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Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Titel: Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!
Autoren: Unbekannt
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aufgewachsen. Das hat man gespürt. Sie hat immer zuerst für die anderen gesorgt, dann erst zu sich geschaut und meinem Vater auf eindrückliche Weise den Rücken freigehalten. Dank meiner lieben Mutter konnte er seine unglaubliche Wirkungskraft entfalten, seinen unbändigen Willen und seine Begeisterungsfähigkeit», erzählt Adolf Ogi weiter über seine Mutter. Das kommt uns doch bekannt vor.
    Adolf Ogi senior und Anna Wenger haben sich in Kandersteg kennen- und lieben gelernt. Anna Wenger arbeitet damals im heutigen Hotel Royal Bellevue als Gouvernante. Die Mutter habe auch immer gut gekocht, erinnert sich der Sohn. Alles natürlich im Rahmen der bescheidenen Möglichkeiten. Sie habe die Kinder nicht verwöhnen können. Aber sie habe sich stets viel Zeit genommen für die Zubereitung des Essens. Döfi liebt ihren «Härdöpfelstock» und ihre Hackplätzli. Selten habe es auch Fleischvögel gegeben, dafür aber dann besonders gute! Er habe alles gegessen, was auf den Tisch gekommen ist. Bei Mutter Ogi gerät eines dunklen Dezemberabends ein dreister Dieb an die Falsche. Er hat es auf den grossen Kassenschrank abgesehen, der während Vaters Zeit als Gemeindekassier im Haus steht. Der Vater ist nicht zu Hause. Er weilt an einem Skischulleiter-Kurs. Unter einem Vorwand versucht ein Fremder gegen 21.00 Uhr, ins Haus zu gelangen. Den Fuss hat er schon in der Tür. Doch da habe die Mutter den Dieb unerschrocken mit dem Teppichklopfer vertrieben. Man habe nie herausgefunden, wer es da auf das Geld der Gemeinde abgesehen hatte.
    Manchmal läutet es auch spätnachts im Haus des Gemeindepräsidenten Ogi. Mehrmals stehen Frauen, die zu Hause von ihrem Mann geschlagen worden sind, Hilfe suchend und nur mit dem Nachthemd bekleidet vor der Tür. Der Vater steigt jedes Mal sofort in die Kleider und begleitet die Frauen nach Hause, um die schlagenden Männer zu beruhigen. So geht man damals mit häuslicher Gewalt auf dem Lande um … Was hat der Vater nicht alles gemacht! Förster in Kandersteg, später ist das Revier ausgedehnt worden bis Kandergrund und weiter ins Engstligental und Frutigen. Bergführer. Er leitet die Skischule. Er ist Schwellenkorporationspräsident, also zuständig für die Bach- und Flussverbauungen. Präsident der Schulkommission. Gemeindepräsident und Gemeinderatspräsident, davor Gemeindekassier. Im Sommer weilt Ogi senior oft von Montag bis Mittwoch auf der «Fisi», um an den Lawinenverbauungen zu arbeiten. Am Mittwoch kommt er jeweils herunter, weil in der Regel noch für die Gemeinde Arbeiten zu erledigen sind. Am Donnerstag steigt er wieder drei, vier Stunden hinauf zu den Lawinenverbauungen und kommt erst am Samstag wieder herunter. Aber nur für kurze Zeit. Waschen, Kleider wechseln und schon geht es wieder bergauf, zur Blüemlisalphütte. Von dort führt er am Sonntagmorgen regelmässig Berggänger auf die Blüemlisalp. Bei der Rückkehr gibt es für die Buben immer die mitgebrachte Kondensmilch aus Vaters Rucksack. Was für ein Schmaus!
    Schon früh darf der Bub mit «z’Berg». Am Seil des Vaters geht es im Alter von 5 Jahren auf die Bire, auf den 2 502 Meter über Meer gelegenen Hausberg von Kandersteg, zusammen mit dem um ein Jahr älteren Philippe Frank aus Belgien. Familie Frank kommt seit Jahren nach Kandersteg in die Ferien. Sommer wie Winter. Die Kandersteger Luft ist gut gegen Philippes Asthma. Auf die «Bire» zu kraxeln ist kein Spaziergang, die Begehung figuriert heute unter «Schwierigkeitsgrad T5, anspruchsvolles Alpinwandern». Auf dem Gipfel angekommen, umarmen sich die beiden Buben vor Stolz. Später bringt Vater Ogi die beiden freudestrahlenden Kinder auch wieder heil ins Tal. Sie werden Freunde fürs Leben. Mit 11 Jahren steht Döfi erstmals auf der Blüemlisalp, 3 646 Meter über Meer, zusammen mit dem Vater.
    Familie Frank, die reiche belgische Kohlenhändler-Familie, spendet später einen Pokal für den Sieg in einem abenteuerlichen Skirennen. Vom Oeschinensee geht es runter bis nach Kandersteg. «Frank Cup» heisst das Abfahrtsrennen. Es ist ja klar, dass Dölf Ogi in seiner Kategorie jeweils gewinnen will, mehrmals klappt es auch. Der Vater habe natürlich jedes Mal Freude gehabt. Und der Sohn freut sich nicht nur über seinen Sieg, sondern auch über die heisse Schokolade, die es immer nach dem Rennen im Hotel Schweizerhof gegeben hat. Der Bub hat noch auf Holzskiern fahren gelernt. Der Vater hat ihn vor dem Haus einfach auf die Skier gestellt und den «Hubel» neben
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