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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou
Autoren: Robert Jordan
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Traum- Ter'angreale zu kopieren, und sie und Nynaeve hatten zwei an sich genommen, aber die anderen befanden sich jetzt im Besitz des Saals. Was bedeutete, daß Sheriam und ihr kleiner Kreis sie benutzen konnten, wann immer sie wollten, und vermutlich auch Lelaine und Romanda, obwohl diese beiden wahrscheinlich andere sandten, anstatt Tel'aran'rhiod selbst zu betreten. Bis vor kurzem hatte jahrhundertelang keine Aes Sedai Träume begangen, und sie hatten noch immer erhebliche Schwierigkeiten damit, die hauptsächlich dem Glauben entstammten, sie könnten es allein lernen. Dennoch war das letzte, was Egwene wollte, daß eine ihrer Anhängerinnen dieses Treffen heute nacht beobachtete.
    Als hätte der Gedanke an Spione sie empfindsamer gemacht, wurde sie sich plötzlich der Tatsache bewußt, von unsichtbaren Augen beobachtet zu werden. Dieses Gefühl war in Tel'aran'rhiod stets gegenwärtig, und nicht einmal die Weisen Frauen wußten warum, aber obwohl stets verborgene Augen dazusein schienen, waren vielleicht auch tatsächliche Beobachter zugegen. Und dabei dachte sie nicht an Romanda und Lelaine.
    Egwene ließ ihre Hand über die Säule gleiten, während sie langsam ganz darum herumging und den in tiefen Schatten liegenden Rotstein-Wald betrachtete. Das sie umgebende Licht wirkte nicht real. Jedermann in den Schatten würde dasselbe Licht um sich herum sehen, während die Schatten sie verbargen. Menschen erschienen, Männer und Frauen, flimmernde Bilder, die selten länger als wenige Herzschläge lang verweilten. Sie hatte kein Interesse an den Menschen, welche die Welt der Träume in ihrem Schlaf berührten. Jedermann könnte dies zufällig tun, aber glücklicherweise nur für Augenblicke und selten lange genug, um sich einer der Gefahren stellen zu müssen. Die Schwarze Ajah besaß auch Traum- Ter'angreale, die sie der Burg gestohlen hatte. Schlimmer noch -Moghedien kannte Tel'aran'rhiod genauso gut wie jede Traumgängerin. Vielleicht sogar noch besser. Sie konnte diesen Ort und jedermann darin sehr leicht kontrollieren.
    Egwene wünschte einen Moment, sie hätte Moghediens Träume ausspioniert, als die Frau eine Gefangene war, nur einmal, gerade so weit, um in der Lage sein zu können, sie zu erkennen. Aber selbst wenn sie ihre Träume identifizieren könnte, wüßte sie nicht, wo sie jetzt war. Außerdem hätte noch die Möglichkeit bestanden, gegen ihren Willen hineingezogen zu werden. Sie verachtete Moghedien gewiß genug, und die Verlorene haßte sie höchstwahrscheinlich grenzenlos. Was drinnen geschah, war nicht real, nicht einmal so real wie in Tel'aran'rhiod, aber man erinnerte sich daran, als wäre es so. Eine Nacht in Moghediens Gewalt wäre ein Alptraum gewesen, den sie wahrscheinlich den Rest ihres Lebens jedes Mal neu erlebt hätte, wenn sie schlafen gegangen wäre. Und im Wachzustand vielleicht ebenso.
    Eine weitere Umrandung. Was war das? Eine dunkle, königlich schöne Frau mit einer perlenbesetzten Haube und einem Gewand mit Spitzenhalskrause schritt aus den Schatten und verschwand wieder. Eine träumende Tairenerin, eine hohe Dame oder jemand, der eine zu sein träumte. Vielleicht war sie im Wachzustand eine einfache, rundliche Frau, eine Bäuerin oder Händlerin.
    Sie hätte besser Logain anstatt Moghedien ausspionieren sollen. Sie würde zwar auch nicht wissen, wo er sich befand, aber sie bekäme vielleicht eine Ahnung von seinen Plänen. Natürlich wäre es nicht wesentlich erfreulicher gewesen, in seine Träume hineingezogen zu werden als in Moghediens. Er haßte alle Aes Sedai. Es war notwendig gewesen, seine Flucht einzufädeln. Sie hoffte nur, der Preis würde nicht zu hoch sein. Vergiß Logain. Moghedien war die Gefahr, Moghedien, die sie vielleicht sogar hier -besonders hier - verfolgen könnte, Moghedien, die...
    Sie bemerkte plötzlich, wie schwerfällig sie sich bewegte und stieß einen verärgerten Laut aus, fast ein Stöhnen. Das wunderschöne Gewand war zu einer vollständigen Kettenpanzer-Rüstung geworden, wie sie Gareth Brynes schwere Kavallerie trug. Es fühlte sich so an, als ruhte ein Helm ohne Visier mit einer Spitze in der Form der Flamme von Tar Valon auf ihrem Kopf. Es war sehr ärgerlich. Sie mochte diese Art Kontrollverlust nicht.
    Sie verwandelte die Rüstung entschlossen zu dem, was sie bei ihren früheren Treffen mit den Weisen Frauen getragen hatte. Es war einfach eine Willenssache. Jetzt trug sie einen dunklen Tuchrock und eine lockere weiße Algodebluse - genau
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