Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
schmerzenden Beine nur leicht einknickten. Vielleicht hatte er einen Vogel vernommen oder ein Tier im Unterholz, denn sein zerzaustes Nackenfell sträubte sich und er bellte. Und dann rannte er so quicklebendig wie ein junger Hund über die Wiese zum Kiefernwald hinüber, und weg war er zwischen den Bäumen.
    »Wohin er wohl verschwinden mag?«, fragte Caroline.
    »Homer führt bestimmt ein Doppelleben«, antwortete Skye.
    »Vermutlich hat er eine Freundin in Hawthorne«, meinte Clea.
    »Ein hübsches Labradorweibchen, das gerne schwimmt und nichts gegen zerfetzte alte Handtücher hat«, sagte Skye.
    »Jemand, dem Homer seine Liebe schenken kann.« Eine solche Bemerkung sah Caroline so wenig ähnlich, dass Skye sich abwenden musste, damit ihre Schwestern die Tränen in ihren Augen nicht bemerkten und sich wieder Sorgen um sie machten.

[home]
    22
    A ls es Zeit war, Abschied zu nehmen, war Homer noch nicht zurückgekehrt. Alle anderen hatten sich auf Firefly Hill eingefunden: Augusta, Clea, Peter und die Kinder, Skye, Sam, Joe und Caroline. Augustas Verhalten war vorbildlich. sie machte keinen Versuch, Caroline zu einem Sinneswandel zu bewegen, und kam besser mit Joe aus, als alle zu hoffen gewagt hatten. Die Familie war komplett, bis auf Homer. Mark und Maripat waren an den Strand hinuntergeschickt worden, um ihn zu suchen. vielleicht war die Reaktion übertrieben – er war schließlich nur ein Hund –, aber er fehlte.
    Die Männer verstauten das Gepäck im Wagen. Es war ein strahlender Septembernachmittag, kühl, doch wolkenlos. Die Renwick-Frauen nutzten die wenigen Minuten, die sie für sich allein hatten, saßen am runden Tisch in der Küche und tranken Tee. Caroline war bereits in Reisekleidung. Sie trug ein dunkelgraues Kostüm, eine gestärkte weiße Bluse mit Stehkragen und die Kameenbrosche. Ihre Miene wirkte unerschütterlich, typisch Caroline. Augusta hatte sich angewöhnt, sie als matriarchalisch zu bezeichnen, was ihr jedes Mal einen schmerzlichen Stich versetzte.
    »Du siehst fantastisch aus, Liebes«, sagte Augusta.
    »Danke, Mom.«
    »Als stündest du über den Dingen, hättest alles im Griff. Ich wollte, ich wäre so heiter und gelassen wie du.«
    »Der Schein trügt. In meinem Innern herrscht das reinste Chaos«, entgegnete Caroline beherrscht. »Mir ist hundeelend.«
    »Vielleicht bist du schwanger«, meinte Clea freudestrahlend.
    Caroline blies in ihren Tee. »Bin ich nicht. Ich habe nur so ein seltsames Gefühl … als ob ich etwas vergessen hätte.«
    »Willst du denn nicht weg?«, fragte Augusta. »Du kannst es dir immer noch überlegen. Das sage ich aber nicht, weil ich Joe nicht mag. Das weißt du, oder?«
    »Du warst sehr nett zu ihm, Mom.«
    »Wenn du keine Lust hast, ihn zu begleiten, kannst du ja hier auf seine Rückkehr warten. Obwohl ich ihn, ehrlich gesagt, keine Sekunde aus den Augen lassen würde, wenn ich du wäre. Einen Mann, den man wirklich liebt, schickt man nicht alleine auf die griechischen Inseln. Viel zu gefährlich; er hat das gewisse Etwas!«
    »Mom, du kannst ihn nicht mit Dad vergleichen«, warf Skye lächelnd ein. »Und Caroline nicht mit dir.«
    »Das ist mir klar.« Augusta lächelte ebenfalls. Sie trug die bevorstehende Trennung mit Fassung. Wie hätte sie auch sagen können, was sie auf dem Herzen hatte? Ihre älteste Tochter verabschiedete sich genau in dem Moment, in dem sie Anstalten machte, endlich ihrer Rolle als Mutter gerecht zu werden.
    »Mom.« Caroline nahm ihre Hand.
    »Mach dir meinetwegen keine Sorgen«, sagte Augusta mit fester Stimme. Sie wusste, was sie ihren Kindern aufgebürdet hatte, die sie jahrelang sich selbst überlassen hatte.
    »Wir passen schon auf sie auf«, versprach Clea.
    »Oder sie auf uns«, sagte Skye.
    »Ach Skye«, seufzte Augusta. Sie war tapfer gewesen, aber bei Skyes Bemerkung und dem Anblick ihrer Tochter, deren schönes Gesicht kaum noch von den Prellungen entstellt war, hatte sie Angst, die Fassung zu verlieren.
    »Stimmt doch. Du hast dich zwischen Simon und mich geworfen, um mich zu beschützen, Mom.«
    »Ja, da hast du Recht. Dazu wäre ich früher nicht fähig gewesen. Euch Mädchen zu beschützen …«
    »Aber jetzt«, bestätigte Caroline.
    »Ich wünschte, euer Vater wäre bei uns.«
    »Ich auch.« Caroline hatte einen Kloß im Hals. »Ich glaube, das ist es. Erinnerst du dich, Mom, worüber wir neulich gesprochen haben? Das fehlende Teil im Puzzle?«
    »Du meinst Dad?«, fragte Clea.
    »Ja, Dad«, antwortete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher