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Worm

Worm

Titel: Worm
Autoren: Mark Bowden
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verknüpft sind. Jeder ist Teil eines Netzwerks, das an ein weiteres, größeres Netzwerk angeschlossen ist, welches wiederum mit einem noch größeren Netzwerk verbunden ist. Und so weiter. Zusammen bilden diese Verbindungen ein unsichtbares Geflecht aus Elektronen, die die Erde umkreisen und sogar bis in die entlegensten Weiten unseres Sonnensystems reichen (wenn man die NASA -Satelliten berücksichtigt, die Aufnahmen aus den entferntesten vom Menschen je erkundeten Regionen des Weltraums zurück zur Erde funken). Dieses Netz ist das Weltwunder des modernen Zeitalters, eine Art globales Gehirn, die für jeden per Fingerklick erreichbare Welt. Ein Werkzeug, das so revolutionär ist, dass wir gerade erst dabei sind, sein eigentliches Potenzial zu erahnen  – im Guten wie im Bösen.
    Von seiner virtuellen Veranda aus hält Phil Ausschau nach Störenfrieden. Das meiste, was er sieht, ist Routine  – die Schadviren, die seit Jahrzehnten Computernutzern überall auf der Welt das Leben schwer machen und damit belegen, dass jedes neue Instrument, wie hilfreich auch immer es sein mag, auch für kriminelle Zwecke missbraucht werden kann und wird. Viren sind dafür verantwortlich, dass unsere Posteingänge mit E-Mail-Angeboten zur Penisvergrößerung oder zu millionenschweren Investitionsgelegenheiten in Nigeria zugemüllt werden. Es gibt Schadprogramme, die darauf ausgelegt sind, unsere Computer zu beschädigen oder zu zerstören beziehungsweise genau damit zu drohen, falls wir nicht ein (in der Regel unwirksames) Gegenmittel käuflich erwerben. Wenn es Sie erwischt, merken Sie es. Wie die erfolgreichsten biologischen Viren aber verfolgen die neuesten und fortschrittlichsten Computerviren weitaus ehrgeizigere Ziele und sind darauf konzipiert, im Verborgenen zu operieren. Genau diese Viren, die nur von den technisch versiertesten und wachsamsten Computerexperten aufgespürt werden, sind es, auf die wir wirklich Acht geben müssen.
    Phil war schon immer von allem Neuen fasziniert. Seit seiner Zeit in der Highschool im kalifornischen Whittier beschäftigte er sich mit Computern, und 1984 hatte er sich einen Bausatz für einen Personal Computer bestellt. Damals begannen PCs zwar schon allmählich, am Markt Fuß zu fassen, aber es gab nach wie vor auch kleine Unternehmen, die die überschaubare Gemeinde der Computerfreaks versorgten, zumeist Teenager, die begeistert und intelligent genug waren, sich Bausätze zu bestellen und ihre Rechner selbst zusammenzuschrauben und darauf dann vor allem Spiele zu spielen oder einfache Haushalts- oder Büroaufgaben zu erledigen. Phils Vater war Buchhalter, seine Mutter leitete ein Tagesheim für Senioren, und zum Entzücken der beiden programmierte er sein Spielzeug so, dass es monotone, zeitraubende Abläufe für sie erledigte. Vor allem aber spielte er Spiele. In der Schule belegte er Computerkurse, zu denen er mindestens so viel beitrug, wie er davon mitnahm, und auf dem College an der University of California in Irvine schloss er sich einer Gruppe gleichgesinnter Geeks an, die sich einen Spaß daraus machten, voreinander mit ihren Programmierkünsten anzugeben. Zu dieser Zeit, Ende der 1980er Jahre, dominierte Sun Microsystems die Softwarewelt mit »Solaris«, einem Betriebssystem, das im Ruf stand, fortschrittlichste Sicherheitsvorkehrungen zu bieten. Phil und seine Freunde lieferten sich einen regelrechten Wettkampf, hackten sich in die Terminals in ihren College-Labs und spielten sich gegenseitig Streiche, Streiche, die mitunter recht schmerzhaft ausfielen. Betroffene mussten unter Umständen die Arbeit einer ganzen Nacht in den Wind schreiben, weil ein Gegenspieler ihre Tastatur per DFÜ (Datenfernübertragung) so umprogrammiert hatte, dass sie nur noch Unsinn produzierte. Selbst auf dieser scherzhaft-spielerischen Ebene hatten Phils erste Gehversuche auf dem Feld der Computerkriegführung also bereits ganz reale Konsequenzen. Entweder kannte man sich in dem Betriebssystem gut genug aus, um einen Angriff abzuwehren, oder man musste bluten.
    Diese Art Wettstreit zwischen ein paar wenigen Computerfreaks mit sehr bescheidenen Einsätzen sorgte immerhin dafür, dass Phil ein gewiefter Experte in Sachen Computersicherheit wurde. So gewieft sogar, dass er, als er sein Masterstudium aufnahm, nach einem Universitätsprofessor suchen musste, der ihm noch etwas beibringen konnte. Schließlich fand er ihn in Richard Kemmerer an der University of California in Santa Barbara ( UCSB ). Kemmerer,
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