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Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Titel: Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
Autoren: Ross Thomas
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Prostatabeschwerden aus dem Bett gescheucht hatten.
    Eine zweieinhalb Meter hohe Mauer, gebaut aus glasierten Backsteinen, schirmte die Haustür vor neugierigen Blicken ab und diente gleichzeitig als Schallschutz gegen den Verkehrslärm vom Highway. Diese Mauer und die eigentliche Hauswand bildeten einen kurzen, nicht überdachten Durchgang, den die Gamble langsam entlangging, während sie alle drei Taschen ihrer cremefarbenen Wildlederjacke nach dem Schlüssel für Billy Rices Haustür durchwühlte.
    Erst nachdem sie jede Tasche zum viertenmal durchsucht hatte, erinnerte sie sich – wenn auch dunkel – daran, daß sie hastig aus ihrem Haus in Santa Monica aufgebrochen war und sich gerade noch die Zeit genommen hatte, die Autoschlüssel und die Wodkaflasche mitzunehmen, nicht aber die braune Lederhandtasche. Und genau dort steckte natürlich der Schlüssel für die Vordertür des Hauses: hinter dem Reißverschluß des Kleingeldfachs der Handtasche.
    Die Gamble glaubte immer noch daran, daß es einen Weg geben müßte, Billy Rice wach zu kriegen. Sie konnte gegen die Tür hämmern oder Sturm klingeln und sogar heulen wie ein Kojote, bis sich endlich etwas tun würde. Sie hatte sich gerade für die Imitation des Kojoten entschieden, als sie bemerkte, daß die Tür nur angelehnt war. Erst versetzte sie ihr versuchsweise einen Schubs und dann gleich einen so harten Stoß, daß sie ganz aufflog.
    Sobald sie in dem dunklen Haus war, tastete die Gamble nach dem Lichtschalter, von dem sie wußte, daß er an der linken Seite war, fand ihn und schaltete die Lichter ein, die das Marmorfoyer erleuchteten, das zu dem riesigen Wohnzimmer und der nicht minder weiträumigen Terrasse dahinter führte.
    Die indirekte Beleuchtung des Foyers war darauf ausgerichtet, zwei Gemälde zur Geltung zu bringen, die sich von zwei gegenüberliegenden Wänden aus anblickten. Links hing der Chagall, rechts der Hockney. Unter dem Hockney stand ein kleiner, quadratischer Tisch aus stark gemasertem Ulmenholz, gerade groß genug für die tägliche Post, drei Autoschlüssel und – in diesem Fall – eine halbautomatische 9-mm-Beretta.
    Die Gamble nahm die Pistole zur Hand, untersuchte sie und rief dann aus: »He, Billy, willste nicht runterkommen und zugucken, wie ich mir den großen Onkel abschieße?«
    Mit gesenktem Kopf, die Pistole an der rechten Seite nach unten gerichtet, wartete sie, als hoffte sie auf irgendeine Art Protest. Als der jedoch ausblieb, hob sie die Beretta, zielte sorgfältig, drückte den Abzug durch, wie man es ihr auf dem Schießstand in Beverly Hills beigebracht hatte, und schoß ein kleines, sauberes Loch durch das linke untere Viertel des Chagall.
    Als der Pistolenschuß weder einen Aufschrei noch ein Winseln auslöste, ging die Gamble vorsichtig durch den letzten Teil des Marmorfoyers und betrat das Wohnzimmer. Durch seine rundum verglasten Außenwände konnte sie die Lichter von Santa Monica und – etwas weiter weg – die schwächeren Lichter von Palos Verdes sehen, wo – daran gab es für sie nicht den geringsten Zweifel – die langweiligsten Menschen Kaliforniens, wenn nicht der ganzen Welt, lebten.
    Als sie sich von diesem Anblick abwandte, fiel ihr ein großer heller Haufen in der südwestlichen Ecke des Zimmers auf. Aus irgendeinem Grund sah der Haufen aus, als sei er dort verloren, liegengelassen oder vielleicht auch einfach nur vergessen worden. Neugierig durchquerte die Gamble das Wohnzimmer; die Pistole nahm sie in die linke Hand. Mit der rechten Hand schaltete sie eine Tischlampe ein, und jetzt entdeckte sie, daß es sich bei dem Haufen um William A. C. Rice IV. handelte.
    Er lag auf dem Rücken, die blauen Augen offen und auf die mit Balken gestützte Spitzdecke gerichtet. Das lange rechte Bein hatte er am Knie etwas abgewinkelt, das lange linke Bein war ausgestreckt. Arme und Hände waren willkürlich angeordnet, die rechte Hand zeigte nach Norden, die linke in südsüdwestliche Richtung. In der nackten unbehaarten Brust hatte er, gleich links von der rechten Brustwarze, zwei dunkle Löcher. Seine Füße waren ebenfalls nackt, und die weißen Tennisshorts waren schmutzig.
    Ione Gamble starrte mindestens eine halbe Minute lang auf den toten Mann, dabei keuchte sie in kurzen Zügen durch den Mund, bis sie zu keuchen aufhörte und sagte: »Ach zum Teufel, Billy, ich wünschte, es täte mir leid.«
    Sie wandte sich ab, ein wenig schwankend, und schaffte es bis zu der kleinen gut bestückten Bar, wo sie
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