Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik
Autoren: Brockhaus
Vom Netzwerk:
unglücklich. Die gewaltige Armada war bereits 1588 im Kampf gegen die englische Flotte kläglich gescheitert; auch wurde Philipp der Aufstände in den protestantischen Niederlanden nicht Herr. Sein religiöser Rigorismus und seine Kriegspolitik trieben das Land in den Staatsbankrott.
    Mit Philipps II. Tod begann der Niedergang Spaniens als Weltmacht. Sein Nachfolger Philipp III. beschleunigte die ruinöse Entwicklung. 1599–1601, als Cervantes nach Madrid zurückkehrte, verwüstete eine Pestepidemie das Land. 1609 wurde eine der wirtschaftlich aktivsten Gruppen, die von den Arabern abstammenden Morisken, als angeblich unchristliche und politisch unzuverlässige Bürger des Landes verwiesen.
    1605 ließ Cervantes den ersten Teil des »Don Quijote« drucken, der zuvor schon in viel gelesenen Handschriften verbreitet war und der in Spanien sofort, wenig später dann auch in Frankreich, Italien, England und Deutschland, ein Erfolg beim Lesepublikum wurde. 1613 veröffentlichte er die »Exemplarischen Novellen«, die teilweise bereits vor dem »Don Quijote« entstanden waren. 1615 gab er das Ergebnis einer neuerlichen Beschäftigung mit dem Theater heraus, »Acht Komödien und acht Zwischenspiele«. Im gleichen Jahr erschien auch, offenbar etwas überstürzt, der zweite Teil des »Don Quijote«, an dem Cervantes seit 1612 gearbeitet hatte. Bis zum 59. Kapitel war er gelangt, als 1614 in Tarragona ein bis heute nicht identifizierter Autor unter dem Pseudonym Alonso Fernández de Avellaneda eine Fortsetzung des Romans auf den Markt brachte, der im Prolog Cervantes beschimpft und den Protagonisten des Werks, Don Quijote, im Irrenhaus enden lässt. Diese Fälschung veranlasste Cervantes, seinen eigenen zweiten Teil rascher als geplant, doch unter beständigem spöttischem Bezug auf seinen anonymen Widerpart, abzuschließen. Nur noch posthum konnte dann 1617 das letzte Werk erscheinen, »Die Mühen und Leiden des Persiles und der Sigismunda«.
    Hinter dieser letzten Phase einer erfüllten Literatenexistenz wird die historische Gestalt des Miguel de Cervantes erneut nur in Umrissen sichtbar. Mehr als deutlich ist die Hinwendung zur Kirche, die der gealterte und von vielerlei privaten Schicksalsschlägen Gezeichnete zusammen mit seiner Familie vollzogen hatte. Dies gipfelte darin, dass er am 2. April 1616, nur wenige Tage vor seinem Tod, die Gelübde des Dritten Ordens der Franziskaner ablegte, was ihm das Recht gab, in der Ordenskutte beerdigt zu werden. So geschah es denn auch, als er am 23. April an den Folgen eines langen Leidens – wohl einer Diabeteserkrankung, vielleicht auch einer Leberzirrhose – starb. Seine sterblichen Überreste gingen Ende des 17. Jahrhunderts verloren, als die Madrider Klosterkirche, in der er bestattet worden war, neu gestaltet wurde.
    EIN UNTERHALTSAMES STÜCK WELTLITERATUR: DER »DON QUIJOTE«
    Die Entstehung des Romans »Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha«, der zu einem der meistgelesenen Werke der Weltliteratur werden sollte, geht wahrscheinlich auf das Jahr 1597 zurück. Manches spricht dafür, dass das Buch zunächst als Novelle konzipiert wurde: Ein Leser fantastischer Ritterromane und -romanzen hält das Gelesene für die Wirklichkeit und bricht in dem Glauben, selbst ein Ritter zu sein, zu einer Abenteuerfahrt auf. Wegen seines skurrilen Aussehens und seines sonderbaren Tuns wird er überall verspottet und schließlich so geprügelt, dass ihm nur die resignierte Heimkehr bleibt.
    Einen solchen »Ur-Quijote« könnte die erste Ausfahrt Don Quijotes (Buch I, Kapitel 1–6) darstellen. Mit Kapitel 7 setzt der Roman dann neu ein: Don Quijote, der bislang allein ausgezogen war, nimmt jetzt den Bauern Sancho Pansa zu seinem Knappen, der ihn während der gesamten zweiten Abenteuerfolge, die den Rest des Buches ausmacht (Kapitel 7–52), durch die Weiten der Mancha begleitet. Erst die ständige Kontrastierung dieser beiden Gestalten, von denen der eine ein närrisch gewordener Vielleser, der andere ein bauernschlauer Analphabet ist, gibt dem Roman seine eigentliche Struktur, die jenes literarische Spiel einer höchst amüsanten Parodie der damals immer noch viel gelesenen Ritterromane ermöglicht.
    ›Sich zurückziehen heißt nicht davonlaufen, und den Kopf hochtragen ist nicht Klugheit.‹
    Miguel de Cervantes Saavedra
    Es steht außer Zweifel, dass Cervantes selbst über die Parodie hinaus ein ernsthafteres Anliegen verfolgte. Die Verrücktheit des »klugen Narren« Don
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher