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Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Titel: Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)
Autoren: Anne Harenberg
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Finanzkrise,
in dem die Mieten im wahrsten Sinne des Wortes minütlich stiegen und es nahezu unmöglich war, eine vernünftige Behausung zu einem
akzeptablen Preis zu finden.

 
    Ich beschloss, erst mal einen
Spaziergang mit dem Hund zu machen. Das entspannt immer und vielleicht würde
ich irgendwo an einem Haus ein Schild mit der Aufschrift:
    „Ich bin ausgesprochen preisgünstig
an eine nette deutsche Familie mit Hund und Kind zu vermieten“ finden.

 
    In Haussuch-Gedanken versunken lief
ich mit dem Hund die staubige Straße entlang, als ich plötzlich hochblickte.
Ich befand mich vor einer Moschee, und die untergehende Sonne stand wie ein
dicker, roter Ball direkt über dem Minarett. In just diesem Moment rief der
Muezzin zum Abendgebet.

 
    Ich war zwar nicht auf einem
fliegenden Teppich gekommen, aber der Flieger aus Deutschland hatte mich
offensichtlich mitten in 1001 Nacht transportiert. In diesem Moment wusste ich,
dass es mir in Dubai gefallen würde. Leider war meinem 1001-Nacht-Erlebnis kein
langes Leben beschieden.

 
    Der Hund sah mich unbeeindruckt an
und setze sich nieder, um sein „Tagewerk“ zu verrichten, was ich
pflichtschuldig aufhob, eintütete und in 1001 Gedanken verloren in einen
riesigen Müllcontainer, der am Straßenrand stand, warf. Gedankt wurde mir diese
deutsche Gründlichkeit mit einem Schreck fürs Leben. Aufgescheucht von dem
Beutel sprangen 1001 Straßenkatzen laut fauchend und schreiend aus dem
Müllcontainer.   Auch eine Art
„Willkommen in Dubai“ zu sagen.

3.) Mensch gegen Maschine gegen Sand

 
    Dubai liegt mitten in der Wüste,
und das ist im Prinzip sehr schön - wenn nur der ganze Sand nicht wäre. Mit
Sand stehe ich auf Kriegsfuß. Leider ist mein Gegner mir zahlenmäßig deutlich
überlegen, was er mich auch gerne spüren lässt. Zum Beispiel mit einem
ordentlichen Sandsturm. Man bringt nur mal kurz die Kinder zur Schule und wenn
man zurückkommt, hat die Natur bereits das halbe Haus zurückerobert. Alles ist
mit einer feinen, gelblichen Schicht überzogen. Da Sand klein und gemein ist,
findet man auch Wochen später noch Körnchen in Ecken, Schubladen und sonst wo.

 
    Und dann steht der Sand auch noch
zwischen mir und meinen Freunden. Die machen alle am Wochenende gerne
Wüstentouren, im höchsten Schreckensfall sogar mit Übernachtung. Während meine
Freunde mit einer Wüstenübernachtung Lagerfeuer-Romantik und Grillen verbinden,
kann ich nur an Skorpione, fehlenden Toiletten, kein fließendes Wasser, sowie
Aufwachen in einem Schlafsack, der mit Schmirgelpapier ausgelegt zu sein
scheint, denken.

 
    Aber man tut ja was für seine
sozialen Kontakte, zumal meine Kinder bei der Geburt vertauscht worden sein
müssen. Die finden Wüstentouren auch klasse und schreien jedes Wochenende:

 
    „Fahren wir heute in die Wüste?“

 
    Dann fangen sie an, für eine
Wüstentour so unverzichtbare Dinge wie Barbies, Knetmasse und Plüschtiere
einzupacken und ich gebe nach, rufe die Freunde an, denen ich vor dem
Wochenende noch verkündet hatte, dass ich gedenke, dieses Wochenende sauber,
ruhig und ohne Gefahren zu verbringen, und sage:

 
    „Wir fahren doch mit.“

 
    Wobei, schon mit dem „fahren“ fängt
es an: Wüstentouren bestehen vorwiegend daraus, dass man bzw. die Autos im Sand
stecken bleiben. Aus diesem Grund darf man auf keinen Fall, nicht und niemals
allein in die Wüste fahren. Sonst hat man keinen, der einen wieder rausziehen
kann aus dem Sand. So zumindest die Theorie.

 
    In der Realität läuft es eher so ab:
Unser Grüppchen selbsternannter Wüstenfüchse fährt gut gelaunt los. Irgendwann
erreicht es das Wüstengebiet, alle lassen die Luft aus den Reifen, damit die
Autos nicht so leicht in den Sand einsinken und der Kampf Mensch gegen Natur
kann beginnen.
    Nach wenigen hundert Metern bleibt
das erste Auto trotz fast platter Reifen stecken. Alle steigen aus. Die Männer
stellen sich im Kreis um das festgefahrene Auto auf, begutachten es kritisch
und fachsimpeln, wie das Gefährt zu befreien sein könnte. Die Frauen rollen
gleichermaßen fachmännisch die Augen und beginnen damit, den Kindern bzw.
Hunden nachzujagen, die die Gelegenheit beim Schopfe
erfasst haben, hinter die nächste Düne zu verschwinden. Ich kann derweil nur
noch an Treibsand und metergroße Kamelspinnen denken und weiß, dass ich besser
zu Hause geblieben wäre.

 
    Wenn die Frauen mit den
eingefangenen Kindern und Vierbeinern zurückkommen, stehen die
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