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Wofuer wir kaempfen

Wofuer wir kaempfen

Titel: Wofuer wir kaempfen
Autoren: Tino Kaeßner , Antje Kaeßner
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Modedesigner. Der Kanzler trägt Brioni.
    Seither wird das Fußballspiel in Afghanistan auch vom DFB und von deutschen Bundesligavereinen mit sehr viel Engagement unterstützt und das Auswärtige Amt startete das Projekt »Mädchenfußball in Afghanistan«, weil Frauen dort jahrelang keinen Sport ausüben, geschweige denn Fußball spielen durften.
    Viele deutsche Firmen und Freundeskreise aus Deutschland fördern die Schule mit Geld und Sachspenden. Die Schule ist ein Symbol für die jahrzehntelangen Beziehungen zwischen Deutschland und dem afghanischen Volk. Ein Symbol auch dafür, dass es Heilung geben kann für dieses verwundete Land. 1924 wird die Schule zur Förderung der Führungselite des Landes gegründet, mit starker deutscher Unterstützung. In der Blütezeit der deutsch-afghanischen Beziehungen arbeiten hier bis in die Achtzigerjahre neben afghanischen Lehrkräften 24 Lehrer aus Deutschland. Ein technisches Institut und eine Kunstschule werden angeschlossen. Während der sowjetischen Besatzung müssen fast alle deutschen Lehrer das Land verlassen und in den nachfolgenden Kriegswirren wird die Schule
fast vollständig zerstört. Als unter der Herrschaft der Mudschaheddin hier 1000 Kämpfer kaserniert werden, werden Bücher, Tische, Türen und Fenster verheizt, die Schuleinrichtung wird geplündert. Selbst die Elektrokabel werden wegen des Kupfers aus den Wänden gerissen. Einer Erfolgsgeschichte droht das Ende. 1998 aber wird der Unterricht wieder aufgenommen. Im Jahr 2002 beginnt mit Unterstützung der Bundesregierung der Wiederaufbau. Im Juni 2004 kommt Außenminister Joschka Fischer zum 80-jährigen Gründungsjubiläum in die Amani-Schule, um sie nach dem abgeschlossenen Wiederaufbau offiziell an die afghanische Regierung zu übergeben. Die Amani-Schule ist ein Leuchtturmprojekt der Bundesrepublik, das Hoffnung machen soll für ein friedliches Afghanistan. Heute werden hier über 3500 Schüler von 163 Lehrkräften – sechs davon aus Deutschland – unterrichtet.
     
    Tausende Schüler stehen an diesem Morgen afghanische und deutsche Fähnchen schwingend am Spielfeldrand und feuern ihre Mannschaft an. Unter den vielen erwachsenen Zuschauern sind etliche Deutsche. Kaum einer in ihrer Heimat weiß, dass über 4000 Bundesbürger in Kabul leben und arbeiten und wie eng die traditionellen Beziehungen zwischen Deutschland und Afghanistan sind.
    Auch für Tino ist das alles neu. Er ist begeistert: »Die Stimmung war genial – die haben da richtig Spaß gehabt. Von der ersten bis zur zehnten Klasse war alles auf den Beinen. Die Kinder haben ihre Scheu schnell abgelegt und sind immer lockerer mit uns Soldaten umgegangen. Die haben gestrahlt ohne Ende.«
    Die Soldaten finden sogar die Zeit und spielen Tischtennis mit den Jugendlichen, was das Verhältnis zusätzlich entkrampft. Sport kennt halt keine Grenzen.
    Trotz der lockeren Atmosphäre dürfen Stefan und Tino in ihrer
Konzentration nicht nachlassen. Sie stehen vor der Tribüne mit dem Rücken zum Spielfeld und kontrollieren die Umgebung. Über Funk sind sie mit den anderen Schutzkräften verbunden. Als Personenschützer müssen sie alles im Blick behalten, bis das Spiel unter großem Jubel zu Ende geht. Wer gewonnen hat, ist völlig zweitrangig. »1:0 für den Frieden!«, kommentiert Tino später im Auto.
    Auf dem Rückweg holen die Feldjäger noch den Kommodore des Luftwaffenstützpunkts von Termez am Kabul International Airport ab. Tino ist sich später sicher: »Die Spitzel waren überall in der Stadt. Oft haben wir gesehen, wie Afghanen hektisch zu ihrem Handy griffen, als wir vorbeifuhren. Wenn uns jemand den Tag über beobachtet hat, konnte er feststellen, dass wir immer wichtige Personen im Auto hatten – Anschlagsziele, deren Vernichtung Prestige bringen würde für die Taliban.«
    Stefan und Tino fahren gelöst und gut gelaunt ins Camp Warehouse zurück. Später werden sie immer wieder erzählen, wie sehr sie diese Begeisterung der vielen jungen Menschen beeindruckt hat. Hier erleben sie zum ersten Mal hautnah, dass ihre Arbeit sinnvoll ist – dass ein gefahrloses Miteinander in einer Schule wie der Amani-Schule Zukunft und Hoffnung bedeuten kann für dieses Land nach 30 Jahren Gewalt und Blutvergießen. Das Glücksgefühl der Kinder hat sich auf die Soldaten übertragen, die hier spüren, wofür sie kämpfen. Stefan wünscht sich, dass alle Kinder Afghanistans eines Tages ohne Angst vor Anschlägen und ohne die Anwesenheit von Soldaten Fußball
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