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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen
Autoren: Luanne Rice
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hatte Augusta geschwächt, aber sie wirkte froh und heiter wie nie zuvor.
    »Bitte die beiden herein, ja?«, forderte sie Skye mit einem Nicken auf.
    »Wen?«, fragte Skye.
    »Joe und Sam.«
    Skye stand vor Überraschung wie angewurzelt da. Dann setzte sie sich in Bewegung. Barfuß lief sie zum Auto, um Joe Bescheid zu sagen.
    »Was gibt’s denn, Mom?«, wollte Caroline wissen.
    »Ich habe etwas für deinen Freund.«
    »Für Joe?«
    Augusta nickte. Sie berührte ihre schwarzen Perlen und danach die Kameenbrosche. Caroline trug sie an einem schwarzen Samtband um den Hals.
    »Erinnerungen an Menschen, die wir lieben. Sie sind wichtig«, sagte Augusta.
    »Ich weiß.« Caroline hatte keine Ahnung, was das Ganze zu bedeuten hatte, doch wie es schien, bemühte sich ihre Mutter ernsthaft, Frieden mit Joe zu schließen.
    Die Fliegengittertür öffnete sich. Der Septemberabend war kühl, und ein Windstoß fegte herein. Skye stand lächelnd auf der Schwelle, gefolgt von Sam, Peter und Joe, der zögerte und dem Frieden offenbar nicht ganz traute. Caroline spürte, wie ihr Herz bei seinem Anblick schneller schlug. Er war groß und sah ungemein attraktiv aus in Jeans und weißem Hemd, das er in die Hose gesteckt hatte. Lächelnd sagte er Hallo.
    Augusta stand hoch aufgerichtet und majestätisch da, mit würdevoller Miene. Caroline sah, dass Joe sich forschend umschaute. Sein Blick fiel auf den alten Küchentisch, den Terrakotta-Fliesenboden, die alten Familienfotos, die Handabdrücke der Mädchen in Ton. Doch Caroline wusste, dass er an seinen Vater dachte, und sie streckte ihre Hand aus, und Joe hielt sie fest.
    »Hier war es«, sagte Joe.
    Augusta nickte.
    Joe blickte zu Boden, auf die Stelle, die Caroline ihm gezeigt hatte.
    Vier Schritte, und Augusta stand dort, wo James Connors Leiche gelegen hatte. »Genau hier.«
    Joe ging zu ihr. Caroline, die seine Hand losgelassen hatte, beobachtete ihn und ihre Mutter. Der Augenblick war bedeutungsschwer und sehr persönlich. Die Spannung zwischen der alten Frau und dem Sohn des Mannes, der am Tag vor Heiligabend in ihrer Küche gestorben war, war spürbar.
    »Er hat von Ihnen gesprochen«, sagte Augusta leise.
    Joe nickte mit gerunzelter Stirn.
    »Es tut mir Leid, Joe.« Augusta drückte ihm etwas Schweres, Goldenes in die Hand. »Bitte verzeihen Sie mir.«
    Joe musterte den Gegenstand, und als er ihn hochhielt, sah Caroline, dass es eine Uhr war.
    »Die Uhr meines Vaters.«
    »Ich habe sie an jenem Abend genommen. Wenn Sie wüssten …« Sie senkte den Kopf, bemüht, ihre Stimme wieder unter Kontrolle zu bringen. »Als es vorbei war, als Ihr Vater hier lag …«
    Caroline blickte Joe an, der sich die Tränen wegwischte. Sie wäre am liebsten zu ihm gegangen, aber das war eine Sache zwischen ihm und ihrer Mutter.
    »Caroline weinte bitterlich und sah immerzu auf Ihr Bild. Irgendetwas bewog mich, die Uhr an mich zu nehmen. Bitte verzeihen Sie mir, Joe. Ich weiß nicht, welcher Teufel mich damals geritten hat. Ihre Mutter hatte mir meinen Mann weggenommen, und deshalb nahm ich etwas, das von Rechts wegen ihr gehört hätte. Vielleicht war das der Grund. Ich weiß es nicht.«
    Joe nickte. Er betrachtete die Uhr von allen Seiten. Caroline wusste, dass Augustas Erklärung keine Rolle spielte. Sie ahnte, was die Uhr für Joe bedeutete, dass sie selbst für einen Schatzsucher eine unvergleichlich kostbare Erinnerung darstellte – die Augusta ihm nun zurückgegeben hatte.
    »Danke, Augusta«, sagte Joe. Dann umarmte er ihre Mutter, was Caroline völlig natürlich erschien. Augusta ließ ihren Stock fallen, um ihn ihrerseits in die Arme zu schließen.
    »Da gibt es nichts zu danken, Joe«, sagte sie, als sie ihre Hände löste.
    Aber Joe hielt sie fest und lächelte.
    »Was ist, mein Lieber?«
    »Ihre Perlen! Sie sind wunderschön.«
    »Oh.« Augusta errötete und strich stolz mit den Fingerspitzen darüber. »Hugh hat sie mir geschenkt. Schwarze Perlen sind selten, sie stammen aus einer bestimmten Bucht in der Südsee, irgendwo bei Tahiti oder in einer ähnlich paradiesischen Gegend. Aber das wissen Sie bestimmt. Schließlich sind Sie ja Schatzsucher.«
    »Sie erinnern mich eher an Carolines Augen.«
    Augusta sah ihre Tochter nachdenklich an.
    »Griechenland«, sagte sie nach einer Weile. »Hugh wollte immer mit mir dorthin.«
    »Ich wünschte, ich könnte die beiden begleiten«, ließ sich Sam vernehmen.
    »Sie kommen ja wieder«, entgegnete Clea. »Du weißt doch, Yale
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