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Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Titel: Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!
Autoren: Unbekannt
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Doch da habe er kurz entschlossen den Sicherheitsgurt von Jean-Luc Dehaene gelockert.
    Schallendes Gelächter.
    Er berichtet mit lauter Stimme, jede Silbe betonend:
    «Dann habe ich, als der Helikopter noch etwas wackelte, zu ihm gesagt: ‹Jean-Luc, ici on ne peut vraiment pas construire une autoroute – hier kann man wirklich keine Autobahn bauen!›»
    Da sei Jean-Luc auf die Knie gesprungen und habe gefleht: «Ich sehe es, ich habe Angst, lass uns weiterfliegen!»
    Der nächste Lacher.
    «Ich weiss, dieses Vorgehen ist nicht sehr akademisch, auch nicht diplomatisch, aber wirkungsvoll!»
    Noch ein Lacher.
    Von nun an sei Jean-Luc Dehaene einer der besten Vertreter der schweizerischen Verkehrspolitik in der EU geworden. Er habe immer wieder angerufen, wenn ein Besuch einer Verkehrsministerin oder eines Verkehrsministers angesagt war und ihm geraten: «Mit dem musst du nur vor das Kirchlein, mit der musst du wohl hinein und mit dem Dritten musst du noch in die Eigernordwand.»
    Der letzte Lacher.
    Volltreffer. Er hat die Festgemeinde endgültig im Sack. Die späteren Redner sind fast gezwungen, in ihren Vorträgen Bezug auf ihn zu nehmen. Der frühere Rektor der Universität Bonn, Professor Matthias Winiger, spricht zum Thema «Berge sind mehr …». Bezüglich der Mobilität in den Bergen meint er: Schöner, als er es vorher gehört habe, könne man es nicht erzählen. In der Aula sitzt auch Winigers Sohn David, der langjährige persönliche Mitarbeiter während der UNO-Zeit des Festredners.
    Doch eines hat der naturverbundene Kandersteger während des ganzen Vortrags vermieden: Das aktuell wohl berühmteste Schweizer Zitat direkt in seine Rede einzubauen. Er lässt nur bei passender Gelegenheit die Worte fallen: «Es herrschte nicht nur bei mir grosse Freude.»
    Das exakte authentische Zitat verwendet ein anderer. Der Leiter des geografischen Schwesterinstituts der Universität Zürich, Professor Robert Weibel, schliesst seine Grussbotschaft an die Berner Kolleginnen und Kollegen mit den zwei unvergesslichen Worten:
    «Freude herrscht!»

    2010 Ogi vor der Bire, der Blüemlisalp und dem Doldenhorn (v.l).

1993 Der höchste Schweizer beim Aufstieg auf den höchsten Berg innerhalb der Schweiz, den Dom.

Kein bisschen müde

    Eigentlich sollte Kofi Annan die Laudatio halten. «Aber die Welt und der Frieden brauchen einmal mehr den Einsatz von Kofi Annan», sagt Ruth Dreifuss am 17. März 2012 im Kulturcasino Bern. Die frühere Bundesrätin und enge Freundin von Adolf Ogi steht an Annans Stelle vor einer Festgemeinde, die Dölf zu Ehren gekommen ist. Der frühere Generalsekretär der Vereinten Nationen steckt in diesen Tagen in einer äusserst schwierigen Mission in Syrien. Seine Laudatio hatte Kofi Annan bereits geschrieben, als ihn der Ruf der UNO ereilte. Er bedaure sehr, dass er nicht persönlich bei der Ehrung seines guten Freundes «Dolfi» dabei sein könne, lässt er der Festgemeinde durch Ruth Dreifuss ausrichten.
    Adolf Ogi erhält an diesem Samstagmorgen im März den Europäischen Kultur-Kommunikationspreis. Ein weiterer wichtiger Preis in der langen Liste von 15 nationalen und internationalen Preisen und Ehrungen seit 2000. Die Europäische Kulturstiftung hält in der Urkunde fest: «Wir würdigen damit den charismatischen und visionären Staatsmann, insbesondere seine weltweiten Bemühungen zur Förderung des Sports als Mittel zur Völkerverständigung, seine Kommunikationsfähigkeit im Interesse der Schweiz und seine Tätigkeit bei den Vereinten Nationen.»
    Ogi drückt einfach auf den Knopf und legt los: Vier Sprachen. Vier Kulturen, 26 Kantone. Einheit in der Vielfalt. In Frieden lebend seit 1848.
    Es gibt bei diesem Berner Anlass noch andere prominente Preisträger, so etwa den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank AG, Josef Ackermann. Der Schweizer erhält für sein kulturelles Wirken in Frankfurt aus der Hand der dortigen Oberbürgermeisterin Petra Roth den Deutsch-Schweizerischen Kulturpreis. Die CDUPolitikerin war sogar einmal als potentielle deutsche Bundespräsidentin im Gespräch. Aber Ogi steht wieder einmal im Zentrum: Kein bisschen müde. Er hat zuvor nicht gewusst, vielleicht geahnt, dass er nach der Verleihung des Preises noch ein paar Worte sagen soll. Kein Problem für den Ogi: Er drückt einfach auf den Knopf und legt los: Vier Sprachen. Vier Kulturen, 26 Kantone. Einheit in der Vielfalt. In Frieden lebend seit 1848. Wie oft hat er das schon gesagt. Aber die Kraft der Worte liegt in
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