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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik
Autoren: Brockhaus
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ausgedehntes Mittagessen ein, dem sich ein Abendessen anschloss. Zu fortgeschrittener Stunde brach zwischen Marlowe und Ingram Frizer, einem Spion der Krone, ein Streit um die Bezahlung der Zeche aus. Der hitzköpfige Marlowe griff sich einen Degen und verwundete Frizer am Kopf. Frizer gelang es, Marlowe den Degen zu entwinden. In der Hitze des Kampfs stach Frizer Marlowe über dem rechten Auge in den Kopf. Marlowe starb auf der Stelle. Das zuständige Gericht billigte Frizer zu, nur zu seiner Selbstverteidigung agiert zu haben, und sprach ihn frei.
    SIR WALTER RALEIGH
    (* 1554, † 1618)
    Um den englischen Seefahrer, Entdecker und Schriftsteller Sir Walter Raleigh sammelte sich ein Kreis freisinniger Intellektueller, die »University Wits«, zu denen auch Marlowe gehörte.
    Raleigh war als Günstling Königin Elisabeths I. von England durch seine zahlreichen Raub- und Entdeckungsfahrten nach Übersee ein Vorkämpfer der englischen Seeherrschaft gegen Spanien. Ab 1584 initiierte Raleigh die ersten englischen Siedlungsversuche in North Carolina, die aber erfolglos blieben. Im Jahr 1600 wurde er Gouverneur von Jersey. Unter Jakob I. wegen Hochverrats ab 1603 im Tower inhaftiert, verfasste er eine bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. zurückreichende Weltgeschichte, die 1614 veröffentlicht wurde. 1616 freigelassen, unternahm er eine Fahrt nach Guayana, wo es zu Kämpfen mit den Spaniern kam. Daraufhin wurde er im Interesse der spanienfreundlichen Politik Jakobs I. hingerichtet.
    MARLOWE ALS ÜBERSETZER UND NEUGESTALTER ANTIKER STOFFE
    Marlowe führte in seiner Übersetzung von Ovids »Amores« eine bahnbrechende Neuerung ein: An die Stelle der wechselnden Hexameter- und Pentameterverse des lateinischen Originals setzte er Reimpaare aus fünffüßigen, jambischen Verszeilen. Diese »heroic couplets« entsprachen der Natur der englischen Sprache besser. Marlowe hatte auch keine Hemmungen, in wörtlicher Rede übliche Wendungen zu verwenden, was seiner Übersetzung Lebendigkeit verlieh. Er bemühte sich um größtmögliche Texttreue, doch unterliefen ihm des Öfteren sinnentstellende Fehler.
    Vorlage für die 1594 gedruckte Tragödie »Dido, Königin von Karthago«, als deren Mitautor der Literat Thomas Nashe genannt ist, der zur selben Zeit wie Marlowe in Cambridge studiert hatte, war die »Aeneis« des Vergil. Das Stück war nicht für die Aufführung durch eine Schauspielertruppe gedacht, sondern sollte von Mitgliedern des königlichen Knabenchors gespielt werden. Die unsterblichen Götter Vergils verhalten sich darin wie sehr gewöhnliche Menschen. Das bei Marlowe immer wieder auftauchende Thema homosexueller Leidenschaft ist in Jupiters Interesse an Ganymed gestaltet.
    WAR MARLOWE SHAKESPEARE?
    Da sich in einer Reihe von Shakespeares Dramen Einflüsse Marlowes nachweisen lassen, gehört er auch zum Kreis derjenigen Personen, von denen behauptet wurde, sie hätten in Wirklichkeit Shakespeares Stücke geschrieben. Einer abenteuerlichen Hypothese zufolge habe Thomas Walsingham, ein entfernter Cousin des Leiters der Geheimpolizei Sir Francis Walsingham, den gewaltsamen Tod Marlowes in Deptford nur inszeniert, um ihn vor einer Verurteilung wegen Atheismus zu bewahren. Im Exil in Italien und Frankreich habe Marlowe dann die Shakespeare zugeschriebenen Dramen verfasst.
    Gegen Ende seines Lebens griff Marlowe nochmals ein antikes Thema auf: 1598 erschien das Kurzepos »Hero und Leander«. Vorbild war der griechische Dichter Musaios. Marlowe macht sich auch in diesem Versepos über das erotische Verhalten der griechischen Götter lustig. Eine Zeile daraus zitierte Shakespeare direkt in »Wie es euch gefällt«: »O Schäfer! nun kommt mir dein Spruch zurück: ›Wer liebte je, und nicht beim ersten Blick?‹«
    »TAMERLAN DER GROSSE«
    In »Tamerlan der Große« steigt der Held vom einfachen Hirten zum Weltherrscher auf. Bauprinzip des Dramas sind die drei Stationen seiner Siege. Als Erstes macht er sich einen Bruderzwist zunutze, um die Krone Persiens an sich zu reißen. Dann überwindet er Bajazeth, den türkischen Kaiser, den er als Fußschemel benutzt, und besiegt zum Schluss auch noch den Sultan von Ägypten. Seine Skrupellosigkeit und Grausamkeit kennen wie sein Machtstreben keine Grenzen. Menschlich erscheint er nur in seiner Liebe zur Sultanstochter Zenocrate. Unter ihrem Einfluss schließt er zu seiner Vermählungsfeier einen vorläufigen »Waffenstillstand mit der ganzen Welt«. Dem auf Wunsch der Schauspielertruppe des
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