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Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Titel: Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)
Autoren: Anne Harenberg
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bleiben kann, sofort vorgeführt werden.
Peter kommt also mit seiner Frau Sabine zur Probefahrt im neuen Nissan „ Patrol “ vorbei.
    Beim Anblick des Autos kann ich mir
die verwunderte Nachfrage nicht verkneifen:

 
    „Ich dachte das sei ein
Neuwagen?“  

 
    Ich verstehe nicht viel von Autos. Da
unsere Nachbarn aber ebenfalls einen neuen Nissan „ Patrol “
in der Garage stehen haben, weiß ich immerhin, dass es sich hierbei um ein
riesiges, schiffähnliches, irgendwie rundes Gefährt handelt, in dem Noah
problemlos die ganze Arche untergebracht hätte. Das Auto jedoch, das vor mir
steht, ist klein, hat nur zwei Türen und ist ungefähr so eckig wie der erste
Golf.

 
    Ich werde aufgeklärt, dass es sich natürlich um einen Neuwagen handelt. Die
Marketing-Leute von Nissan sind offenbar Männerversteher und bauen für echte Wüstenpioniere wie Peter weiterhin das Model von 1980, weil
das eben das einzige wirklich wüstentaugliche ist. Bei den eher kleinen
Stückzahlen ist der Preis natürlich etwas höher.

 
    „ Jaaaaa “,
antwortet Peter langezogen auf meine Nachfrage nach dem Preis, „aber die neuen „ Patrols “, die haben keine Starrachsen, die haben
Einzelradaufhängung.“

 
    Dann beginnt er, mir sehr langatmig
die Vorteile von Starrachsen zu erklären. Wie gesagt, sind mir diese herzlich
egal und so habe ich trotz seiner Bemühungen auch nach einer halben Stunde
Achsenvortrag immer noch keine Ahnung, wovon er spricht.

 
    Nach der Probefahrt weiß ich es
dann: Die Achsenaufhängung ist für die Federung des Autos zuständig. Wenn man
Starrachsen hat, hat man keine. Also, Federung. Man kann jeden Kaugummi, der
auf der Straße liegt, spüren. Von Fahrbahnhöckern oder Bodenwellen in der Wüste
will ich gar nicht erst anfangen. Endlich weiß ich, wie sich die Prinzessin auf
der Erbse gefühlt haben muss. Oder eine Katze, die im laufenden Wäschetrockner
gefangen ist.

 
    Ich frage, noch immer im wahrsten
Sinne des Wortes erschüttert, Ehefrau Sabine, wie sie denn das neue Auto findet
- eine freundliche Umschreibung für meine wirkliche Frage, wie sie das neue
Auto aushält .

 
    Ihre kurze Antwort: „Wenn ich in
dem Auto sitze, zieh ich immer einen Sport-BH an.“

 
    Das ist wahre (Wüsten-)liebe.

5.) Der Stubentiger

 
    In Dubai ist das Aussehen wichtig.
Sehr wichtig. Zu sagen, dass Marken hier keine Rolle spielen, wäre ungefähr so
glatt gelogen, wie zu sagen, dass nie die Sonne scheint. In Dubai ist fast alles
groß, schön und glitzernd. Es gibt Kindergärten, die machen damit Werbung, dass
schon Zweijährige lernen, mit einem iPad umzugehen.
Natürlich trägt jeder Markensachen. Wirklich jeder.

 
    Mein Favorit ist die Haushaltshilfe
der Nachbarn, die ihrer Arbeit mit einer großen, schwarzen Chanel-Sonnenbrille
vor den Augen nachgeht. Dazu trägt sie Gucci-Sportschuhe und einen dieser
grotesken Frotteeanzüge mit goldgesticktem „ Juicy Couture“ auf dem Hintern.
    Dank eines Viertels namens „ Karama “,   ein
ganzer Häuserblock voller Geschäfte mit nachgemachten Designerwaren zu
Spottpreisen, kann sich in Dubai jeder etwas Luxus leisten. Alles Fake , nachgemacht und spottbillig – „Dolce & Karama “ sozusagen.

 
    Da ist es dann schon blöd, wenn man
ernsthaft reich ist und sich von der Haushaltshilfe auf den ersten Blick kaum
unterscheidet, was die Kleidung angeht. Da müssen Accessoires her, die nicht
jeder hat. Genauso ein Accessoire habe ich letzte Woche bei einem
Tierarztbesuch kennengelernt.

 
    „Willst du mal was Unglaubliches
sehen?“, fragte der Tierarzt, ein guter Freund von mir, nachdem er meinen Hund
behandelt hatte.

 
    „Klar“, antwortete ich, nahm den
Hund an die Leine und wollte ihm folgen.
               
    „Den Hund lässt du vielleicht
lieber hier“, warnte mein Tierarzt und führte mich zu einer Tür im hinteren
Bereich der Praxis.

 
    Hinter der Tür waren merkwürdige
Geräusche zu hören. Es klang ein bisschen so, als würde jemand eine Tür
eintreten und gleichzeitig ein schreiendes Baby auf dem Arm halten. Der
Tierarzt grinste und öffnete die Tür. In dem Raum stand ein riesiger Metallkäfig.
Aus dem Käfig starrte mich ein ausgewachsener Gepard an.

 
    „Willst du ihn mal streicheln? Der
ist ganz lieb.“

 
    Öhm. Nein. Aber der Tierarzt hatte
den Käfig bereits geöffnet und bevor ich mich versah, schlang   der Gepard seine Pfoten um meine Beine
und zog mich in den Raum.

 
    „Keine Sorge, der
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