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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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drehte den Heizkörper auf. Es plätscherte in den Rohren, als das warme Wasser einströmte. Er saß eine Minute dort, mit der Hand am Heizkörper, bis er fühlte, dass er warm wurde und er ihn nicht entlüften musste. Dann deckte er das Kind mit einer weiteren Decke zu.
    Das kleine Gesicht war immer noch in einen – wie er hoffte – festen Schlaf versunken, und er verzichtete darauf, die Wange zu streicheln.
    Schlaf, kleines Wunder, schlaf.
    Er wagte nicht, Laila mit Jerry allein zu lassen, besaß nicht das geringste Vertrauen in ihre Fähigkeit, Jerry gegenüber dichtzuhalten, falls dieser mit einer unangenehmen Frage kam, und so schloss er mit angsterfüllter Brust die Tür zum Gästezimmer und hoffte, hoffte, dass das Kind nicht aufwachen und anfangen würde zu schreien oder … zu singen. Die Töne, die er gehört hatte, würden alles durchdringen.
    Jerry saß am Küchentisch und schaufelte Butterbrote in sich hinein. Laila saß ihm direkt gegenüber und rang die Hände. Als Jerry Lennart erblickte, salutierte er und sagte: »Ahoj, Kapitän.«
    Lennart ging zum Kühlschrank und schloss die Tür, die noch einen Spaltbreit offen stand. Ein ansehnlicher Teil des Kühlschrankinhalts war auf dem Küchentisch aufgebaut worden, sodass Jerry eine akzeptable Auswahl hatte, während er seine Brote schmierte. Jerry biss von einem Sandwich mit Leberwurst, Käse und Gewürzgurke ab, nickte zu Laila hinüber und sagte: »Was zum Teufel ist denn mit Mama los? Die ist ja vollkommen neben der Kappe.«
    Lennart ersparte sich eine Antwort. Jerry leckte sich den Gurkensaft von den Fingern, die dick und unbeweglich waren. Früher waren sie einmal schmal und geschmeidig gewesen und konnten wie Vogelschwingen über den Gitarrenhals fliegen.
    Ohne Jerry anzuschauen sagte Lennart: »Wir sind ein bisschen beschäftigt.«
    Jerry grinste und begann sich ein neues Brot zu schmieren. »Warum seid ihr denn auf einmal beschäftigt. Ihr seid doch sonst nie mit irgendetwas beschäftigt.«
    Eine Tube mit Kaviarpaste lag vor Lennart auf dem Tisch. Jerry hatte sie in der Mitte zusammengedrückt, und Lennart begann den Kaviar demonstrativ an die Spitze der Tube zu drücken und das Tubenende aufzurollen. In seinen Schläfen begann sich ein leichter Kopfschmerz bemerkbar zu machen.
    Jerry vertilgte sein Butterbrot mit vier Bissen, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, verschränkte die Hände hinter dem Nacken und schaute sich in der Küche um.
    »Aha, soso. Ihr seid also ein bisschen beschäftigt.«
    Lennart zog seine Brieftasche heraus.
    »Brauchst du Geld?«
    Jerry verzog das Gesicht, als wäre das ein völlig neuer Gedanke für ihn, und schaute zu Laila hinüber. Er entdeckte etwas und legte den Kopf schief.
    »Was ist denn mit deiner Wange passiert, Mama? Hat er dich geschlagen?«
    Laila schüttelte den Kopf, wirkte dabei aber so wenig überzeugend, dass sie genauso gut Ja hätte sagen können. Jerry nickte und kratzte sich über die Bartstoppeln. Lennart hielt die geöffnete Brieftasche in der ausgestreckten Hand. DieSchweißelektroden an den beiden Seiten seines Kopfes kamen in Kontakt und schickten einen glühenden Draht aus Schmerz durch seinen Schädel.
    Mit einem plötzlichen Ruck erhob sich Jerry aus seinem Stuhl in Richtung Lennart, der sich instinktiv zurückzog. Jerry vollendete die Bewegung in etwas ruhigerem Tempo, und bevor Lennart reagieren konnte, war die Brieftasche von seiner Hand in Jerrys gewandert.
    Jerry summte vor sich hin, während er das Fach mit den Geldscheinen öffnete und mit den Überresten seiner kindlichen Fingerfertigkeit drei Hunderter zwischen Daumen und Zeigefinger klemmte, die Brieftasche zu Lennart zurückwarf und sagte: »Das kostet, weißt du.« Er ging zu Laila hinüber und strich ihr über das Haar. »Sie ist schließlich meine kleine Mama. Du kannst mit ihr nicht machen, was du willst.«
    Seine Hand kam auf Lailas Schulter zur Ruhe. Als ob es sich um eine echte Zärtlichkeit gehandelt hätte, ergriff Laila seine Hand und drückte sie. Sie nahm, was sie kriegen konnte. Lennart schaute zu und ekelte sich. Wie war aus diesen beiden Monstern seine Familie geworden? Zwei selbstmitleidige Fettaugen, die an ihm festklebten und ihn mit nach unten zogen, wie hatte es dazu kommen können?
    Jerry zog seine Hand zurück und machte einen Schritt auf Lennart zu, dessen Körper automatisch zurückzuckte. Selbst wenn der größere Teil von Jerrys gut hundert Kilo Körpermasse eher von Dönertellern als von Muskelarbeit
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