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Würfelwelt (German Edition)

Würfelwelt (German Edition)

Titel: Würfelwelt (German Edition)
Autoren: Karl Olsberg
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etwas essen muss, wenn ich überleben will. Und das Würfelschwein sieht eindeutig essbar aus.
    Während ich in der Nacht auf der Säule saß, habe ich mich von den Schocks der Skelettpfeile und Grünlingarme langsam erholt. Doch dann setzte dieses Hungergefühl ein. Die Schwäche, die die Explosion der Selbstmordattentätergurken bei mir ausgelöst hat, ist nicht wieder verschwunden. Immer noch laufe ich quasi auf Reserve. Ich ahne den Zusammenhang: Nur, wenn ich satt bin, werde ich meine Kraft wieder zurückerlagen und überleben können.
    Ich betrachte das Schwein. Es sieht irgendwie niedlich aus. Bringe ich es wirklich übers Herz, es zu essen? Und wenn, wie geht das überhaupt? Ich nähere mich dem Wesen, das mich mit seiner rosa Kastennase sogar anstupst, ohne sich mit einem Plopp aufzulösen. Ich muss also brutal werden, wenn ich an sein rosa Würfelfleisch kommen will.
    Ich haue das Schwein mit meinem unförmigen Armstumpf. Es quiekt empört und hopst davon.
    Nein, das bringe ich nicht fertig. Ich bin einfach nicht der Killertyp.
    Inzwischen hat sich die Landschaft rot gefärbt. Die Sonne verzieht sich in einem Tempo, als hätte sie noch eine dringende Verabredung. Die Schweine und Kühe um mich herum grunzen oder muhen zufrieden – sie scheinen keine Angst vor Monstern zu haben.
    Ich schon.
    Der Lichtschein der Holzhütte strahlt Geborgenheit aus. Dort bin ich in Sicherheit. Hoffe ich.
    „Unngh!“
    Das kam von links. Ich drehe mich in die Richtung und erschrecke fast zu Tode, als ich einen Gurkenbomber sehe, der sich lautlos angeschlichen hat. Schon fängt er an, zu zischen.
    Ich gebe Fersengeld und hopse, so schnell ich kann, in Richtung des rettenden Lichts. Ich wage es nicht, mich umzudrehen und nachzusehen, ob das Monster mich noch verfolgt. Wenigstens hat es aufgehört, zu zischen.
    Ein Klickern und Klackern signalisiert, dass sich weitere Monster zu meinen Verfolgern gesellen. Rechts vorn sehe ich ein Skelett. Ich überlege, ob ich mich auf eine Säule retten soll wie letzte Nacht, aber dazu reicht die Zeit nicht. Stattdessen weiche ich nach links aus und hopse, so schnell ich kann, in Richtung des Lichts.
    Ich habe die Hütte fast erreicht, als ich einen elektrischen Schlag verspüre. Das verdammte Skelett hat mich doch noch erwischt, ist mein letzter Gedanke, bevor es schwarz um mich wird.
    3.
     
    Irgendetwas stimmt nicht, aber ich weiß nicht, was.
    Ich weiß nicht einmal, woher ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Da ist nur dieses merkwürdige Gefühl, dass die Welt nicht so ist, wie sie sein sollte.
    Die Welt, das ist ein Strand, dahinter treppenartige, bewaldete Hügel. Wellen schwappen leise gegen den Sand. Ein kühler Wind weht vom Meer herein. Die Luft riecht salzig.
    Die Tatsache, dass alles um mich herum aus Würfel zu bestehen scheint, kommt mir seltsam vor, ohne dass ich genau wüsste, warum. Alles ist anders, als es sein müsste, aber irgendwie auch vertraut. Es ist okay, hier zu sein.
    Ich wandere unter Kastenbäumen hindurch, klettere Hügeltreppen hinauf. Ich begegne einem Kastenschaf, lerne einiges über die seltsame Physik dieser Welt, werde von Monstern verfolgt, flüchte mich auf eine hohe Säule aus Sand. Die Erinnerung an ein trauriges Gesicht macht mir klar, dass es doch nicht okay ist, hier zu sein. Doch ich habe keine Ahnung, wer diese Amelie ist und was ich tun kann, um ihre Tränen zu trocknen. Die Monster unter mir verbrennen in der Morgensonne, bis auf zwei harmlos wirkende Kastengurken auf Stummelfüßchen.
    Ich springe in den Sand. Die Gurken zischen. Ich bekomme es mit der Angst und versuche, wegzuhopsen, aber ich bin nicht schnell genug.
    4.
     
    Irgendetwas stimmt nicht, aber ich weiß nicht, was.
    Strand, Kastenschaf, Wüste, Sonnenuntergang, Monster, Sandsäule, Licht in der Ferne. Erinnerungen an ein trauriges Gesicht. Morgenrot macht Monster tot. Ein mutiger Sprung, eine Explosion, ich komme knapp davon. Hunger. Eine Kletterpartie und ein Schwein, das zu niedlich ist, um es zu essen. Eine Verfolgungsjagd im Dunkeln.
    Die Hütte ist ganz nah. Ich erreiche die Tür, berühre sie, sie springt auf. Ich knalle sie hinter mir zu.
    Geschafft!
    Ich höre das enttäuschte Unngh der grünen Monster, die mich immer mehr an Zombies erinnern, und sehe durch das Fenster neben der Tür direkt in das mürrische Gesicht einer Explosivgurke. Sie bräuchte sich nur selbst in die Luft zu sprengen, und ich wäre geliefert. Ich bin sicher, die Holzwände der Hütte würden der
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