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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist
Autoren: Anna McPartlin
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Artikel über einen neu entdeckten Baumfrosch in Sri Lanka zuwandte. «Jetzt seht euch mal diese komischen roten Augen an. Wenn Frösche töten könnten   …»
     
    Harris Verlobter James mochte Frösche. Er glaubte, sie seien notwendig für das Gleichgewicht des Ökosystems. Er hatte eine merkwürdige Vorliebe für Amphibien und Reptilien. Wo andere sich ekelten, geriet er in Verzückung.
    «Hast du gewusst, dass Schlangen eine hundertprozentige Erfolgsquote haben, wenn sie zuschnappen?», hatte er sie bei ihrem ersten Treffen beiläufig gefragt.
    «Nein, das wusste ich nicht», hatte sie geantwortet, während sie dachte, dass dieser Typ komplett irre sein musste und sie vermutlich besser auf den Nachtisch verzichtete.
    Er glaubte, dass Reptilien zu Unrecht so einen schlechten Ruf hatten. «Was haben denn die Eidechsen jemals irgendwem angetan?»
    Sie antwortete nicht und hoffte, er würde das Thema wechseln. Tat er aber nicht. Stattdessen erzählte er ihr von seiner Lieblingsschlange. Sie hieß Ronnie. Er hatte sie drei Jahre als Haustier gehalten, bis sie an Organversagen gestorben war. Er gab sich selbst die Schuld daran, weil er nicht bemerkt hatte, dass es Ronnie schlechter ging. «Er hat gar nicht krank ausgesehen», sagte James kopfschüttelnd. Harri überlegte kurz, wie eine kranke Schlange wohl aussehen mochte. «Ich habe diese Schlange geliebt.»
    Eine niedliche kleine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. Später erkannte sie, dass sich diese Falte immer zeigte, wenn er aufgeregt war. James war Architekt. Er interessierte sich leidenschaftlich für alles, was mit Gebäuden zu tun hatte. Er übernahm nicht einfach nur Aufträge – er war ein Künstler und wollte immer die perfekte Lösung. Er kümmerte sich um jedes Detail, vom Fundament bis zum Dach, und wenn ein Gebäude fertig war und er voller Stolz einen Rundgang machte, dann wirkte er fast wie ein Rockstar, der auf die Bühne des ausverkauften Wembley-Stadions trat. James war ein Baumeister aus einem anderen Zeitalter, und dennoch kämpfte er erbittert für den Naturschutz und arbeitete ausschließlich mit umweltverträglichen Materialien.
    Sie hatten sich sechs Jahre zuvor bei der Arbeit kennengelernt. Er baute ein Haus, und Harri kümmerte sich zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Susan Shannon um die Inneneinrichtung. Damals hatte Susan gesagt, sie hoffe, James sei nicht dumm, denn wenn er einen auchnur einigermaßen akzeptablen IQ hätte, müsse Harri ihn heiraten. Harri hatte nur gelacht und die Sache vergessen. Susan spielte gern die Kupplerin. Sie behauptete, das sei ihr Ersatz für Sex. Ihrer Meinung nach stimmte zwischen Harri und James die Chemie, und sie war richtig glücklich, als sich nach ein paar Wochen herausstellte, dass sie recht gehabt hatte.
    Susan war vor kurzem sechsundvierzig geworden und hatte von ihrem Mann zum Geburtstag einen Gartenschlauch bekommen. Einen teuren Gartenschlauch mitsamt einer Menge Zusatzgeräte, sodass man sowohl die Steinfliesen auf der Terrasse reinigen als auch die Pflanzen gießen konnte, aber am liebsten hätte Susan ihren Mann mit diesem Schlauch erwürgt.
    «James käme nie auf die Idee, mir einen Gartenschlauch zu schenken», sagte Harri, und das stimmte, so etwas würde er nicht tun. Allerdings erwähnte sie nicht, dass er nach einem Fernsehbericht über Datenklau einen Aktenvernichter gekauft hatte.
    Susan schüttelte seufzend den Kopf. «Was ist nur aus der Romantik geworden?»
    «Ich glaube, die ist dem Feminismus zum Opfer gefallen.»
    «Das war eine rhetorische Frage, und außerdem denkst du zu viel nach.»
    Das stimmte. Harri dachte zu viel nach. Dass sie so viel grübelte, war vermutlich sogar ihr größtes Problem.
    Zwei Tage jedenfalls nachdem Susan festgestellt hatte, dass James sicher ein prima Ehemann sei, fragte er Harri, ob sie Lust auf eine Verabredung mit ihm hätte.
    Auch wenn ihr erstes Date etwas seltsam begonnen hatte, so wurde es doch interessanter, als er sie nach Hausebrachte und sie in seinem Auto vor dem Haus standen, in dem sie sich eine Wohnung mit einer blauen Lidschatten, Gymnastikanzug und Ballonrock tragenden zeitgenössischen Tänzerin namens Tina Tingle eine Wohnung teilte.
    Als das Auto anhielt, legte sie ihre Hand sofort auf den Türgriff, um ihm klarzumachen, dass sie gleich aussteigen würde.
    «Tut mir leid», sagte er, «ich bin ein bisschen aus der Übung.»
    «Das macht nichts.» Sie wurde rot. Seine Direktheit war ihr peinlich.
    «Ich hab’s
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