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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin
Autoren: Nichole Bernier
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Schwester stets – und dachten bei sich: für jemanden, dem eine akademische Laufbahn nicht liegt. ) In einem Haushalt mit kleinen Kindern gab es keinen großen Bedarf an Soufflé und Flammkuchen, und so konzentrierte sie ihre Fähigkeiten stattdessen auf praktischere Gerichte. Hühnchen-Pot-Pie zum Abendessen und Kekse backen mit den Kindern, bei dem ihre umfangreiche Sammlung von Ausstechformen zum Einsatz kam. Crêpes am Wochenende, viel draufgängerischer in der Luft gewendet, als sie es sich je unter Kollegen getraut hatte, zum großen Vergnügen der Kinder. Hin und wieder sprang sie für einen Patissier ein, der gekündigt hatte oder gefeuert wurde, und stets musste sie ihre Crème brûlée zubereiten, für die sie für den James-Beard-Preis nominiert worden war. Ab und zu wurde ihr eine vielversprechende Stelle angeboten, so wie jene, die gerade zur Debatte stand. Bei jedem dieser Anrufe hielt sie kurz inne, bevor sie sagte: Nein danke, noch nicht . Dieses letzte Angebot aber hatte sie noch nicht abgelehnt.
    Dave wusste, was Kate zaubern konnte, wenn sie sich die Zeit nahm. An Elizabeths siebenunddreißigstem Geburtstag hatte sie einen dreistöckigen Schoko-Traum gebacken, für den sie einen ganzen Tag gebraucht hatte. An diesem Abend hatten die beiden Paare nach der dritten Flasche Wein das Scrabble-Brett hervorgeholt, aber Kate und Elizabeth hatten in ihrer Ausgelassenheit das Spiel sabotiert, Buchstaben geklaut und in Schlüpfrigkeiten umgeschoben. Sie hatten so lange von der Schokotorte genascht, bis ihnen schlecht geworden war, und sich geschworen, das jedes Jahr zu wiederholen.
    Doch Kate wollte Dave lieber nicht daran erinnern. Vor einer Woche wäre Elizabeth neununddreißig geworden.

    Die Dämmerung brach herein, und mit ihr setzte das Zirpen der Grillen ein. Dave trank sein zweites Bier aus und stand auf, um die leeren Teller ins Haus zu bringen. Kate folgte ihm mit den halbleeren Salat- und Soßenschüsseln. Die Küche sah im Grunde aus wie immer, nur unordentlicher. Auf den Arbeitsflächen lagen Tupperdosen, in den Regalen stapelten sich Kunstwerke der Kinder und alte Kataloge. Es hingen immer noch dieselben Bilder an der Wand: das Porträt eines jungen Mädchens, das ein Eis aß, und eine Ansicht zweier Stadthäuser aus rotbraunem Sandstein. In einem erleuchteten Fenster kämmte eine Mutter das lange Haar ihrer Tochter, und in einem anderen Fenster, ein wenig weiter entfernt, standen Menschen in einem schwach beleuchteten Zimmer auf einer Party zusammen, und eine Frau hatte den Kopf in ausgelassenem Gelächter zurückgeworfen. Kate hatte es nie besonders gemocht. Die Gegenüberstellung der beiden Szenen war irritierend, und selbst die Ölfarbe wirkte zäh und gereizt.
    An der Kühlschranktür erkannte sie die Fotos der Martins wieder: Schnappschüsse vom letzten Sommerurlaub in den Hamptons, Elizabeths schulterlange Haare hellblond von der Sonne, Fotos von Annas Geburtstag vor zwei Jahren und Weihnachten mit Daves Eltern wenige Jahr zuvor. In der Mitte hing eine Fotografie von Emilys Geburt. Elizabeth im Krankenhaushemd hielt das Neugeborene mit den verquollenen Äuglein an ihre Brust, ein Mona-Lisa-Lächeln auf den Lippen, festgehalten auf dem Gipfel dieser Mutterschaft, die niemals verblasste.
    Kate spürte einen Kloß im Hals, als sie versuchte, ihre Emotionen hinunterzuschlucken. Das Foto verschwamm, und Elizabeth und ihr blasses Nachthemd verschwanden in der farblosen Lakenlandschaft im Bett der Entbindungsstation. Kate blinzelte und atmete ruhig aus. Sie öffnete den Kühlschrank, stellte die Milch hinein und warf dann die Nachos und den Dip in den Mülleimer, Nacho für Nacho, um ein wenig Zeit zu gewinnen.
    Dave hatte nichts bemerkt. Mit dem Rücken zu ihr spülte er die Teller ab, um sie anschließend in die Spülmaschine zu stellen. Er murmelte irgendetwas, doch seine Worte gingen im laufenden Wasser unter. Sie schnappte nur Workshop auf.
    »Was sagst du?«
    »Es gibt da etwas, das du über ihren Malerei-Workshop wissen solltest.«
    Seine Stimme klang gelassen, aber er hatte die Schultern angespannt hochgezogen. Er drehte den Wasserhahn zu und wandte sich mit einem Geschirrtuch in den Händen zu ihr um.
    »Du kannst es ja auch direkt von mir erfahren. Sie wollte irgendeinen Typen in L. A. treffen.«
    Kate sah ihn an und versuchte sich an einen vorangegangenen Gesprächszusammenhang zu erinnern, doch es gab keinen. Sie musste annehmen, dass er über Elizabeth sprach.
    »Was meinst du
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