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Würfelwelt (German Edition)

Würfelwelt (German Edition)

Titel: Würfelwelt (German Edition)
Autoren: Karl Olsberg
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bewaldete Hügel. Wellen schwappen leise gegen den Sand. Ein kühler Wind weht vom Meer herein. Die Luft riecht salzig.
    Die Tatsache, dass alles um mich herum aus Würfel zu bestehen scheint, kommt mir seltsam vor, ohne dass ich genau wüsste, warum. Es ist anders, als es sein müsste, aber irgendwie auch vertraut. Es ist okay, hier zu sein.
    Ich wandere unter Kastenbäumen hindurch, klettere Hügeltreppen hinauf. Ich begegne einem Kastenschaf und erreiche den Gipfel des Hügels. Links erstreckt sich eine sandige Wüste, dahinter ein steiles Gebirge. Rechts schließt sich an den Wald eine Ebene an, auf der schwarz-weiß gefleckte und rosafarbene Kastenwesen herumlaufen.
    Ohne, dass ich genau wüsste, wonach ich eigentlich suche, beschließe ich, die Wüste in Richtung des Gebirges zu durchqueren. Von einem der Gipfel habe ich vielleicht eine noch bessere Aussicht.
    Ich treffe in der Wüste auf ein Entenhuhn, das ein Ei legt. Endlich etwas, das nicht rechteckig ist! Ich finde heraus, dass ich es als Gedanken in mich aufnehmen und wieder materialisieren kann. Cool!
    Die Sonne neigt sich dem Horizont zu. Plötzlich durchzuckt mich ein starkes Deja Vu-Gefühl: Ich war schon einmal hier. Es ist nicht gut, hier zu sein, jedenfalls nicht nachts.
    Ich sammele ein paar Sandblöcke auf und speichere sie in meinem Bewusstsein. Ich versuche, daraus ein Haus zu bauen, aber das funktioniert nicht – ich kann den Sand zwar zu Wänden aufschichten, aber kein Dach anfertigen. Jetzt höre ich ein dumpfes „Unngh“ in der Nähe. Ein Wesen, das so ähnlich aussieht wie ich, kommt mit ausgestreckten Armen auf mich zu, gefolgt von einer Art Gurke auf kleinen Stummelbeinchen. Von der anderen Seite kommen Skelette.
    Nicht gut. Gar nicht gut.
    In Panik versuche ich, auf die Mauer aus Sand zu klettern, die ich gerade gebaut habe. Das gelingt mir, nachdem ich einen Sandblock entferne, so dass sich eine Treppe bildet.
    Das bringt mich auf eine Idee. Ich entferne den Sandblock, der die unterste Treppenstufe bildet. Obwohl meine Arme eigentlich viel zu kurz sind, um ihn zu erreichen, geht es ganz leicht – ich muss es nur wollen . Der Sandwürfel verschwindet jedoch nicht völlig, sondern verwandelt sich in einen viel kleineren Würfel, der ein Stück über dem Boden schwebt und sich dabei langsam dreht.
    Ich habe keine Zeit, mich darüber zu wundern. Die grünen Typen können mich zwar jetzt nicht mehr erreichen, aber die Skelette schießen Pfeile auf mich ab.
    Probehalber hüpfe ich in die Luft und versuche, im selben Moment einen der Sandblöcke, die ich in meinen Gedanken festhalte, unter mir zu materialisieren.
    Es klappt! Ich stehe nut auf einer drei Blöcke hohen Sandsäule. Die grünen Kastenmänner drängen sich frustriert darum und stoßen empörte Unnghs aus.
    Ein Schlag durchzuckt mich, als mich ein Pfeil trifft, dann noch einer. Ich fühle mich plötzlich sehr schwach. Ein weiterer Treffer, und ich bin erledigt.
    Ich springe ein paar Mal hoch und schichte Blöcke unter mir auf, bis ich keine mehr in mir habe. Auf diese Weise gelingt es mir, eine zwölf Blöcke hohe Sandsäule zu bauen und mich außer Reichweite der Skelettbogenschützen zu bringen.
    Mir wird schwindelig, als ich herabblicke. Tief unten hat sich ein kleiner, wütender Mob versammelt. Empörte Unnghs und das Klappern von Knochen dringen zu mir herauf. Jetzt bloß keine falsche Bewegung machen! Wenn ich von der Sandsäule falle …
    Ich bleibe still auf der Stelle stehen und sehe mich um. Von hier oben habe ich einen hervorragenden Überblick über die Umgebung. Ich erkenne in der Ferne eine Insel auf dem Meer. Hinter dem Gebirge sehe ich ein schwaches, irgendwie einladend wirkendes Leuchten. Was mag das sein?
    Ich stehe auf der Säule wie eine Bronzestatue. Hinsetzen kann ich mich nicht, aber das Stehen ermüdet mich auch nicht.
    Allmählich fühle ich mich wieder kräftiger. Die Wirkung der Stromstöße, die die Berührungen der Grünlinge und die Pfeile der Skelette verursacht haben, scheint nachzulassen. Doch die Anstrengung des Säulenbaus hat mich hungrig gemacht.
    Unvermittelt drängt sich ein Bild in mein Bewusstsein, das nicht aus der Würfelwelt stammt. Es ist ein Gesicht. Der Mund ist verzerrt, die Unterlippe zittert leicht. Die Wimperntusche ist verschmiert, die Augen glitzern vor Tränen.
    „Amelie.“
    Ich habe den Namen laut ausgesprochen. Ich kann nicht sagen, dass er mir über die Lippen gekommen ist, denn ich glaube nicht, dass ich welche habe,
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