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Wolf

Titel: Wolf
Autoren: Jeany Lena
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die Besucher zu bespaßen. Mit dem Eimer ging er zum Eingang des Außenzaunes. Ein Blick zu dem kleinen Turm, in dem die Zuschauer freien Blick auf das Gehege hatten, zeigte ihm, dass er ziemlich voll war. Natürlich hier war es kühl und das Füttern der Raubtiere war immer eine Attraktion.
    Als nächstes zuckte sein Blick zum Ende des Geheges, wo Valerion so oft saß. Auch jetzt saß er dort, mit angezogenen Beinen, den Blick auf ihn gerichtet. Julian wandte sich ab und warf das erste Stück Fleisch ins Gehege. Nur langsam tauchten die Wölfe auf. Es war viel zu heiß. Erst am Abend würden sie wirklich fressen wollen. Trotzdem runzelte Julian die Stirn. Eigentlich hatte er es sich schon länger gedacht, doch jetzt war er sich sicher. Der graue Wolf, der zugegeben schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, fraß nicht mehr so viel, wie früher. Es schien ihm, dass er weniger schnell beim Futter war. Und er war dann zu langsam ein Stück zu ergattern. Julian warf wieder etwas weiter weg, sodass der eine Chance bekam. So richtig begeistert war der Graue aber nicht. Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als dem Tierarzt Bescheid zu sagen.
    Das nahm er sofort in Angriff, nachdem die Fütterung vorbei war. Der Arzt würde kommen, sobald der Park geschlossen hatte. Julian nickte erleichtert, ging wieder zum Gehege. Es war natürlich schwer zu sagen, weil die Wölfe ohnehin viel Zeit im Schatten liegend verbrachten, aber trotzdem glaubte er jetzt zu sehen, dass der Graue schlapper war als sonst.
     
    Am Abend führte er den Arzt also zum Gehege. Danach folgte die mühsame Prozedur, den Wolf von den anderen abzusondern und zu betäuben, damit der Arzt ihn untersuchen konnte.
    Es stellte sich heraus, dass dessen Zahnfleisch entzündet war.
    „Nicht so tragisch, aber er braucht Antibiotika“, meinte der Arzt, „Einmal mit der ersten Fütterung einmal mit der letzten. Fünf Mal insgesamt.“
    Julian seufzte und nickte. Hoffentlich nahm der Graue das an. War nicht immer sicher.
    Der Wolf kam wieder zu den anderen, wo er sich von der Betäubung erholen würde. Die erste Dosis hatte er natürlich schon jetzt bekommen. Die folgenden vier würde er ihm mit dem Futter verabreichen müssen.
     
    Also präparierte Julian am nächsten Morgen ein Stück Fleisch und machte sich an die Arbeit. Zuerst galt es den Grauen von den anderen wegzulocken, was er wieder machen ließ. Aber gerade, als er ihm das präparierte Stück zuwerfen wollte, schnappte ihm ein anderer Wolf das Fleisch weg und verschwand damit. Sofort stand der andere auf und trollte sich. Verdammt, schnell warf er das präparierte Stück hinterher, doch das schien den Grauen nicht zu interessieren. Genauso wenig wie die anderen.
    „Scheiße“, fluchte Julian. Wenn der das Medikament roch und daher das Stück nicht annahm, würde er vermutlich krepieren.
    Eine Bewegung aus den Augenwinkeln, ließ ihn den Kopf wenden. Erschrocken erstarrte er, als Valerion über den Zaun stieg.
    „Hey!“, rief er panisch. Mal ganz abgesehen davon, dass er überhaupt noch nicht hier sein dürfte - was tat er da?
    Julian lief los, doch er würde zu spät kommen. Den ersten Zaun hatte er schon überwunden. Verdammt konnte der nicht auf die Schmerzen in seinem Arm hören und loslassen?
    „Valerion!“, schrie er hektisch, kletterte ebenfalls über den Zaun.
    „Was machst du? Hör auf!“, seine Stimme überschlug sich fast, als Valerion schon den zweiten Zaun in Angriff nahm. Julian sprintete los, doch gerade, als er ihn packen wollte, sprang Valerion auf der anderen Seite zu Boden.
    „Bitte, komm wieder raus. Valerion!“, flehte er. Der reagierte wieder mal gar nicht, sondern lief langsam los. Julian folgte ihm außerhalb, starrte perplex zu ihm, als er das präparierte Stück Fleisch aufhob und auf den Grauen, der sich in einiger Entfernung niedergelassen hatte, zuging.
    „Valerion nicht!“, flüsterte er panisch. Plötzlich traute er sich nicht mehr, die Stimme zu erheben. Wenn er damit einen der Wölfe erschreckte?
    Da! Ein anderer lief auf ihn zu. Julians Herz hämmerte panisch in seiner Brust und er konnte sich kaum davon abhalten, hysterisch Valerions Namen zu kreischen.
    Der ging in die Knie, wandte sich dem Wolf zu, starrte ihn nur an. Tatsächlich hielt der Wolf an, knurrte tief in der Kehle. Valerion wich zum Grauen zurück, legte das Fleisch direkt vor ihm ab, ohne hinzusehen. Seine Finger waren grad mal fünf Zentimeter von den Zähnen des Wolfes entfernt!
    Doch der
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