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Wolf

Titel: Wolf
Autoren: Jeany Lena
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Er ging ins Büro, wo auch das Verbandsmaterial aufbewahrt wurde. Auch diese Türe ließ er offen. Bis er den Verbandskasten hervor geholt und das Richtige gefunden hatte, dauerte es, bis der Kerl zögernd den Raum betrat.
    Als Julian nach seinem Arm greifen wollte, zuckte der allerdings zurück. Seufzend meinte Julian: „Meine Güte, ich tu dir doch nichts.“
    Fragend sah er den Kerl an, die Hand fordernd ausgestreckt. Der Typ hatte offenbar ein Problem mit ihm, denn er atmete ziemlich hektisch, sein Blick hatte Julian fixiert.
    „Ich will es nur verbinden“, lockte Julian ihn. Warum war es ihm nur so wichtig? Er könnte ihn doch genauso auch zu einem Arzt schicken?
    Doch da kam der andere einen Schritt auf ihn zu, ohne den Blick von ihm zu lösen. Langsam hob er den Arm und mehr als zögernd legte er ihn in Julians Hand. Der lächelte, es schien ihm wie ein unendlicher Vertrauensbeweis zu sein.
    Über sich den Kopf schüttelnd, blickte er auf den Arm und stellte fest: „Da sollte noch ne Salbe drauf.“
    Sofort riss der andere den Arm zurück, was Julian ziemlich erschreckte. Keuchend stand der Typ da - zwei Schritte weiter von ihm entfernt, als noch Sekunden davor.
    Julian verbot sich, irgendwas dazu zu denken, wandte sich dem Koffer zu und holte die Wundsalbe heraus und gleich noch die Wundauflage dazu. Er wandte sich um, hielt die Tube demonstrativ hoch.
    „Nur eine Heilsalbe, damit es schneller verheilt“, erläuterte er. Der andere war noch immer auf Flucht programmiert, das sah Julian ihm genau an, doch er kam näher. Langsam, Schritt für Schritt. Julian regte sich nicht, hob nur wieder die Hand, wie zuvor. Wie bei einem verschreckten Tier wartete er darauf, dass der Kerl zu ihm kam. Der Vergleich war ihm zwar ein wenig peinlich, aber nichts desto trotz zutreffend. Nach Minuten wie ihm schien, lag die Hand des anderen wieder in seiner. Mit den Zähnen löste Julian den Verschluss und warnte: „Das wird vermutlich kalt sein.“
    Er wartete einen Moment, in dem der andere sich nicht regte. Behutsam drückte Julian einen Strang der Salbe auf den Arm, legte die Tube hinter sich ab. Als er die Hand hob, zuckte der andere, blieb aber wo er war. Julian ging nicht darauf ein, verstrich die Salbe vorsichtig. Mitten in der Bewegung hielt er inne, hob den Blick verblüfft zu dem Kerl. Hatte der jetzt echt geknurrt?
    Als er die zusammengebissenen Zähne realisierte, wurde Julian klar, warum. Das musste höllisch schmerzen. Eigentlich war es ja bewundernswert, wie wenig sich der das anmerken ließ. Er senkte den Blick wieder, strich weiter über dessen Arm. Dabei konnte er nicht umhin, den zu bewundern. Bisher nur aus der Ferne, war er aus der Nähe einfach nur geil. Die sehnigen Muskeln, die sich unter der Haut spannten, luden förmlich dazu ein, darüber zu streichen. Aber er beherrschte sich natürlich.
    Er nahm die Hände weg und der Kerl zog seinen Arm sofort zurück.
    „Warte“, sagte Julian schnell, bevor er noch abhaute. Vollkommen erstarrt, stand der Typ da.
    „Der Verband“, erinnerte Julian ihn, griff sich die Wundauflagen und den Verband. Langsam streckte der Kerl den Arm wieder zu ihm, sodass Julian die Auflage drauflegen und anschließend den Verband herumwickeln konnte. Als er ihn fixiert hatte, hielt er das Handgelenk fest und blickte den anderen an. Das Verlangen, den Namen zu erfahren hatte ihn erfasst. Doch als der zu zittern anfing, seinen Arm zurück ziehen wollte, verblasste das und er ließ ihn los.
    Als der Typ sich sofort umdrehte, sprudelte es unkontrolliert aus Julian: „Verrätst du mir deinen Namen?“
    Der andere hielt mitten im Schritt inne, erstarrte. Julian war sich sicher, dass er nichts sagen würde, doch er irrte sich.
    „Valerion“, schickte seine Stimme einen Schauer über Julians Rücken. Dann lief er aus dem Raum. Er ging nicht, er beeilte sich nicht - er sprintete los. Verblüfft folgte Julian ihm, sah ihn, wie er den Weg entlang lief. Seine Bewegungen erneut diese Geschmeidigkeit, dass Julian ihm einfach nur nachstarren konnte, bis er aus seinem Blickfeld verschwunden war.
    „Valerion“, flüsterte er vor sich hin. Es war ein ungewöhnlicher Name, doch er passte zu dem Kerl und er fand ihn schön. Noch lange, nachdem Valerion aus seinem Blickfeld verschwunden war, starrte er auf die Stelle, bis er sich blinzelnd seiner Umgebung wieder bewusst wurde.
    Was war nur mit ihm los? Kopfschüttelnd ging er wieder los, nahm dabei gleich das Futter mit. Es war wieder Zeit,
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