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Woodstock '69 - die Legende

Woodstock '69 - die Legende

Titel: Woodstock '69 - die Legende
Autoren: Frank Schaefer
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Abzählreim.
    And it’s one, two, three
,
    What are we fighting for?
    Don’t ask me, I don’t give a damn
,
    Next stop is Vietnam;
    And it’s five, six, seven
,
    Open up the pearly gates
,
    Well there ain’t no time to wonder why
,
    Whoopee! We’re all gonna die
.
    Der US-Romancier Tobias Wolff hat in seinen Erinnerungen »In Pharaoh’s Army« (dt. »In der Armee des Pharaos«), dem neben Michael Herrs »Dispatches« besten Buch über Vietnam, diese grandiose, zwischen Idealismus und bloßer Abenteuerlust changierende Naivität aus erster Hand beschrieben. Warum zieht ein intelligenter Amerikaner mit schriftstellerischen Ambitionen freiwillig in den Vietnamkrieg? Weil er die falschen Vorbilder gewählt hat und wie Hemingway und Co. eine harte, wirklichkeitsgesättigte Männerprosa schreiben will – und die setzt nun einmal die Teilnahme an einem anständigen Krieg voraus. Nach hartem Drill bei den Green Berets wird der junge First Lieutenant Wolff in den Busch geschickt. Aber er hat Glück, er ist nicht im eigentlichen Konfliktgebiet stationiert, sondern nahe der relativ ruhigen, europäisch anmutenden Stadt My Tho am Ufer des Mekong. Hier soll er eine südvietnamesische Einheit militärisch beraten, mit anderen Worten die amerikanische Luftunterstützung koordinieren, wenn denn mal welche gebraucht wird. Eigentlich wird keine gebraucht. Wolff ist praktisch ohne Aufgabe und nicht mal unglücklich darüber, denn immer deutlicher zeichnet sich ab, dass ihn seine soldatischen Pflichten überfordern. Ohne seinen direkten Untergebenen Sergeant Benet, einen erfahrenen, ganz unheldischen Familienvater, wäre er vermutlich schon nicht mehr am Leben. Spätestens als er bei einem Granatenanschlag nur um Haaresbreite mit dem Leben davon kommt und sich vor Angst ganz profan in die Hosen scheißt, begreift er die eigene Dummheit – geglaubt zu haben, dass seine Anwesenheit in diesem Land einen Sinn haben könnte.
    Angesichts der Umstände gelingt es Wolff auch nicht sehr lange, seine dichterische Sendung im Auge zu behalten. Wie es McDonald höhnisch empfiehlt (»put down your books …«), verbrennt er den kurz vor seinem Einsatz angefangenen Roman, kann sich nicht mal mehr auf die Bücher konzentrieren, die ihm sein Bruder aus der Heimat schickt: »Jeder Satz wurde zu einer Pflicht, die Bücher selbst fühlten sich unpassend und fremd in meinen Händen an. Nicht lange, und ich ertappte mich, wie ich ins Leere starrte. Das war mein Signal, mich zu Sergeant Benet vor ›Bonanza‹ oder die ›Gong-Show‹ zu setzen oder mich für einen Hüpfer in Richtung Stadt auf die Straße zu wagen. Das Beste, was ich von mir sagen konnte, war, dass ich noch lebte. Allerdings nicht mal auf besonders beeindruckende Weise. Nicht brillant.« 69
    Nur eins läuft noch wie geschmiert – das Geschäft. Auch im tiefsten Dschungel kann der GI seine Kaufkraft unter Beweis stellen: »Kameras und Armbanduhren und Kleider, Stereoanlagen und Parfüm, Spirituosen, Schmuck, Lebensmittel, Sportartikel, BHs, Negligés. Man konnte Bücher kaufen. Man konnte eine Versicherung kaufen. Man konnte eine Posaune kaufen. Im hinteren Teil des Ladens war ein Neuwagen ausgestellt, ein dunkelblauer GTO, und ein Vertreter stand daneben, um die Ledersitze zu streicheln, seine bahnbrechenden Eigenschaften zu erläutern und Aufträge zum steuerfreien Sonderpreis für diesen und jenen gewünschten Wagen entgegenzunehmen – bereitgestellt bei Ihrem Autohändler daheim, zum geplanten Datum Ihrer Heimkehr, ohne Verpflichtung für irgendwen, falls, Gott behüte, irgendein Missgeschick Ihre Heimkehr verhindern sollte.« 70 Einmal mehr gibt es eine hübsche Entsprechung im »I-Feel-Like-I’m-Fixin’-To-Die Rag«.
    Well, come on Wall Street, don’t move slow
,
    Why man, this is war au-go-go
.
    There’s plenty good money to be made
    By supplying the Army with the tools of the trade
,
    Just hope and pray that if they drop the bomb
,
    They drop it on the Viet Cong
.
    Diese dritte Strophe dekuvriert den Krieg als ein großes Wirtschaftsaufbauprogramm – das allerdings ins Leere laufen muss. Denn bei den Kampfhandlungen – nicht zuletzt durch »friendly fire«, wie er insinuiert – kommen Soldaten ums Leben, und die fehlen ganz einfach als Konsumenten.
    McDonalds »Rag« ist nicht
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