Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin
Autoren: Nichole Bernier
Vom Netzwerk:
schien, quer durchs Land zu reisen und von einem Säugling getrennt zu sein.
    Damals hatte sie Elizabeth das letzte Mal gesehen. Ihr Flieger hatte es nie über Queens hinaus geschafft. Von offizieller Stelle hieß es, es sei ein außergewöhnliches Unglück gewesen, ein Zusammentreffen ungünstiger Ereignisse – ungünstiger Wind, ein ungünstiges Steuer, eine ungünstige Entscheidung des Piloten. Jegliche tiefergehende Analyse des Absturzes oder der Willkür, dass Elizabeth gerade an Bord dieses Fliegers gewesen war, wurde schnell von den Ereignissen im September überschattet.

Zwei
    Es war Juni, und an der Haustür der Martins hingen noch immer die Papierherzen vom Valentinstag, die mittlerweile von der Sonne ausgeblichen waren. Dave öffnete die Tür, als Kate die Stufen hochging, gefolgt von Chris und den Kindern.
    »Meine Liebe, also wenn du nicht jedes Mal schöner bist, wenn ich dich treffe. Washington scheint dir irgendwie gutzutun. Komm her und lass dich umarmen.«
    Seine ausgebreiteten Arme waren athletisch und glichen eher denen eines Quarterbacks als eines mittelmäßigen Golfers, der vor Jahren ausgestiegen war. Er hatte es nie auf die vorderen Plätze der Rangliste geschafft, und sein Standardkommentar dazu war, dass sich bei einem großen Golfer alles im Kopf abspielen müsste, und dort wollte er wirklich nicht so viel Zeit verbringen. Jedes Mal wenn er das sagte, hörte Kate das Gelächter aus den Lachkonserven einer Sitcom.
    Sie löste sich aus seiner Umarmung und legte ihm kurz die Hand auf den Rücken, um ihm ihren Beistand zu signalisieren, ohne sich Klischees bedienen zu müssen. Er nickte kurz, dankbar. Ihr Blick fiel auf Jonah.
    »Wow, wie groß du geworden bist! Liegt das daran, dass du jetzt mit dem Kindergarten fertig bist?«
    Sie trat zur Seite, so dass Chris und die Kinder zu ihnen auf die Stufe kommen konnten.
    »Kinder, ihr erinnert euch doch an Jonah, oder? Wir haben ihm unsere Goldfische geschenkt, als wir umgezogen sind.«
    Sie machten große Augen. Es war ein Jahr vergangen seit ihrem letzten Besuch und beinahe zwei seit ihrem Umzug, eine Ewigkeit für das Gedächtnis von Vier- und Sechsjährigen.
    »Hey Mann«, sagte Chris und hob seine Hand, um Jonah zu begrüßen. Als seine Hand einsam in der Luft blieb, ließ er sie fallen und wuschelte dem Jungen stattdessen durch die Haare. »Wir haben uns ja ewig nicht gesehen. Wie läuft’s?«
    »Gut.« Jonah blinzelte in der Spätnachmittagssonne zu ihm auf. Die Lücke, wo seine Schneidezähne gewesen waren, wies die kleinen Zacken nachwachsender Zähne auf.
    »Weißt du schon, dass meine Mom tot ist?«
    Chris hielt in der Bewegung inne, und Dave sah auf den Boden. Mehrere Sekunden vergingen. Kate wartete darauf, dass Dave etwas Tröstendes zu seinem Sohn sagte oder ihnen erklärte, dass sein Verhalten nicht ungewöhnlich war, sondern Teil des Verarbeitungsprozesses. Er studierte jedoch weiter die Holzschwelle und bohrte seine Zehen in die Dielen.
    Chris hockte sich vor den Jungen, so dass er sich auf Augenhöhe mit ihm befand.
    »Ich weiß, Kumpel. Das tut mir wirklich leid. Meine Mom ist auch tot. Das ist ganz schön hart, was?«
    »Ja«, sagte Jonah. »Sie ist jetzt im Himmel und kümmert sich um Dads Hund. Und ich wünsche mir …«
    Aus der Küche drang ein elektronisches Geräusch, ein Instrument oder ein Videospiel, und er sah sich um und versuchte abzuschätzen, welche seiner Schwestern wohl welches seiner Spielzeuge benutzte. »Äh, ich wünsche mir nur …«
    Kate und Chris warteten mit angespanntem Lächeln. Es gab eine Menge, das er sich wünschen konnte, und nichts davon war leicht anzusprechen. Der Junge zog an einem Ärmel seines T-Shirts und verlor entweder den Faden oder ließ seinen Gedanken davonziehen.
    »Dad hat gesagt, wir fahren an meinem Geburtstag nach Disneyland. Stimmt’s, Dad?«
    Dave hob den Kopf wie jemand, der gerade aufwachte. »Klar, Großer. Das machen wir.«
    Er legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter und lächelte angestrengt.
    »Los, wir lassen unsere Freunde jetzt ins Haus und bieten ihnen was zu essen an, anstatt ihnen hier in der Tür die Ohren abzuquatschen.«

    Im Sommer war das Haus der Martins immer die Adresse für spätnachmittägliche Spieltreffs und Margaritas am Sandkasten gewesen. Ihr Garten war ideal, die Kinder sicher und doch so unauffällig eingezäunt, dass sie sich nicht eingeschränkt fühlten. Die einfache Schaukel war nicht so extravagant, dass die Eltern zu sehr achtgeben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher