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Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Titel: Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
Autoren: Ross Thomas
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schätzungsweise sechzig Kubikzentimeter Whiskey in ein Glas kippte und in einem Zug runterspülte. Der Whiskey verursachte einen Hustenanfall. Als er zwei Minuten später vorüber war, stolperte sie quer durch den Raum zu einer Telefonkonsole, ließ sich in einen Sessel fallen, von dem sie wußte, daß es Billy Rices Lieblingssessel war, legte sich die Beretta in den Schoß, nahm den Hörer von der Gabel und tippte die Nummer 911 in die Tastatur.
    In der Notrufzentrale der Polizei begann es zu läuten. Nach dem achten Klingeln gähnte sie. Nach dem zehnten Klingeln legte sie den immer weiter einen Klingelton von sich gebenden Hörer auf den Tisch, nahm den Griff der Beretta zwischen beide Hände, schloß die Augen und verlor das Bewußtsein.
    Sie war noch bewußtlos und hielt immer noch die Beretta umklammert, als zwei Deputy-Sheriffs um 6.27 Uhr das Wohnzimmer betraten, ihr die Pistole aus den Händen rissen, sie wach rüttelten, ihr ihre Rechte vorlasen und sie festnahmen unter dem Verdacht des Mordes an William A. C. Rice IV., der, seit er 1950 in den ersten Privatkindergarten von Kansas City aufgenommen wurde, von allen, die ihn nicht mochten oder verachteten – und das war, wie später einmal jemand meinte, ›beinahe jeder, der ihn länger als drei Minuten kannte‹ –, Billy der Vierte genannt wurde.

2
    Nach Ablauf der dritten Januarwoche des Jahres 1991 war Ione Gamble wegen Mordes an William A. C. Rice IV. angeklagt und befand sich gegen Kaution auf freiem Fuß. Ein Staatsanwalt des Bezirks Los Angeles hatte auf eine Kautionssumme von mindestens zwei Millionen Dollar plädiert, aber der Richter des Obersten Bezirksgerichts in Santa Monica hatte statt dessen 200000 Dollar festgesetzt und seine Entscheidung mit einer rhetorischen Frage begründet: »Wohin sollte sie sich flüchten, wo sollte sie sich verstecken können, mit einem Gesicht, das man auf der ganzen Welt kennt?«
    Jetzt hatte die Gamble sich in ihr fünfunddreißig Jahre altes, im Stil der Missionarszeit erbautes Dreizehn-Zimmer-Haus am Adelaide Drive in Santa Monica zurückgezogen, wenn nicht gar dort versteckt. Sie wohnte allein in dem Haus, einmal abgesehen von dem salvadorianischen Ehepaar in der Garagenwohnung und ihren sechs Katzen, drei Hunden und einem stubenreinen, schlappohrigen Kaninchen, das die meisten seiner wachen Stunden damit verbrachte, die Treppe rauf und runter zu hoppeln.
    Die Gamble saß im Arbeitszimmer im ersten Stock, das sie ihr Büro nannte, und beriet sich mit Jack Broach – einer Kombination aus Manager, Agenten und persönlichem Anwalt – über mögliche Strafverteidiger. Broach war ein Produkt der Universität Los Angeles (1968), der Boalt Hall (1971) und der Agentur William Morris (1973-79). Wie so viele Mittvierziger unter den Agenten der Unterhaltungsindustrie sah er aus wie ein sorgfältig gepflegter Charakterdarsteller, der einen jungen schmalgesichtigen Präsidenten ebenso perfekt hätte verkörpern können wie einen alternden schmalgesichtigen Düsenjägerpiloten.
    Das Arbeitszimmer hatte drei Bücherwände, deren Regale hauptsächlich mit Romanen und Biographien gefüllt waren, und eine Glaswand, die Aussicht auf den Santa Monica Canyon, ein paar Berge und den Pazifischen Ozean bot. Die Gamble saß hinter ihrem Baumwollmakler-Schreibtisch von 1857 aus Memphis, und Broach hatte neben ihr in einem Bürosessel Platz genommen.
    Nachdem sie etwas Dr. Pepper light durch zwei Strohhalme aus ihrer Flasche gesogen hatten, sagte die Gamble: »Bis jetzt hab’ ich mit dem Unitarier aus Massachusetts, dem Juden aus Wyoming, dem Episkopalen aus Texas und dem Baptisten aus New York telefoniert. Was ist der in Washington für einer?«
    »Ich bin ziemlich sicher, daß er kein Muslim ist«, antwortete Broach.
    »Erzähl mir von ihm – dem Typ aus Washington.«
    »Wie all die anderen«, sagte Broach, »hab’ ich auch ihn angerufen und, sinngemäß, gesagt: ›Hallo, ich bin der beste Freund und der persönliche Anwalt von Ione Gamble, und sie braucht den verdammt besten Strafverteidiger, den es auf der Welt gibt. Sind Sie interessiert?‹ Die vier anderen haben gesagt: ›Mann, und ob!‹, aber der Bursche in Washington meinte nur: ›Nicht besonders.‹ Wie immer war ich von dem beeindruckt, der am wenigsten beeindruckt war.«
    »Und er ist gut – der aus Washington?«
    »Er ist nicht so bekannt wie die anderen, aber ein paar Juristen, die ich besonders verehre, halten ihn für eine Kanone.«
    »Ist ›Kanone‹
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