1972 Wie aus dem Gesicht geschnitten: Mutter Katrin (r.) und Tochter Caroline Ogi.

    2011 Ogi trifft «Schlummerschwester» Christine Maunder-Greaves in london, ein halbes Jahrhundert nach seinem Aufenthalt in der Swiss Mercantile School London.
    «Dölfi kann bis zum Militärdienst zu mir kommen und bei mir arbeiten!», bietet Norman Lister in den Winterferien 1962 an. Gesagt, getan. Im April 1962 reist Dölf mit Sack und Pack an die englische Westküste und verbringt dort eine unvergessliche Zeit. Er hilft in der Textilfabrik Listers aus oder rodet das Buschwerk neben einer alten Kirche, um Platz für einen Neubau zu machen.
    In Normans Fabrik stellt der Praktikant Anfang Mai eine grosse Schweizer Fahne her. Mit diesem Fanwerkzeug reist er am Morgen des 9. Mai 1962 fünf Stunden mit dem Dampfzug nach London – zum letzten WM-Ausscheidungsspiel der Schweiz vor der Weltmeisterschaft in Chile. Die Schweiz verliert gegen England vor 30 000 Zuschauern mit 3 : 1. Das stimmt den jungen Schweizer Fan zwar verdriesslich, aber im grossen Wembley-Stadion bei diesem wichtigen Spiel dabei gewesen zu sein, gleicht vieles wieder aus. Noch in der gleichen Nacht kehrt er mit dem Abendzug aus London nach Liverpool zurück.
    Der sportbegeisterte Gastgeber mag Döfi die Niederlage zwar nicht gönnen, freut sich aber natürlich über den Sieg Englands. Mit Fussball hat er nicht so viel am Hut: Listers Sportart ist eher Landhockey. Ende der Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre ist Norman Lister Chairman des formidablen Formby Hockey Clubs.
    Auch abends ist immer etwas los. Norman Lister geht mit Dolfi auswärts essen, fährt mit ihm in die besten Jazzclubs der Gegend. Wenn es dem jungen Mann zu viel wird, oder besser gesagt, wenn die Sache zu lange dauert, legt er sich einfach auf dem Rücksitz im Bentley des Engländers schlafen. Wir haben es schon gehört: Adolf Ogi habe überall und immer schlafen können, wo er wollte – und sei jedes Mal auf der Stelle eingenickt. Vielleicht hat er sich das in Norman Listers bequemem Bentley in den Sechzigerjahren an der englischen Westküste angeeignet.
    Eines Tages will der Engländer seinem jungen Schweizer Gast etwas ganz Besonderes zeigen: «Wir fahren in den Cavern Club nach Liverpool!» Was es denn dort zu sehen gäbe? Eine verrückte junge Band, antwortet der Gastgeber, die seiner Meinung nach im Kommen sei. Vier junge Pilzköpfe. Beatles würden sie sich nennen.
    Adolf Ogi aus Kandersteg, knapp 20 Jahre alt, hat das Privileg, als einer der ersten Schweizer einen der 292 nachgewiesenen Auftritte der Beatles im legendären Liverpooler Cavern Club gesehen und gehört zu haben. Und zwar schon sehr früh: Die erste
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