Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
wartet.«
    »Yale!«, sagte Peter. »Ausgezeichnete Universität.«
    »Ach was«, meinte Sam. »Yale ist nichts weiter als ein Wort mit vier Buchstaben. Griechenland, das wär’s!«
    »Passen Sie gut auf sie auf.« Augusta sah Joe eindringlich an.
    »Das werde ich«, beteuerte er, ihren Blick erwidernd.
    »Das solltest du auch«, sagte Clea, die neben Joe stand, mit erstickter Stimme. Skye nickte schweigend.
    »Ich verspreche es.«
    »Er bessert sich langsam, was seine Versprechungen angeht«, meinte Sam. »Das kann ich bezeugen.«
    »Jetzt reicht’s aber, Bruderherz«, sagte Joe drohend, doch sein Blick war liebevoll. »Warum fängst du nicht endlich an?«
    »Womit?«
    »Das Mädchen zu suchen.«
    »Was für ein Mädchen?«, fragte Sam errötend.
    Joe lachte. »Siehst du, du bist so verbohrt, du neunmalkluger Akademiker, dass du sie vergessen hast.«
    »Sam ist ein Schatz! Mit Sicherheit stehen die Mädchen vor seiner Tür Schlange«, sagte Clea.
    »Mag sein«, erwiderte Joe, den Blick auf seinen Bruder gerichtet, »aber es gab nur eine, die ihm wirklich etwas bedeutet hat. Leider hat er sie völlig vergessen.«
    »Nein, habe ich nicht«, widersprach Sam tonlos.
    »Sam hat eine Freundin?«, fragte Augusta. »Das freut mich aber. Wie heißt sie denn?«
    »Unwichtig«, sagte Sam nervös. »Wir wollten uns von Caroline und Joe verabschieden. Das ist doch wohl wichtiger.«
    Caroline lächelte. Das Mädchen, das eines Tages Joes kleinen Bruder bekommen würde, durfte sich glücklich schätzen. Plötzlich spürte sie Joes Hand auf ihrem Arm. Er küsste sie auf den Mund und sagte, es sei Zeit. Wehmütig umarmte sie alle ein letztes Mal: Clea, Skye, Sam, Peter und die Kinder und sagte ihnen, dass sie sie liebe, und versprach zu schreiben.
    Als die Reihe an ihrer Mutter war, zögerte sie.
    »Liebes, du machst es richtig.«
    »Danke, Mom.«
    »Wofür?«
    Dafür, dass du die Wahrheit angehört, Skye verteidigt, Joe ins Haus gebeten und den Mut aufgebracht hast, dich zu ändern, dachte Caroline. Und für das Geschenk, dass du deinen Töchtern heute Abend gemacht hast. Du hast uns einen Weg gezeigt, der uns unseren Vater wieder näher bringt. Wenn man mit Liebe beginnt, lässt das Verzeihen nicht lange auf sich warten. Aber diese Gedanken vermochte sie nicht in Worte zu fassen.
    »Für das fehlende Puzzleteil.«
    »Was ist es?« Augustas Augen leuchteten. »Es wäre schön, wenn wir es endlich gefunden hätten, aber ich sehe es nicht, Liebes.«
    Caroline und ihre Mutter umarmten sich, bis Clea und Skye ihr ins Ohr flüsterten, nun sei es genug, Caroline müsse gehen.
    »Immer noch keine Spur von Homer?«, fragte Caroline und blickte sich suchend um.
    »Wir haben am Strand nachgesehen, Tante Caroline«, antwortete Mark. »Dort war er nicht.«
    »Ich hätte mich so gerne von ihm verabschiedet.«
    »Er ist alt, Liebes«, meinte Augusta. »Ich sage es nicht gerne, ausgerechnet vor deiner Abreise, aber es heißt, dass sie sich verkriechen, wenn sie spüren, dass ihr Ende naht.«
    »Ich möchte ihn noch einmal sehen. Wir müssen ihn finden.«
    »Dann gibt es nur eines«, erklärte Sam.
    »Wir werden nicht abreisen, bevor du dich nicht von ihm verabschiedet hast«, sagte Joe.
    »Lasst uns im Wald nachsehen«, schlug Caroline vor und lief los.
     
    Sie eilten schweigend durch den Wald. Der Herbst hatte allenthalben Einzug gehalten. Es roch nach Laub, Fichtennadeln und Baumpilzen, die auf abgestorbenen Baumstümpfen wuchsen. Es war dieselbe Jahreszeit, in der sie Homer in ihrem Haus aufgenommen hatten, und die Erinnerungen weckten ein vages Gefühl der Wehmut in Caroline, eine leise Sehnsucht nach Dingen, die längst der Vergangenheit angehörten. Sie ging voraus, an dem trockenen Flussbett entlang, über den alten Friedhof, wo ihr Vater begraben war, bis zu dem kurvenreichen Weg, der den Hügel hinabführte, zurück nach Firefly Hill.
    »Homer!«, rief sie.
    Ihre Stimme hallte durch den Wald. Konnte er sie nicht hören? Homer kannte die Geräusche, wenn Koffer in den Wagen geladen wurden, die Aufregung vor einer Reise. Er hatte sie oft genug bei Caroline erlebt, und vermutlich hatte er gemerkt, dass sie abreisen wollte. Liebevoll dachte sie wieder daran, wie sie dem jungen Hund den Kopf getätschelt und ihn aus dem betonierten Zwinger im Tierheim geholt hatte. In der Ferne erklang ein Bellen. War das Homer?
    »Habt ihr gehört?« Sie spähte durch das dichte Gestrüpp. Eine breite Lichtung führte zum Sandstrand hinab. »Homer!« Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher