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Wir vom Brunnenplatz

Wir vom Brunnenplatz

Titel: Wir vom Brunnenplatz
Autoren: Christine Fehér
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die sofort ihre Arme um seinen mageren kleinen Körper schlang und ihm über sein fitzeliges weißblondes Haar strich. Ein paar von den Kindern aus den anderen Hochhäusern, die auch am Springbrunnen gespielt hatten, rannten weg. Ich überlegte, ob wir das auch tun sollten, doch die Meckerliese hatte noch immer Celina in ihrer Gewalt. Die wand sich unter ihrem Griff und versuchte sich loszureißen. Als es ihr gelungen war, zog die Meckerliese ab. Beim Gehen schwankte sie hin und her wie eine Ente und schimpfte so lange weiter vor sich hin, bis sie um eine Häuserecke verschwunden war. Emma eilte zu Hammer und streichelte ihn.
    »Bist du verletzt?«, fragte Hung. Er schob Celinas Ärmel hoch und untersuchte ihren Oberarm, an dem ein paar rote Stellen zu sehen waren. Abdrücke von dem harten Griff der Meckerliese.
    »Daraus können sich Blutergüsse entwickeln«, meinte er. »Du kannst sie anzeigen, wegen Körperverletzung.«
    »Mach ich auch!«, sagte Celina. »Und die Arztkosten kann sie mir auch bezahlen.« Als sie ein paar Minuten später noch einmal nachsah, waren die roten Stellen aber schon wieder weg und auch keine blauen Flecken zu sehen.
    »Glaubst du, die Meckerliese ruft wirklich bei Celinas Eltern an?«, fragte ich Kerim später, als wir gerade etwas abseits von den anderen standen und einen Flummi auf und ab hüpfen ließen, den Kerim auf dem Platz gefunden hatte.
    »Quatsch«, antwortete er und lachte. »Damit droht sie bloß immer, wenn einer von uns was angestellt hat. Sie weiß nicht mal, wie Celina mit Nachnamen heißt.«
    Mir war die Meckerliese trotzdem unheimlich und ich glaube, Emma hatte sogar richtig Angst vor ihr. Schließlich konnte man nie wissen, ob sie sich nicht doch mal irgendwann bei unseren Eltern beschwerte, wenn wir etwas getan hatten, was man eigentlich nicht darf. Oder sogar bei der Polizei. Im Stillen hoffte ich, wir würden ihr nicht allzu oft begegnen.
    Wir spielten Fangen in einem fest vereinbarten Feld rund um den Brunnen. An einer Bank mit einem Müllkorb daneben konnte man sich erlösen, und fast jeder war mindestens einmal Fänger gewesen, bis es uns langweilig wurde. Emma und Celina stritten sich sowieso gerade, ob Celina sich erlöst hatte, bevor Emma sie antippte, oder nicht. Schließlich gab Emma nach und kam zu Kerim und mir.
    »Wo ist eigentlich Rima?«, fragte sie. Mit ihr hatte sie sich ja so gut verstanden, als wir am ersten Abend mit Kerims Familie gegessen hatten. Mir war noch gar nicht aufgefallen, dass sie fehlte. Aber für Emma wäre es vielleicht schöner gewesen, mit Rima zu spielen als mit Celina.
    »Oben«, antwortete Kerim. »Immer kann sie nicht mit rauskommen. Wenn meine Mama zu tun hat, muss sie auf das Baby auf passen.«
    Emmas Augen begannen zu leuchten. Kleine Babys mag sie fast so gern wie Tiere. Wahrscheinlich wäre sie am liebsten zu Rima gerannt und hätte ihr beim Babysitten geholfen. Aber genau in dem Moment wackelte Hammer auf sie zu und kratzte mit der Vorderpfote an ihrem Bein.
    »Kommt sie morgen?« Emma beugte sich zu Hammer hinunter und streichelte seine kleinen Ohren.
    »Kann schon sein«, meinte Kerim achselzuckend. »Ich kann ja heute Abend mal meine Mutter fragen.«
    Wir spielten weiter. Benni wollte unbedingt unseren Flummi haben, aber er warf ihn immer ganz schräg, sodass wir ewig hinterherlaufen mussten, um ihn zurückzubekommen. Die drei Mädchen versuchten Hammer beizubringen, um sie herum im Slalom zu laufen, aber er setzte sich immer wieder hin. Hung hatte ein Stück Schnur aus seiner Hosentasche gezogen und übte Knotentricks.
    »Hat jemand von euch was zu naschen mit?«, fragte Celina irgendwann. Violetta holte ein Päckchen Zimtkaugummi aus ihrer kleinen silberfarbenen Umhängetasche und gab ihr einen. Sofort wurde sie auch von allen anderen bestürmt, jeder wollte etwas abhaben. Auch Emma und ich bekamen einen Kaugummi von ihr, und ihren letzten Streifen teilte Violetta mit Benni. Kerim hatte noch ein paar gesalzene Kürbiskerne dabei und verteilte sie ebenfalls.
    »Ich hab ein bisschen Geld mit«, sagte Hung und zog zwei Münzen aus seiner Hosentasche. »Aber leider nur vierzig Cent. Wenn jemand von euch auch noch was hat, können wir Süßigkeiten kaufen gehen!«
    Außer ihm hatte aber niemand Geld.
    »Ich könnte schnell nach oben gehen und meine Mutter fragen«, schlug ich vor. »Sie hat Emma und mir das Taschengeld für diese Woche noch gar nicht gegeben.«
    »Das hat sie nicht gemacht, weil sie die ganze Zeit Kisten
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