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Würfelwelt (German Edition)

Würfelwelt (German Edition)

Titel: Würfelwelt (German Edition)
Autoren: Karl Olsberg
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Gewalt der Explosion nicht standhalten, von dem Fenster ganz zu schweigen. Doch als gäbe es eine Art Spielregel, an die sich auch selbstmörderische Monster halten müssen, steht sie nur stumm da draußen und glotzt mich an.
    Unheimlich.
    Ich sehe mich um. Die Hütte ist vier mal vier Blöcke groß und hat auf jeder Seite ein quadratisches Fenster. An den Wänden hängen zwei Fackeln, die flackerndes Licht verströmen. Der Boden besteht aus Holz. Die einzigen Einrichtungsgegenstände sind ein grob gemauerter Steinofen, ein seltsamer Tisch und eine große Kiste. Stühle gibt es nicht, aber die wären auch nutzlos für jemanden, der keine Knie hat.
    An einer Wand sind drei Holztafeln angebracht, auf die mit schwarzer Tinte Druckbuchstaben gepinselt sind. Der Text der ersten Tafel lautet: „Du brauchst eine Spitzhacke und ein Schwert.“ Auf der Zweiten steht „Baue ein Bett und schlafe darin!“. Die Dritte enthält den rätselhaftesten Text: „Der Ausgang liegt im Nether. Rette Amelie. M.“
    Während draußen gequälte Monsterseelen stöhnen, starre ich auf die drei Schilder. Sie verraten mir mehrere Dinge: Der unbekannte Schreiber ist offenbar ein Witzbold, denn seine Hinweise sind nicht gerade hilfreich. Er scheint Amelie zu kennen – da hat er mir was voraus. Und sein Name fängt mit M an. Großartig!
    Immerhin, er hat diese Hütte gebaut und mir damit das Leben gerettet. Und er wusste, dass ich kommen würde, oder zumindest, dass irgendjemand kommen würde, dem der Name Amelie etwas bedeutet.
    Aber warum dann diese albernen Hinweise? Was soll ich mit einer Spitzhacke anfangen? Der Nutzen eines Schwerts ist angesichts der hungrigen Meute da draußen offensichtlich, obwohl ich bezweifle, dass ich selbst bewaffnet viel gegen sie ausrichten könnte. Aber wozu brauche ich unbedingt ein Bett? Ich bin nicht mal müde!
    Und was bitte ist ein Nether? Das Wort verursacht mir ein vages Unwohlsein, obwohl ich keine Ahnung habe, was es bedeuten soll.
    Immerhin, da steht etwas von einem Ausgang. Das klingt ermutigend. Vielleicht führt er mich zu Amelie, damit ich sie retten kann oder wenigstens trösten.
    Jetzt habe ich immerhin ein Ziel, nur leider keine Ahnung, wie ich es erreichen soll.
    Neugierig klappe ich die Truhe auf. Sie enthält acht Laib Brot, einige Grassamen und einen Holzwürfel. Ich verstaue alles in meinem geistigen Inneren und schließe die Truhe wieder.
    Um eines der Brote zu essen, muss ich nur daran denken, und schon materialisiert es sich am Ende meines Arms. Ich führe es zum Mund, es gibt ein merkwürdiges Geräusch wie von einem Holzhechsler, das Brot verschwindet und ich fühle mich etwas weniger hungrig. Ich musste nicht einmal schlucken. Dafür habe ich den Geschmack von frischem Brot im Mund. Oder bilde ich mir das bloß ein?
    Ich esse zwei weitere Laibe, bis mein Hunger gestillt ist. Allmählich lässt auch die Erschöpfung nach.
    So weit, so gut, aber da draußen sind immer noch die Monster. Besser, ich bleibe hier drin, bis es Tag wird.
    Ich vertreibe mir die Zeit damit, mich eingehend mit dem Holzwürfel in meinem Geist und dem merkwürdigen Tisch zu beschäftigen.
    Als ich das Holz mit meinem geistigen Auge näher betrachte, kommt es mir vor, als ob sich in seinem Inneren etwas verbirgt. Nicht wie in einer Kiste oder so. Es ist eher, als befände sich in dem Holz die Möglichkeit , etwas anderes zu sein. Bretter zum Beispiel.
    Kaum habe ich das gedacht, verwandelt sich der massive Holzwürfel in vier aus Brettern zusammengefügte hohle Kisten. Doch auch diese Bretterkisten enthalten das Potenzial, etwas anderes zu sein. Ich stelle mir vor, wie zwei davon übereinandergestapelt sind, und schon habe ich statt der beiden Bretterkisten vier Holzstangen.
    Als ich mich dem merkwürdigen Würfeltisch nähere, öffnet sich erneut eine Art Fenster in meinem Geist. Ich erkenne, dass es sich um so etwas wie eine Werkbank handelt, die mir neue Kombinationsmöglichkeiten eröffnet. Nach einigem Herumprobieren finde ich heraus, dass ich zwei Bretterkisten auf einen Stock stellen muss, um – Simsalabim – ein Holzschwert zu erhalten.
    Ich bin enorm stolz auf mich, unterdrücke jedoch den Impuls, die Tür aufzureißen und es der Monsterbande da draußen heimzuzahlen. Dazu sieht das Gebilde, das ich nun in der Hand halte, zu sehr nach einem Kinderspielzeug aus. Es scheint nicht mal scharf zu sein.
    Ich würde gern noch weiter herumbasteln, doch mir ist das Material ausgegangen. Von dem Holzwürfel sind
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