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Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Titel: Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)
Autoren: Anne Harenberg
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will nur spielen“,
beruhigte mich der Tierarzt.

 
    Ich mag Tiere wirklich gern,
besonders Hunde, aber auch bei denen kann ich den „Der-will-nur-spielen-Spruch“
nicht leiden. Bei einem ausgewachsenen „Der-will-nur-spielen“-Gepard mag ich
den Spruch noch viel weniger.

 
    „Nimm den weg“, schrie ich den
Tierarzt denn auch leicht hysterisch an. „Wo hast du das Vieh überhaupt her?“

 
    „Der gehört so einem stinkreichen
Typ aus dem Nachbaremirat Ajman . Der hält sich den
als Haustier und wenn er eine Party macht, dann ist der Gepard immer die
Riesenattraktion.“

 
    Es lebe der Unterschied. Wenn schon
alle Gucci, Prada, Chanel und Louis Vuitton tragen können, dann muss man eben
etwas anderes finden, um seinen Reichtum zur Schau zu stellen. Die armen Viecher.

6.) Der
Rockstar unter den Müttern

 
    Seit Monaten muss ich jeden Morgen
im Auto Katy Perry hören – oder alternativ das Geplärre, Genörgel und
Gezeter meiner Kinder darüber, dass wir eben nicht Katy Perry hören. Wer Kinder
hat, der weiß, dass sogar Katy Perry verglichen mit Kinder-Unmut ein Hochgenuss
für die Ohren ist. Dazu kommt, dass ich in den Augen meiner Kinder sowieso die
schlimmste Rabenmutter aller Zeiten bin.

 
    „Die Mama von der Amy geht mit ihr
zum Justin Bieber-Konzert! Überhaupt alle aus meiner Klasse gehen zu Justin.“

 
    Es ist erstaunlich, wie viel Anklage
eine Siebenjährige in einen einzigen Satz legen kann. Ich bin versucht, zu
antworten, dass ich die Mama von der Amy noch nie leiden konnte, weil sie eine
überdrehte Schnepfe ist, und dass die Gute nun offensichtlich komplett einen an
der Schüssel hat. Aber das spare mir natürlich. Das wäre pädagogisch mindestens
so wenig wertvoll, wie mit seiner siebenjährigen Tochter das Konzert eines
Teenie-Schwarms zu besuchen. Auch den Nachsatz, ob meine Tochter ebenfalls eine
Klippe runterspringen würde, nur weil alle anderen das tun, verkneife ich mir,
der erinnert mich zu sehr an meine Mutter. Auch wenn er sehr wahr ist.

 
    Ich schweige also still, allerdings
habe ich den Punkt erreicht, wo ich überlegen muss, was für meine Kinder
langfristig schädlicher ist: eine mit roher Gewalt durchgesetzte Veränderung
der Automusik oder eine Mutter in der Klappsmühle ,
die nicht mehr ansprechbar ist und nur noch „ California Girls“ vor sich in brabbelt.

 
    Ich entscheide mich für die
Veränderung des Musikgeschmacks. Einen Versuch ist es wert, den Platz in der Klappse kriege ich immer noch. Nach dem Frühstück stelle
ich den Laptop auf den Tisch und zeige den beiden bei YouTube ein Video von
Queen. Auch nicht gerade Volksweisen, aber immerhin beherrschten die ihre
Instrumente und Freddie Mercury konnte singen.

 
    Nachdem Queen auf fast positive
Resonanz gestoßen ist, werde ich übermütig. In einem Anfall von Zuversicht,
gepaart mit Erinnerungen an meine Jugend, spiele ich meinen Nachkommen als
nächstes Guns N' Roses vor. Ungläubige, entsetzte
Gesichter starren mich an. Dann erscheint Slash auf
der Bildfläche. Der langmähnige, wildgelockte, stark tätowierte, den Oberkörper
immer nur mit einer Weste bedeckende Gitarrist der Band. Und meine jüngere
Tochter fragt:

 
    "Bist du das, Mama?"

 
    Noch während ich dabei bin, meinen
Kopf mit großer Wucht auf die Tischplatte zu schlagen, fragt die ältere
Tochter:

 
    „Mama, kannst du die Mama von der
Amy fragen, ob sie mich mitnehmen kann zum Justin Bieber-Konzert?“

7.) „Nur in Dubai“

 
    Wer lange genug in Dubai lebt, der
kennt sie: Die „Nur-in-Dubai-Sprüche“. Hierbei handelt es sich um einfache
Sätze, die man so nebenher im alltäglichen Leben sagt oder hört, ohne darüber
nachzudenken. Irgendwann aber sagt oder hört man so einen Satz und es fällt
einem plötzlich auf, was da eigentlich gesagt wurde. Wie ein Donnerschlag
trifft es einen. Nie und nimmer hätte man so einen Satz in seinem alten Leben
in Deutschland, Europa oder dem Rest der westlichen Welt gesagt oder gehört.
Das ist der Moment, in dem man wirklich in Dubai angekommen ist.

 
    Hier meine persönliche Rangliste:

 
    5. Platz:
    „ Kind, geh mal schnell raus, es
regnet!“
    Würde ich heute nicht mehr sagen,
aber vor vielen Jahren, als ich den ersten Regen in Dubai erlebt habe, habe ich
meine Tochter tatsächlich nach draußen geschickt.

 
    4. Platz:
    „ Natürlich weiß ich, dass da
gestern noch eine Straße war, jetzt ist sie aber weg!“
    Mein verzweifelter Anruf bei einer
Freundin,
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