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Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Titel: Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!
Autoren: Unbekannt
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Wirtschaft kommt das Prädikat Staatsmann viel leichter über die Lippen als Politikern. «Dölf hat die Klasse eines Staatsmannes», sagt Bruno Marazzi. Spüren sie früher als andere, dass das wirklich so ist? Dringt es auch in der Schweiz langsam ins Bewusstsein, dass der manchmal belächelte Politiker in Tat und Wahrheit ein besonderer Staatsmann ist? Erst Jahre nach seiner Amtszeit? Dölf Ogi meint auch, so etwas zu spüren: «Ja, ich habe das Gefühl, dass die Anerkennung heute grösser ist als früher.»
    Es gibt eine verblüffende geschichtliche Parallele.
    Dem amerikanischen Präsidenten Harry Truman widerfuhr offenbar Ähnliches. Der Historiker Hans-Peter Schwarz beschreibt den «kleinen Mann aus Missouri», von 1945 bis 1953 Präsident, in seinem Buch «Das Gesicht des 20. Jahrhunderts» so: «Von allen Präsidenten des 20. Jahrhunderts war Truman der einzige, der kein College besucht hat. Er sprach deftig wie die meisten seiner Landsleute und war direkt und offen. Er gab sich einfach, war es aber auch und unternahm überhaupt keine Anstrengung, seine Provinzialität zu verheimlichen.»
    Und doch sei er schliesslich bemerkenswert erfolgreich geblieben: «Dies nicht zuletzt deshalb, weil er im innersten Persönlichkeitskern ein schlichter Mensch war», schreibt Schwarz. Dieser Typ komme oft mit ein paar recht altmodischen Eigenschaften über die Runden: Fleiss, Genauigkeit im Detail, Loyalität gegenüber Mitarbeitern, Unerschrockenheit, gesunder Menschenverstand und Patriotismus.
    Dringt es auch in der Schweiz erst Jahre nach seiner Amtszeit ins Bewusstsein, dass der manchmal belächelte Politiker in Tat und Wahrheit ein besonderer Staatsmann ist?
    Es gab offenbar nur wenig massgebende Stimmen im Land, die Truman während seiner Amtszeit das Prädikat eines grossen Staatsmannes zubilligten. Ein Menschenalter später sei das ganz anders gewesen, hält der Historiker fest.
    Jetzt schreiben wir das Jahr 2012 – mit einem nimmermüden Adolf Ogi. Es handelt sich um ein Jahr der sehr privaten und persönlichen Jubiläen für Dölf.
    40 Jahre verheiratet mit Katrin – Rubinhochzeit.
    40 Jahre Sapporo.
    20 Jahre «Freude herrscht!»
    50 Jahre Beatles.

    2012 Gipfelstürmer: Tochter Carolines vorzeitiges Geschenk zum 70. Geburtstag ihres Vaters ist eine zweitägige Skitour in die Walliser Berge, unter anderem auf den 3 711 Meter hohen Gipfel Tête Blanche.

2001 Dölf Ogi spricht vor der UNO in Genf.

Friede herrscht!

    Der Audi A6 ist voll bepackt. Fünf Paar Ski sind im Fond verstaut. Katrin und Adolf Ogi befinden sich auf der Heimreise aus St. Moritz, auf der Autobahn Richtung Zürich. Man schreibt Donnerstag, den 22. Februar 2001, spätnachmittags. Zum ersten Mal seit vielen Jahren haben die beiden zusammenhängende Ferien verbringen können. Ganze zehn Tage. Skifahren. Langlaufen. Batterien aufladen. Und weil im Berner Oberland zurzeit wenig Schnee liegt, sind sie ins Engadin gefahren.
    Auf dem Höhepunkt seiner Karriere ist Adolf Ogi am 31. Dezember 2000 instinktiv zum richtigen Zeitpunkt aus dem Bundesrat ausgeschieden – freiwillig, niemand hat ihn dazu gezwungen.
    Es ist neblig, trüb, kalt. Auf der Höhe von Wollerau erzählt der ehemalige Verkehrsminister seiner Frau, wie er damals unbürokratisch und entscheidungsfreudig der Zürcher Seegemeinde zu einer zusätzlichen Überdachung der Autobahn verholfen hat. Seither ist Wollerau nicht mehr entzweigeschnitten. Ogi sei Dank.
    Wie so mancher andere auch, verpasst der Lenker des grünen Audi A6 mit Berner Kennzeichen die Ausfahrt Richtung Hirzel. Und regt sich, wie immer, wenn er sich verfährt, fürchterlich auf. Prompt geraten Ogis in einen Stau. «Ich habe mich geärgert, dass ich das Nadelöhr Zürich als Verkehrsminister nicht schneller beseitigen konnte», erinnert er sich.
    Zum ersten Mal seit vielen Jahren haben die beiden zusammenhängende Ferien verbringen können. Ganze zehn Tage. Skifahren. Batterien aufladen.
    Als der grüne Audi A6 gerade die Allmend Brunau passiert, klingelt plötzlich das Autotelefon. Es ist kurz vor 17.00 Uhr. Katrin Ogi döst vor sich hin. Jemand hat die alte Geheimnummer aus der Bundesratszeit gewählt, die Adolf Ogi noch drei Monate behalten darf. Er ist überrascht: Während der ganzen Fahrt aus dem Engadin ist das Telefon stumm geblieben. Kein einziger Anruf.
    Adolf Ogi nimmt ab. Die Verbindung ist miserabel.
    «Ja, Ogi hier, guten Abend!»
    «Hello, Dolfi, it’s me, Kofi! How are you?»
    «Katrin und ich sind
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